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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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vertreiben, sagte Turabi sich zufrieden. Als er genauer hinsah, erkannte er Aman Orasow persönlich, der auf einem gepanzerten Fahrzeug stand und sich die Meldung eines seiner Männer anhörte. Dieser Orasow war ein Arschloch, aber jetzt erfreute sein Anblick Turabi durchaus. Inzwischen musste es früher Vormittag sein – er war offenbar drei bis vier Stunden bewusstlos gewesen. Turabi befreite seine Ohren vom Sand und tastete mit der Zehenspitze nach einem Tritt in der Grabenwand.
    Dabei hörte er Orasow sagen: »Gut, sehr gut! Unser Angriff scheint perfekt geklappt zu haben.«
    Turabi ließ sich sofort in den Graben zurücksinken. Was zum Teufel meinte Orasow mit »unserem« Angriff?
    »Nichts zu finden, Major«, hörte er einen anderen Soldaten sagen – einen weiteren turkmenischen Überläufer wie Orasow. »Nirgends eine Spur von Überlebenden. Hundert Prozent Verluste. Alles über dem Erdboden ist sofort verkohlt. Die Flammölbombe hat genau wie vorgesehen funktioniert.«
    Dies war kein russischer Angriff gewesen ? Dahinter hatte Orasow gesteckt? Ihre eigenen Männer hatten sie angegriffen? Undenkbar...!
    Nein, keineswegs undenkbar. Bei Orasow war das sogar sehr wohl denkbar. Und es bedeutete natürlich, dass auch Wakil Zarazi tot war. Orasow hatte ihn offenbar verraten und dann seinen ersten selbst gestellten Auftrag ausgeführt: Turabi und die Männer seiner Patrouille zu liquidieren. Wahrscheinlich wollte er sich damit bei der turkmenischen Armee oder den Russen einschmeicheln, sobald sie das Land besetzt hatten.
    Jalaluddin Turabi wusste, dass seine Mission sich nun geändert hatte. Statt Beute für seinen Stamm daheim in Afghanistan zu machen, hatte Turabi jetzt eine neue Aufgabe: Wakil Zarazis Tod zu rächen. Das war eine heilige Pflicht. Orasow musste durch Turabis Hand sterben. Nichts anderes war jetzt mehr wichtig. Zarazi mochte fehlgeleitet gewesen und durch seinen mystischen Auftrag irregeführt worden sein, aber er war ihr Führer gewesen, und Turabi hatte jetzt die Pflicht, ihn zu rächen. Anschließend konnte er die treuen Überlebenden heimführen, dem Ältestenrat Bericht erstatten und sich darauf vorbereiten, an die Spitze seines Stammes zu treten – oder die von den Ältesten verhängte Strafe zu erleiden.
    Aber er konnte den Verräter nicht gleich jetzt angreifen. Das wäre Selbstmord gewesen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich tot zu stellen und zu hoffen, dass Orasow und seine Leute bald abziehen würden.
    Turabi grub sich langsam wieder ein, schob den Sand mit den Händen beiseite und versuchte, wieder darunter zu verschwinden. Normalerweise hätten die Gräben nach Überlebenden oder Leichen abgesucht werden müssen, aber er hoffte, dass Orasow faul oder dumm genug war, um sich hier nur umzusehen, zu dem Schluss zu gelangen, es könne keine Überlebenden geben, und nach Mary zurückzufahren. Tat er das, würde Turabi vielleicht mit dem Leben davonkommen; danach konnte er versuchen, sich zu ihrem Stützpunkt Tschardschu durchzuschlagen, dort die Talibankämpfer um sich zu scharen, mit ihnen heimlich nach Mary zurückzukehren und seinen neuen Auftrag auszuführen: Orasow zu liquidieren.
    Er war zu drei Vierteln unter dem Sand verschwunden, als er den ersten Hund kläffen hörte. Scheiße, dachte er, vielleicht ist dieser turkmenische Schweinehund Orasow doch nicht ganz so dumm – er hat daran gedacht, Spürhunde mitzubringen. Turabi buddelte eifrig weiter, aber seine Bemühungen kamen zu spät. Sekunden später sprangen zwei magere Köter in den Graben. Einer verbiss sich in Turabis linker Hand, und der andere versuchte, ihn in den Nacken zu beißen, bevor er sich damit begnügte, ihn am rechten Ärmel festzuhalten. Wenig später kamen Männer in den teilweise mit Sand gefüllten Graben gesprungen, und Turabi wurde zu Orasows Fahrzeug hinübergeschleppt und davor auf den brandgeschwärzten Wüstenboden geworfen.
    »Sieh mal an, der Oberst lebt noch!«, sagte Orasow, als er von seinem gepanzerten Fahrzeug sprang. »Was für eine angenehme Überraschung! Ich glaube, wir sollten doch alle Gräben nach Überlebenden absuchen.«
    Turabi wurde von zwei turkmenischen Soldaten hochgerissen. Mehrere Talibankämpfer seiner Patrouille, die den Angriff auf den Vorposten überlebt hatten, erkannten ihn, wollten zu ihm vordringen und wurden von weiteren turkmenischen Soldaten grob zurückgestoßen. »Brillante Idee, Orasow«, murmelte Turabi.
    »Spricht man so mit seinem Retter?«, fragte

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