Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
stationierten 111. Bomberstaffel der Nevada Air National Guard. »Erinnern Sie sich noch an mich, General?«
Der türkische Offizier brauchte nur einen Augenblick, um sie wieder zu erkennen, worauf sein bisher finsterer Gesichtsausdruck sich schlagartig aufhellte. »Major … nein, Oberst Rebecca!«, rief er aus. »Natürlich erinnere ich mich an Sie! Wie schön, Sie wieder mal zu treffen!«
»Ja, wir haben uns lange nicht mehr gesehen«, sagte Rebecca. »Ich freue mich, Sie wieder zu sehen, aber die damalige Zeit würde ich lieber vergessen.«
Rebeccas Einheit war die einzige Staffel in den Vereinigten Staaten, die das fliegende Schlachtschiff EB1C flog. Bis ihr neuer Stützpunkt Battle Mountain, Nevada, bezogen werden konnte, waren ihre sechs Bomber EB1C vorläufig auf der zum Nellis-Komplex gehörenden Tonopah Test Range (TTR) in Westnevada stationiert.
Sie hatte Sivarek vor einigen Jahren im russischukrainischen Krieg kennen gelernt, als ein machtbesessener russischer Präsident versucht hatte, Teile der ehemaligen Sowjetunion mit Gewalt wieder zu vereinigen. Unter dem Vorwand, russische Bürger würden von der Regierung der Ukraine unterdrückt, hatten die Russen mit starken Kräften angegriffen, um die ehemalige Sowjetrepublik zurückzuerobern. Als die Ukraine unerwartet starken Widerstand geleistet hatte, hatte Russland taktische Kernwaffen eingesetzt. Um keinen atomaren Weltkrieg zu riskieren, hatten die Vereinigten Staaten nur einige taktische Luftwaffeneinheiten in die Türkei verlegt – auch eine Staffel der Air Force Reserve aus Plattsburgh, New York: Rebecca Furness’ alte Einheit mit Bombern des Baumusters RF111G Vampire, eines Vorläufers der jetzigen EB1C Megafortress.
Obwohl Rebeccas Staffel sich damals bei ihren Einsätzen gegen Russland bewährt hatte, herrschte in der Türkei der Eindruck vor, NATO und USA hätten ihre türkischen Verbündeten im Stich gelassen. Obwohl bei russischen Angriffen mehrere Stützpunkte in der Türkei zerstört und ein halbes Dutzend Kriegsschiffe versenkt worden waren, hatten die Vereinigten Staaten sich geweigert, stärkere Verbände gegen Russland einzusetzen. Nur das Heldentum von Rebeccas winziger Einheit und die verzweifelte Tapferkeit der Überreste der ukrainischen Luftwaffe hatten eine Ausweitung des Kriegs verhindert und die Türkei gerettet.
»Die Welt ist wirklich klein«, sagte der türkische General. »Sie sehen gut aus, Oberst Rebecca. Und ich freue mich, dass Sie offensichtlich Karriere gemacht haben.«
»Oh, vielen Dank, General«, antwortete Furness mit einer angedeuteten kleinen Verbeugung.
Sivarek, der sie mit zusammengekniffenen Augen gemustert hatte, nickte anerkennend. »Und bei welcher Einheit sind Sie jetzt?«
»Ich bin bei der Nevada Air National Guard«, antwortete Rebecca. Sivarek registrierte interessiert, dass sie keine Details nannte. »Wir nehmen an einigen Luftkampfübungen mit Ihrer Staffel und den Ukrainern teil.«
»Ausgezeichnet. Leider fliegt Ihre Luftwaffe keine RF111 mehr. Wir hätten uns gern mal mit ihnen gemessen.« Er nickte zu den Bombern Tu22M3 hinüber. »Mit diesen Walen werden wir leicht fertig.«
»Vielleicht haben sie einige Überraschungen für Sie parat.«
»Wir sind ihnen schon früher begegnet, wenn sie zu Ausbildungs- und Patrouillenflügen über dem Schwarzen Meer unterwegs waren«, sagte Sivarek. »Die Ukrainer scheinen eine gewisse Scheu davor zu haben, ihre Möglichkeiten ganz auszureizen. Das ist verständlich, nehme ich an. Aber ich hoffe, dass die NATO sich nicht zu viel von ihnen erwartet.«
»Vielleicht können wir ihnen helfen, ihre Taktik zu verbessern.«
Sivarek nickte, dann verfinsterte seine Miene sich wieder. »Ihre neuen Freunde in Osteuropa, nicht wahr?«, meinte er schmallippig. »Obwohl die Türkei seit über zwanzig Jahren hierher kommt, um an Red Flag und anderen Übungen teilzunehmen, können wir in unserer Region kaum auf amerikanische Unterstützung rechnen. Aber wenn die Ukraine sich der NATO annähern möchte, wird der rote Teppich für sie ausgerollt.«
»Das ist nicht ganz zutreffend, glaube ich«, sagte Rebecca. Aber sie wusste, dass er zumindest teilweise Recht hatte. Im russischukrainischen Krieg hatte die Türkei schwere Verluste erlitten, aber nach Kriegsende waren die Beziehungen zwischen der Türkei und dem Westen auf ihren früheren Stand zurückgefallen, als habe es diesen Krieg nie gegeben. Statt westliche Hilfe bei der Modernisierung seiner Streitkräfte zu
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