Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
beschützt, die Anschläge auf unsere christlichen Brüder verüben. Muslimische Banditen können sich jetzt ungehindert auf dem Balkan bewegen, unschuldige Christen ermorden und unter dem Schutz der NATO mit Drogen handeln – und erhalten vom Iran und SaudiArabien jedes Jahr weiterhin Waffen für viele Millionen Dollar, die sie zum Teil weiterverkaufen. Das alles erscheint mir absolut unsinnig.«
»Mir natürlich auch, Herr Schramm«, sagte Filippow. »Ich bin völlig Ihrer Meinung. Aber wir müssen behutsam vorgehen. Der russische Angriff auf Kukës war ein emotional geprägter Schlag gegen Terroristen. Obwohl ich persönlich Gewalt verabscheue, habe ich dieses Unternehmen gern unterstützt. Aber wir dürfen nicht zulassen, dass die Situation außer Kontrolle gerät. Die Muslime werden zweifellos einen Vergeltungsschlag gegen die KFOR-Friedenstruppe führen. Wir müssen uns davor hüten, Südosteuropa in Brand zu stecken, nur weil wir den Tod unserer Soldaten rächen wollten.«
»Diese Gefahr besteht wirklich, Herr Filippow«, stellte Schramm fest. »Vor allem jetzt, wo die Vereinigten Staaten sich aus der KFOR zurückgezogen haben.«
»Ich stimme Ihnen völlig zu, Herr Minister«, sagte Filippow. »Die einzige Möglichkeit, die Spannungen auf dem Balkan zu vermindern und unseren Nationalstolz zu retten, besteht darin, den letztlich unsinnigen brutalen Kurs zu verlassen, den wir bisher gesteuert haben. Die Blutgier der feindlichen Parteien auf dem Balkan ist das Leben keines einzigen Deutschen oder Russen wert.«
»Ich habe seit langem für ein konstruktives Disengagement auf dem Balkan plädiert«, stellte Rolf Schramm fest. »Damit habe ich jedoch nie gemeint, wir sollten einfach abziehen wie die Amerikaner – das lässt nur ein Machtvakuum entstehen, das Aggressoren beider Seiten für ihre Zwecke auszunutzen versuchen werden. Die ohne Konsultationen getroffene Entscheidung des amerikanischen Präsidenten, die US-Truppen aus Europa abzuziehen, war äußerst unverantwortlich. Aber ich versuche seit langem, einen Plan auszuarbeiten, der uns einerseits den Abzug der Bundeswehr aus dem Krisengebiet gestattet, während er uns andererseits eine aktive, mitbestimmende Rolle beim Aufbau friedlicher Strukturen in dieser Region sichert.«
»Ich weiß, dass das Ihr Anliegen ist, Herr Minister – ich erinnere mich gut, wie Sie als Oppositionsführer die Bereitschaft der vorigen Regierung, alle Winkelzüge der USPolitik mitzumachen, immer scharf gegeißelt haben«, sagte Filippow. Das stimmte nicht ganz, denn politisch stand Schramm unzweifelhaft viel weiter rechts als sein Vorgänger im Auswärtigen Amt; er hatte sich mehrmals für einen deutschen Rückzug aus der KFOR ausgesprochen, aber er war sicher kein Willy Brandt oder Helmut Kohl – seine europäische Vision war auf das beschränkt, was nötig gewesen war, um ihn auf seinen jetzigen Posten zu hieven. »Was haben Clinton oder Martindale schon von europäischer Politik verstanden? Ihnen ist’s nur darum gegangen, den USKongress und ihre Wähler zufrieden zu stellen. Sie haben die Balkankrise zu ihrem eigenen Vorteil ausgenutzt. Da die Amerikaner sich jetzt verabschiedet haben, fällt Deutschland und Russland die Aufgabe zu, in Europa die Führungsrolle zu übernehmen.«
»Sehr gut gesagt, Herr Filippow. Wir sollten uns aus den Kämpfen zurückziehen, aber trotzdem im Krisengebiet präsent bleiben«, fasste Schramm zusammen. »Die amerikanischen Versuche, eine Pax americana zu erzwingen, sind nicht nur auf dem Balkan, sondern auch im Nahen Osten, auf dem indischen Subkontinent und sogar in Irland fehlgeschlagen. Nachdem die Amerikaner nun den Schwanz eingezogen haben und weggelaufen sind, müssen wir in unserem eigenen Hinterhof für Recht und Ordnung sorgen.«
»Gut ausgedrückt, Herr Minister«, stimmte Filippow zu. »Russland ist einzig und allein daran interessiert, unsere slawischen Brüder vor der zunehmenden Woge der Anarchie und Gewalt durch muslimische Separatisten, die fundamentalistische Regime errichten wollen, in Schutz zu nehmen. Ob der Kosovo ein unabhängiger Staat oder eine muslimische Enklave wird, kann uns gleichgültig sein. Versuchen die Muslime jedoch, die Rechte der Christen auf ihre historischen Stätten oder das Land ihrer Vorfahren zu missachten, sind wir zur Hilfeleistung verpflichtet. Und wenn radikalislamische Staaten wie Albanien versuchen, ihr Dogma von Einschüchterung, Mord und Terrorismus in die kleineren, schwächeren
Weitere Kostenlose Bücher