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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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»Sehen Sie das, Zipper? Unsere Jungs leben weiter und fliegen weiter. Sie haben Ihre Sache gut gemacht, Zipper. Sie sind ein Verteidiger, kein Killer.« Er streckte seine behandschuhte Hand aus und umfasste Tarantinos linke Schulter sanft, aber nachdrücklich. »Den Unterschied müssen Sie begreifen, Zipper. Sonst hat’s keinen Zweck, dass Sie diese Uniform tragen.«
    Als er schon fürchtete, Tarantino habe ihn nicht gehört, sondern sei dabei, in noch tiefere Depressionen zu versinken, hob der junge Offizier plötzlich die Hand und tätschelte den Blendschutz über seinen Instrumenten. »Gut gemacht, Dragon«, sagte er mit klarer, fester Stimme. »Gut gemacht!«
    »So ist’s recht, mein Junge«, sagte Carter anerkennend. Manche kamen nach ihrem ersten Abschuss nie wieder ganz auf die Beine. Aber Frankie Tarantino würde sich – nach einiger Zeit – wieder erholen, das spürte er. »So ist’s recht.«
Nördlich der Stadt Mary
    Am nächsten Morgen bei Tagesanbruch
    Jalaluddin Turabi schob den letzten Löffel Reis in seinen Mund und stellte sich vor, er würde nicht abgestanden und wie von allerlei Insekten durchsetzt schmecken, sondern nach köstlichem Lammfleisch mit erlesenen Gewürzen. Da er wusste, dass er als letzter Mann seiner Kompanie zu essen bekommen hatte, bezeichnete dieser Löffel zugleich das Ende ihrer Vorräte. Und er brauchte seine Feldflasche nicht zu schütteln, um zu wissen, dass sie auch fast kein Wasser mehr hatten. Verdammt noch mal, wo blieb der angeforderte Versorgungsflug? Turabi wusste, dass Aman Orasow ein unfähiges Arschloch war, aber bestimmt überstieg es nicht einmal seine Geisteskräfte, ein paar Hubschrauber mit Verpflegung zu beladen und sie herzuschicken.
    Abdul Dendara, Turabis erster Sergeant, kam wenig später zu ihm herüber und setzte zu sprechen an, aber Turabi hob eine Hand. »Ich will erst raten: Wir haben kein Diesel mehr für das Notstromaggregat?«
    »Das Diesel ist seit zwei Stunden aus, Oberst, haben Sie das vergessen?«, antwortete Dendara. »Jetzt ist das Wasser zu Ende.« Er ließ sich Turabis Feldflasche geben und ersetzte sie durch eine andere, die ungefähr einen Liter Wasser enthielt. »Am besten gießen Sie die Brühe durch Ihr Hemd, um sie zu filtern. Das ist der letzte Tropfen des Notvorrats aus den Stahlfässern, die wir letzte Nacht aus Jagtijol mitgebracht haben. Rost und Sand habe ich so gut wie möglich herausgefiltert.«
    »Danke. Irgendeine Möglichkeit, mehr Wasser aus der Stadt zu bekommen?«
    »Es gibt noch immer keinen Strom – also können wir kein Wasser aus den Brunnen pumpen«, antwortete Dendara. Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Ich könnte Streifen in den Häusern nach Wasser suchen lassen ...«
    »Dazu habe ich bereits nein gesagt, Abdul«, wehrte Turabi ab. »Die Menschen hier draußen leiden nicht weniger als wir. Sind Häuser verlassen, könnt ihr dort nach Wasser suchen – achtet darauf, dass jede Zisterne, jedes Regal, jeder Kühlschrank, sogar jeder WC-Wasserbehälter durchsucht wird –, aber von bewohnten Häusern haltet ihr euch fern. Jeden, der gegen meinen Befehl verstößt, erschieße ich persönlich. Ist das verstanden?«
    »Ja, Oberst. Ich erinnere die Männer noch mal daran.« »Tun Sie das«, befahl Turabi ihm. »Setzt man voraus, dass jeder unserer Männer eine halbe Tagesration Wasser gehortet hat, müssten wir bis ...«
    »Bis morgen früh durchhalten können«, bestätigte Dendara. »Dann sind wir keine Kämpfer mehr, sondern kämpfen nur noch ums Überleben.«
    Turabi sah auf seine Uhr, dann nickte er. »So lange warten wir lieber nicht. Kommt binnen vier Stunden kein Nachschub, treten wir den Rückmarsch nach Mary an.«
    »Sehr wohl, Oberst«, sagte Dendara.
    Als der erste Sergeant davonging, schaltete Turabi ihr Funkgerät ein. Er wusste, dass Funkstille befohlen war, aber dies war ein Notfall. Ihre Patrouille abzubrechen, bevor sie wussten, was die Russen wirklich vorhatten, konnte sehr gefährlich sein. Sie abbrechen zu müssen, weil Zarazi anscheinend nicht imstande war, sie über ein paar Kilometer hinweg mit ein paar hundert Liter Wasser und Diesel versorgen zu lassen, war noch unsinniger. Turabi drückte die Sprechtaste: »Kondor, hier Habicht, kommen.« Keine Antwort. Er versuchte es noch mehrmals – stets erfolglos.
    Turabi schraubte seine Feldflasche auf, trank sie aus und verzog das Gesicht, weil das Wasser nach Rost und Bleioxid schmeckte. Scheiße, sagte er sich, wahrscheinlich sterbe

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