Brown, Dale - Phantomjäger
mehrere Minuten brauchen würden, um ihre Ausgangspositionen zu erreichen, entschloss Turabi sich dazu, selbst mitzusuchen – sonst hatte er keine Chance, das Wrack zu finden und bis Tagesanbruch wieder in Kerki zu sein. Er pflanzte das Bajonett auf sein AK-47 und begann den Sand im roten Licht der Stablampe nach Wrackteilen abzusuchen.
Er merkte bald, wie schwierig diese Suche in Wirklichkeit war: Er konnte ein wichtiges Beweisstück um Zentimeter verfehlen; er konnte auf eine Schützenmine treten und sekundenschnell ohne Beine oder tot sein. Ihm war klar, dass er alle seine Fähigkeiten aufwenden und vielleicht sogar eine Art extrasensorischer Wahrnehmung entwickeln musste, um hier Erfolg zu haben. Deshalb schickte er den MT-LB weiter weg, um nicht durch den Motorenlärm, den Dieselqualm und die lauten Rufe der Männer an Bord abgelenkt zu werden.
Endlich war es relativ ruhig. Turabis Nachtsichtfähigkeit verbesserte sich, und er konnte bald Gegenstände im Sand erkennen, die außerhalb des roten Lichtkegels seiner Stablampe lagen. Aber der Auspuffqualm des gepanzerten Mannschaftstransportwagens war weiterhin lästig, deshalb griff er nach dem Funkgerät, um den Fahrer anzuweisen, den Abstand zu vergrößern.
Dann erstarrte er mit seinem Handfunkgerät vor den Lippen und dem Daumen auf der Sprechtaste. Ja, er konnte noch Auspuffgestank riechen – aber der Wind blies jetzt in Richtung des MT-LB. Er hätte ihn gar nicht riechen dürfen. Dies musste etwas anderes sein. Er benutzte seine Nase wie einen Radiokompass, der ein Funkfeuer anpeilt, um sich zur Quelle dieses Geruchs führen zu lassen.
Wenige Minuten später stieß Turabi darauf: eine brandgeschwärzte klumpige Metallmasse, die eindeutig ein Flugzeugtriebwerk war. Das Düsentriebwerk eines Marschflugkörpers, nicht schwerer als vierzig bis fünfzig Kilogramm. Er hatte etwas gefunden! Mit seiner Stablampe suchte er aufgeregt die Umgebung ab. In der näheren Umgebung lagen weitere Wrackteile – darunter ein großes Stück des Flugzeugrumpfs. Dies war die Absturzstelle! Er schulterte das AK-47, hob sein Handfunkgerät an die Lippen und drückte die Sprechtaste. »Dahab zwo, hier Eins. Ich habe Wrackteile eines Kleinflugzeugs oder eines Marschflugkörpers gefunden. Ich stehe einen halben Kilometer südlich des Ausgangspunkts der letzten Suche. Alle sofort zu mir, damit wir ...«
In diesem Augenblick hörte er ein leises Zischen. Er sank auf ein Knie nieder, vertauschte das Funkgerät in der linken Hand mit der Taschenlampe und hielt seine Tokarow TT-33 in der rechten Hand schussbereit. Die Pistolenmündung folgte dem Lichtstrahl der Stablampe, als Turabi sich in die Richtung drehte, aus der das Geräusch gekommen war. Nichts. Kein Geräusch von Schritten im Wüstensand, keine Fahrzeuggeräusche. Er knipste rasch die Stablampe aus und hob sein Funkgerät wieder an die Lippen: »Dahab, Dahab, Alarm! Hier draußen ist jemand!«
Plötzlich nahm ein Wasserfall aus gleißend hellen Sternen ihm die Sicht, und er wusste nicht mehr, wo oben und unten war. Je verzweifelter er sich aufzurappeln versuchte, desto schneller fand er sich im Sand liegend wieder. Er hatte das Gefühl, sich noch in aufrechter Hockstellung zu befinden, aber dann spürte er den hart gebrannten Sand im Gesicht und wusste, dass er auf dem Boden lag. Er war hellwach und atmete weiter, aber es gelang ihm nicht, seine Gliedmaßen zu bewegen – und er hörte Stimmen. Maschinenähnliche Stimmen, die trotzdem eindeutig von Menschen kamen. Stimmen, die Englisch sprachen!
»Einer k.o., alles klar«, berichtete Oberst Hal Briggs. »Er hat den StealthHawk entdeckt. Vermutlich hat er die anderen noch alarmieren können.« Briggs schaltete die Darstellung in seinem elektronischen Visier rasch auf den Infrarotbildsensor der Drohne StealthHawk eins um, die hoch über ihm kreiste. »Wir bekommen Besuch. Der gepanzerte Mannschaftstransportwagen ist zu uns unterwegs. Geben Sie mir die Kontrolle über Hawk eins.«
»Verstanden«, sagte Daren Mace im virtuellen Cockpit in dem Trailer auf der Battle Mountain Air Reserve Base. Er drückte auf einen Knopf seiner Konsole und befahl: »Hawk eins, Kontrolle auf Zinnsoldat eins übertragen.«
»Kontrolle über StealthHawk auf Zinnsoldat eins übertragen, Übertragung stoppen«, antwortete der Computer. Wenige Sekunden später: »Kontrolle über StealthHawk auf Zinnsoldat eins übertragen, wartet auf Befehle.«
»Hawk eins, Lagebericht«, befahl Briggs.
Die
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