Brown, Dale - Phantomjäger
an.«
»Damit wäre unser Kontingent für kurzfristigen Personalaustausch für dieses Jahr erschöpft.« Um zu verhindern, dass Spione eingeschleust wurden, und um es seiner Sicherheitsbehörde zu erleichtern, Ausländer zu beschatten, gestattete Turkmenistan nur einmal im Jahr einen Austausch, der mindestens dreißig Tage zuvor angekündigt werden musste.
»Das lässt sich nicht ändern«, entschied Hershel. »Turkmenistan dürfte in naher Zukunft ohnehin kein gemütlicher Aufenthaltsort mehr sein. Vielleicht ziehen wir schon bald alles Botschaftspersonal ab. Und können wir dem Land letztlich doch helfen, bewilligt es uns so viel Personal, wie wir wollen.«
»Sie wollen diese zusätzlichen Sicherheitsleute in Ihrem Flugzeug nach Turkmenistan mitnehmen? Das ist unmöglich. Für Botschaften bestimmte Verstärkungen fliegen normalerweise mit ihrer eigenen C-141 oder C-17 ...«
»Doch, sie fliegen mit«, sagte Hershel lächelnd, »und sie sehen ganz gewöhnlich aus – bis sie in der Botschaft sind. Holen Sie mir jetzt Patrick – ich meine General McLanahan – an den Apparat.«
»›Patrick‹, was?«, fragte Izzy Meiling mit wissendem Lächeln, während sie auf dem abhörsicheren Telefon die Nummer der Nachrichtenzentrale im Federal Building in San Francisco eintippte. »Wie ich sehe, hat jemand dort draußen in Nevada Sie beeindruckt.«
»Er ist absolut off limits, bis ich herausbekomme, was ihm in den letzten Monaten zugestoßen ist – etwas sehr Tragisches und Schreckliches«, sagte Hershel. »Vielleicht hat er statt eines Herzens nur Narbengewebe in der Brust – und das wäre das Letzte, was ich brauchen kann.«
»Aber er interessiert Sie genug, dass Sie’s herausbekommen möchten?«
»Ich will’s von ihm erfahren, nicht von irgendeinem Geheimdienstmenschen im Pentagon«, antwortete Maureen. »Aber ... ja, ich glaube, dass er’s wert ist. Wer dem Präsidenten der Vereinigten Staaten Kontra geben kann, wenn Thorn auf dem Kriegspfad ist, muss Nerven wie Drahtseile haben.«
»Und verdammt viel Mut«, fügte Izzy hinzu.
»Verbinden Sie mich mit ihm und wischen Sie dieses Grinsen von Ihrem Gesicht, Schwester, sonst setze ich noch mal Kevin Martindale auf Sie an.«
»Hey, für das Geld, das dieser Kerl hat, könnte ich viel Blödsinn ertragen«, sagte Meiling. »Sogar jede Menge.«
5
Mittelturkmenistan
Zur gleichen Zeit
Zum hundersten Mal in den letzten paar Tagen fragte Jalaluddin Turabi sich, was er hier zu suchen hatte, warum er sich dazu entschlossen hatte, mit Zarazis Armee ins Herz dieses gottverlassenen Landes vorzustoßen. Warum zum Teufel stand er auf diesem Mannschaftstransportwagen, während die gesamte turkmenische Armee auf ihn zuzumarschieren schien? Wakil Mohammad Zarazis Feldzug mit dem Ziel, auch die Westhälfte Turkmenistans zu erobern und in ein Ausbildungslager für muslimische Gotteskrieger zu verwandeln, schien in der Tat den Segen Allahs zu haben. Nur würde dieser Segen jetzt auf eine harte Probe gestellt werden.
Bis zum heutigen Morgen war ihr Feldzug nicht nur gesegnet, sondern geradezu wundersam erschienen. Sie hatten Gaurdak erobert, ohne mehr als ein paar Schüsse abgeben zu müssen. Nach ihrem Sieg in Kerki hatten die turkmenischen Soldaten in Gaurdak sich ihnen praktisch in die Arme geworfen. Ihre Streitmacht hatte sich über Nacht fast verdoppelt. Sie verfügten nun über sechstausend Kämpfer, mehrere Dutzend Kampf-, Transport- und Aufklärungshubschrauber, Waffen aller Art, von Pistolen bis zu Geschützen auf Selbstfahrlafetten, und Fahrzeuge von Motorrädern bis zu Kampfpanzern.
Turabi hatte sich dem emotionalen Sog ihrer Siege nicht entziehen können. Als die Armee am Fluss Amudarja entlang weitermarschierte, hatte er einfach mitmarschieren müssen. Ursprünglich hatte er als Führer ihrer »Nachhut« in Gaurdak zurückbleiben und beim ersten Anzeichen eines turkmenischen Gegenangriffs abhauen wollen. Aber sie hatten hier nicht nur Stützpunkte erobert, sondern auch die Herzen und Seelen der Menschen gewonnen, sodass eine Nachhut offensichtlich überflüssig war. Als Zarazis Armee dann ihren Marsch nach Westen begann, konnte Turabi nur mitmarschieren.
Als Zarazis Truppen noch einen Tagesmarsch vor Tschardschu standen, der größten Stadt am Fluss Amudarja und dem Knotenpunkt für Öl- und Erdgastransporte durch Zentralasien, kam ein Mannschaftstransportwagen, dessen 57-mm-Kanone ausgebaut und durch eine am Turm wehende weiße Flagge ersetzt worden war, ihnen
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