Brown, Dale - Phantomjäger
erkennen, aber seine Außenlast schien an einem sehr kurzen Seil zu hängen, was wiederum bedeutete, dass der Pilot sehr niedrig schweben musste, um seine Last abzusetzen – wobei die aufgewirbelte Sand- und Staubwolke das Abkoppeln des Wassertanks zusätzlich erschweren würde. Sehr schlechte Disziplin, fand Turabi. Sobald er wieder in Mary war, würde er einen Auffrischungskurs für ihre Hubschrauberbesatzungen organisieren müssen.
Der Pilot ließ sich anscheinend durch die heranstürmenden Soldaten verwirren – und zweifellos durch den Idioten, der eine tragbare Fla-Lenkwaffe über seinem Kopf schwenkte. Er kurvte steil nach Westen weg, wobei die Außenlast dramatisch nach rechts pendelte. Turabi wollte seinen Männern gerade einen Befehl zubrüllen ... als er die unter dem Hubschrauber hängende Außenlast genauer betrachtete. Auch einige seiner Männer, die dem Hubschrauber näher waren, machten Halt und deuteten verwirrt auf seine Ladung. Das war kein Wasserbehälter, kein Textiltank mit Treibstoff und auch kein Lastennetz.
Dies war eine Bombe, eine mit der Spitze nach unten hängende Flammölbombe: ein riesiger Zylinder mit einem langen Aufschlagzünder in der Spitze und Stabilisierungsflossen am oberen Ende. Der Pilot kurvte nicht weg, um von dem Soldaten mit der Fla-Lenkwaffe fortzukommen: Er kurvte weg, um die Bombe ins Lager von Turabis Patrouille zu werfen, wobei er selbst so viel Abstand vom Nullpunkt hielt wie möglich. Und während Turabi noch den Hubschrauber anstarrte, klinkte der Pilot die Bombe aus, die mitten ins Lager seiner Patrouille segelte.
»Deckung!«, brüllte Turabi mit den entsprechenden Handzeichen. »Volle Deckung! Fliegeralarm!«
»Runter!«, hörte er eine Stimme rufen. Das war Abdul Dendara, sein erster Sergeant. Als Turabi sich umdrehte, sah er gerade noch, wie der Mann ihn mit voller Wucht rammte und in den Graben warf, der ihm als provisorischer Gefechtsstand diente. Dendara sprang nach ihm hinein und begrub Turabi unter sich.
Turabi hob den Kopf und wollte seinen Sergeanten gerade auffordern, sich zum Teufel zu scheren, als ein greller Lichtblitz das Morgengrauen augenblicklich zum helllichten Tag machte. Sekunden später hörte er mehrere laute Knalle, auf die eine ohrenbetäubend laute Explosion folgte. Turabi sah, dass Dendara wie von einem gewaltigen Vakuum zurückgezerrt wurde, das ihn aus dem Graben zu saugen schien.
Und dann verwandelte Dendaras Körper sich augenblicklich in eine Aschewolke, als der Himmel – nein, die Luft selbst – zu einem Wall aus weiß glühendem Feuer wurde.
Turabi wälzte sich auf den Bauch und vergrub sein Gesicht im Sand, als der Feuerorkan kaum eineinhalb Meter über ihn hinwegtobte. Als er spürte, wie seine Uniform und seine Haut Feuer zu fangen drohten, bedeckte er den Hinterkopf mit bloßen Händen und schrie und bat Allah, ihn hinwegzuraffen, bevor er fühlen konnte, wie er verbrannte. Die sengende Hitze kroch seine Beine hinauf, aber er konnte nicht mehr tun, als die auf seiner Uniform glosenden kleinen Brände auszuschlagen, bevor sie sich ausbreiten konnten. Wie alptraumhaft, auf diese Weise zu sterben, dachte er. Der arme Abdul hat wenigstens das Glück gehabt, sofort tot zu sein, statt allmählich zu verbrennen ...
Letztlich war die gewaltige Explosion seine Rettung. Ihre gewaltige Druckwelle fegte hunderte von Kilogramm Sand in den Graben, löschte damit die spontan ausgebrochenen Brände auf Turabis Körper, denen er zu erliegen drohte, und bedeckte ihn mit einer dünnen, aber effektiven Isolierschicht.
Als Turabi wieder zu sich kam, hatte er keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen war. Anfangs fürchtete er, lebendig begraben zu sein, aber dann merkte er, dass er den Sand leicht beiseite schieben konnte, um tief durchatmen zu können. Der Sand war sehr warm, fast heiß, aber er schien ihn nicht zu verbrennen. Turabi experimentierte mit Hals und Gliedmaßen, bewegte systematisch einen Körperteil nach dem anderen und stellte fest, dass er sich zwar unter Schmerzen, aber doch bewegen konnte; offenbar war er nicht ernstlich verletzt. Turabi richtete sich kniend auf, wischte sich Sand aus dem Gesicht, staunte darüber, dass er noch lebte, und dachte mit Schrecken daran, was er oberhalb des Grabens vorfinden würde.
Als Erstes entdeckte er – Allah sei Dank! – eine Gruppe von Talibankämpfern, die das Gebiet um ihr ehemaliges Lager herum absuchten. Sie haben’s geschafft, die russischen Angreifer zu
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