Brown, Dale - Phantomjäger
turkmenische Hauptstadt Aschchabad ein.«
»Ja, Ma’am.« Sie bedachte Martindale mit einem betörenden Lächeln und hastete wieder hinaus.
Obwohl Martindale wie hypnotisiert zurückblieb, war der Schock, den Hershels Anordnung bei ihm auslöste, doch stärker. »Sie ... Sie reisen nach Turkmenistan? Jetzt?« »Gleich jetzt.«
»Was ist mit Ihren Vorbereitungen? Müssen Sie nicht Sicherheitsvorkehrungen treffen, Besprechungen organisieren, sich mit leitenden Beamten des Außenministeriums beraten, Mitteilungen an Botschaften verschicken, Positionspapiere und ein Abschlusskommunique vorbereiten ... ?« »Die Planung für diese Reise läuft schon lange«, erklärte Hershel ihm lächelnd. »Wir werden in Washington übernachten und vielleicht mit dem CIA-Direktor zusammentreffen, um die letzten Lageberichte zu erhalten. So hat mein Stab noch ein, zwei Tage Zeit für letzte Vorbereitungen. Und der Flug nach Turkmenistan ist ziemlich lang. Ich denke, wir werden unterwegs sehr beschäftigt sein.«
»Was ist mit Ihren Terminen hier an der Westküste?« »Diese Sache ist viel wichtiger, finden Sie nicht auch?«, fragte Hershel ernsthaft, während sie Martindale aufmerksam beobachtete.
Martindale gab keine Antwort, konnte darauf nicht antworten. Er selbst hätte niemals auf publikumswirksame Auftritte verzichtet – vor allem nicht, wenn die Medien der Westküste über sie berichteten –, um ein beschissenes Land wie Turkmenistan zu besuchen, in dem es nur staatlich gelenkte Medien gab und ausländischen Besuchern Gefahr für Leib und Leben drohte. Hätte er jetzt jedoch behauptet, das Land sei unwichtig, hätte er sich selbst widersprochen.
Er brauchte nicht zu antworten. Maureen Hershel sah den Zwiespalt auf seinem Gesicht. Statt zu antworten, stellte er eine Gegenfrage: »Woher wissen Sie, dass die turkmenische Regierung Sie überhaupt ins Land lassen wird?«
»Da haben Sie Recht. Vielleicht passt es ihr nicht, dass jemand aus dem Außenministerium seine Nase in ihre dubiosen Geschäfte steckt.« Sie sah Martindale an. »Aber es gibt eine Möglichkeit, sie dazu zu bewegen, uns zu empfangen.«
»Welche? Ihr finanzielle Unterstützung anzubieten?« »Noch besser ... ich könnte Sie mitbringen. Möchten Sie uns begleiten, Kevin?«
»Ich? Sie nach Turkmenistan begleiten? Sofort?«
»Ich habe hier in San Francisco noch einen Termin wahrzunehmen, aber unmittelbar danach fliegen wir nach Washington zurück«, antwortete Hershel. »In ungefähr drei Stunden, denke ich. Also, was sagen Sie dazu?« Martindale zögerte. »Miss Meiling ist bestimmt sehr beschäftigt, aber ich bin sicher, dass sie sich über Ihr Mitkommen freuen würde.« Ihm fielen ein Dutzend Termine ein, die er unmöglich absagen konnte, und ohne gründliche Vorbereitung und festgelegte Gesprächspunkte würde diese Reise wahrscheinlich ein völliger Misserfolg werden. Es gab nicht einmal eine Garantie dafür, dass die Hauptakteure Hershel zu Gesprächen empfangen würden. Andererseits durfte er die Chance, einen Einblick in Thorns Außenpolitik zu bekommen, auf keinen Fall versäumen. Und die erfreuliche Aussicht, länger mit Isadora Meiling zusammen sein zu können, gab natürlich den Ausschlag. »Wie Sie wünschen, Miss Deputy Secretary.
Ich begleite Sie gern.«
»Gut. Ich sage ihr gleich, dass Sie mitkommen. Darüber wird sie sich sehr freuen.«
»Ich habe noch eine Frage«, sagte Martindale.
»Ja, Kevin?«
»Welche Bestimmungen gelten für die Wiedergabe der unterwegs geführten Gespräche?«
»Sie meinen, ob Sie vor Medienvertretern darüber sprechen dürfen, was Sie auf dieser Reise gesehen und gehört haben?« Martindale sagte nichts, aber Hershel wusste, dass sein Schweigen Zustimmung bedeutete.
»Präsident Thorn besteht auf völliger Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber allen Mitbürgern – auch gegenüber potenziellen politischen Gegnern. Wir schließen Sie vielleicht zeitweilig von unseren Diskussionen aus, aber über alles, was Sie unterwegs sehen oder hören, können Sie sprechen, mit wem es Ihnen gefällt.«
»Danke, Maureen. Ich weiß diese Haltung des Präsidenten zu schätzen.« Ich würde dergleichen nie gestatten, dachte er, aber wenn Thorn seine Karten offen auf den Tisch legen will, umso besser. »Gleichzeitig vermute ich, dass der Präsident meine Teilnahme an dieser Reise politisch ausschlachten wird.«
»Das wäre denkbar – bis zu dem Umfang, in dem der Präsident überhaupt irgendetwas politisch ausschlachtet«,
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