Brown, Dale - Patrick McLanahan - 09 - Mann gegen Mann
ausgeschaltet werden mussten, waren die Flakstellungen. Wie in den meisten Staatsbetrieben aus Sowjetzeiten standen auf den Dächern der Teppichfabrik Kukës mehrere Flakgeschütze, hauptsächlich 37-mmZwillingsflak mit optischem Visier, daneben schwerere 57-mm-Flak. Kukës hatte über den gesamten Komplex verteilt sechs 37-mm-Zwillingsflak und zwei 57-mm-Flak, wobei die leichten Geschütze an den Ecken und im Osten und Westen entlang des Flusses aufgestellt waren, während die schweren Geschütze in der Mitte standen. Je zwei zusätzliche 27-mm-Zwillingsflak und 57-mm-Geschütze standen östlich der Stadt in der Nähe des Wasserkraftwerks.
Die meisten dieser Waffensysteme hatten jedoch im albanischen Bürgerkrieg des Jahres 1997 gelitten und waren als Reaktion auf die serbische Aggression im benachbarten Kosovo nur teilweise erneuert worden. Die Radargeräte und elektro-optischen Sensoren waren längst gestohlen und gegen Lebensmittel oder Drogen eingetauscht worden, sodass die Geschütze nur manuell und mit ungeeichten und lächerlich ungenauen Vorhalterechnern ausgerichtet werden konnten. Von den Flakstellungen auf dem Uferdamm ging keine Gefahr aus – sie waren leicht zu umfliegen, und ihr Personal reagierte ohnehin nicht auf den Überflug des Bombers. Von den 37-mm-Zwillingsflak ging vermutlich keine Gefahr aus, vor allem wenn sie nur optisch oder manuell ausgerichtet wurden. Aber die großen 57-mm-Flak konnten gefährlich sein. Sie mussten ausgeschaltet werden.
Jegorow benutzte seine Infrarotsensoren, um die beiden Flakstellungen aus fünfzehn Kilometern Entfernung – weit außerhalb der maximalen Schussweite dieser Geschütze – ins Visier zu nehmen. Der Laserentfernungsmesser/Designator der Mt179 zählte klickend rückwärts, um die Zielentfernung anzugeben. Bei elf Kilometern begann die Mt179 Tjeny steil auf tausend Meter über Grund zu steigen. In acht Kilometern Entfernung, noch immer weit außerhalb der Reichweite der 57-mm-Flak, öffnete Jegorow die Klappen der rechten Bombenkammer und warf eine Luft-BodenLenkwaffe vom Typ Kh29L ab.
Die Kh29L fiel aus dem Bombenschacht, stabilisierte sich nach etwa dreißig Metern und zündete ihren FeststoffRaketenmotor. Der halbaktive Lasersucher der Lenkwaffe steuerte die reflektierte Energie des Laserdesignators der Mt179 an. Jegorow brauchte nur sein Fadenkreuz auf das beleuchtete Ziel gerichtet zu lassen, das automatisch vergrößert dargestellt wurde, damit er den Zielpunkt festlegen konnte. Er steuerte die Lenkwaffe zu einem Volltreffer am unteren Rand der Flakstellung, sprengte ein Loch ins Fabrikdach und ließ die 57-mm-Flak auf Dutzende von darunter beschäftigten Arbeitern herunterkrachen. Danach nahm er sofort die andere Flakstellung ins Visier und ließ auch das zweite Geschütz durchs Fabrikdach krachen.
Danach richtete Jegorow seine Infrarotsensoren auf die Fassade der Teppichfabrik, schoss eine weitere Kh29L auf den Haupteingang des Gebäudekomplexes ab und traf mit der letzten Abwurflenkwaffe das Werkstor, durch das jetzt beim Schichtwechsel hunderte von Arbeitern strömten. Jede Kh29L hatte einen zweihundertfünfzig Kilogramm schweren Gefechtskopf, und die angerichteten Zerstörungen waren gewaltig. Sekundäre Explosionen ließen Feuerzungen aus leeren Fensterhöhlen schießen und große Teile des Verwaltungsgebäudes einstürzen. Über das Werkstor ging eine Feuerwalze hinweg, als die Detonation der zweiten Abwurflenkwaffe Gas- und Ölleitungen in der Fabrik explodieren ließ.
Stoica zog den Stealth-Bomber hoch und legte ihn in eine Linkskurve, um die Schäden zu begutachten. »Klasse, Gennadi«, sagte er. »Genau wie geplant.«
»Kinderspiel«, antwortete Jegorow. »War unmöglich zu verfehlen.«
Stoica entfernte sich drei Minuten vom Zielgebiet – lange genug, damit die Leute glaubten, der Angriff sei vorbei, und aus ihren Verstecken zu kommen begannen –, bevor er in fünfzehnhundert Meter Höhe in einer weiten Schleife zur Fabrik zurückflog. Jegorows Infrarotsensoren erfassten sofort die noch verbliebenen vier Ziele: das Verwaltungsgebäude des Flüchtlingslagers, das nach Kasakows Informationen ein Ausbildungszentrum für Terroristen war; das vom Roten Halbmond eingerichtete Hilfszentrum, das angeblich als Terroristenzentrale diente, weil es vor jedem Angriff sicher zu sein schien; das Verteilungszentrum, in dem Kleidung und Lebensmittel gelagert, verwaltet und an die Lagerbewohner ausgegeben wurden; und zuletzt das Gebäude mit den
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