Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
Balkanprovinzen zu exportieren, liegt es in unserem Interesse, solche Bestrebungen mit allen notwendigen Mitteln zu unterbinden.«
»Und Deutschland wünscht auf dem Balkan nur Frieden, Sicherheit, stabile wirtschaftliche Verhältnisse sowie Handels- und Informationsfreiheit«, sagte Schramm. »Wir wollen erreichen, dass unsere Freunde in Bosnien und Kroatien vor Schikanen und Bürgerrechtsverletzungen durch Muslime und serbische Extremisten sicher sind. Wir stehen den Serben keineswegs feindlich gegenüber – wir wünschen nur eine friedliche Koexistenz zwischen allen Bevölkerungsgruppen. Wir müssen unseren Beitrag dazu leisten, die überlieferten Feindbilder, die einen Frieden auf dem Balkan schon allzu lange verhindert haben, endgültig abzubauen.«
»Dem schließe ich mich gern an«, sagte Filippow herzlich. »Russland wird alles in seiner Macht Stehende tun, um diese Ziele zu fördern. Wie Deutschland wollen auch wir Frieden auf dem Balkan und sind politisch und kulturell in der Lage, Einfluss auf serbische Aktivitäten zu nehmen, die der friedlichen Lösung des Balkankonflikts entgegenstehen. Wir können sicher dazu beitragen, radikale serbische Elemente daran zu hindern, die Handels- und Informationsfreiheit im Balkanraum zu stören.«
»Das wäre ein großzügiger, äußerst wertvoller Beitrag zum Friedensprozess«, stimmte Schramm zu. »Aber ich finde, es müsste ein Quidproquo geben. Was könnten Sie vorschlagen?«
»Deutschland ist vor allem eine stabilisierende, unabhängig gesinnte, starke Macht in Europa«, behauptete Filippow so aufrichtig wie möglich, während sein Verstand auf Hochtouren arbeitete, um genau die richtige Mischung aus Schmeichelei und Vertraulichkeit zu finden, die Schramm begierig schlucken würde. Filippows Sekretär hörte mit offenem Mund zu, wie sein Chef buchstäblich eine Art deutsch-russischer Allianz erfand, während er im Bademantel in seinem Schlafzimmer stand! »Es ist der bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste Staat Westeuropas und verdient eine Führungsrolle, die weit über die hinausgeht, die USA und NATO Ihnen bisher zugebilligt haben. Und nachdem die Vereinigten Staaten dem westlichen Verteidigungsbündnis jetzt den Rücken kehren, steht für mich fest, dass Deutschland seinen rechtmäßigen Platz als Führer der Europäischen Union einnehmen muss. Soll die North Atlantic Treaty Organization doch zerfallen! Sie hat ihren Zweck erfüllt und ist nur mehr ein in die Jahre gekommener, schwerfälliger, sogar gefährlicher Anachronismus.«
»Wenn Deutschland also die westeuropäischen Staaten kontrolliert, zügelt Russland dann die osteuropäischen Staaten?«, fragte Schramm. »Arbeiten Deutschland und Russland zusammen, um eine dauerhafte europäische Friedensordnung zu schaffen?«
»Genau! Sehr gut ausgedrückt!«, sagte Filippow. »Wir haben keinen Grund, gegeneinander zu arbeiten, wenn gemeinsame Ziele und gemeinsame Feinde uns eigentlich zusammenschweißen müssten.«
»Manche Leute werden sagen, das erinnere zu sehr an den Hitler-Stalin-Pakt vor dem Großen Vaterländischen Krieg.«
»Unsere Staaten haben sich seither radikal verändert – die Welt ist anders geworden«, erwiderte Filippow. »Die faschistischen oder kommunistischen Regime in unseren Ländern gehören der Vergangenheit an. Wir leben in stabilen, demokratischen, offenen Gesellschaften, in denen nicht größenwahnsinnige Diktatoren, sondern Recht und Gesetz und das Volk herrschen. Und ich schlage zunächst kein Bündnis vor, obwohl wir darüber in Zukunft sicherlich nachdenken könnten. Ich schlage lediglich vor, dass wir unseren jeweiligen Einfluss geltend machen, um Ost- und Südosteuropa Frieden und Stabilität zu bringen.«
»Ein bestechender Gedanke, Herr Filippow«, sagte Schramm. »Wir vereinigen unsere Kräfte, um dem Balkan Frieden zu bringen. Wir werfen alten Ballast ab und schmieden gemeinsam neue, stärkere Bande.«
»Genau«, bestätigte Filippow. Sein Sekretär, der eifrig Stichworte auf einen Notizblock gekritzelt hatte, zeigte diese jetzt seinem Chef, damit dieser versuchen konnte, weitere Themen anzuschneiden, solange der deutsche Außenminister ihm Gehör schenkte. »Und es gibt viele weitere Felder, auf denen wir ebenfalls kooperieren könnten«, sagte Filippow, dessen Verstand wieder fieberhaft arbeitete, während er versuchte, sich neue gemeinsame Projekte zur Untermauerung dieses außenpolitischen Glücksfalls auszudenken.
»Zum Beispiel?«
Filippow las
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