Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
Vom Netzwerk:
ich eher an Bleivergiftung als an einer feindlichen Kugel. Er wusste, dass es keinen Zweck hatte, Wasser zu horten – in der Wüste rationierte man Schweiß, nicht Wasser –, aber er wusste auch, dass ängstliche, verzweifelte Männer immer einen oder zwei Liter Wasser in ihrem Marschgepäck versteckt mitführten.
    Wenig später sah er, dass Dendara zurückgerannt kam, und ging ihm rasch entgegen. »Was gibt’s diesmal, Abdul?«
    »Eben kommt unser Spähtrupp zurück, der in Richtung Mary unterwegs war. Letzte Nacht haben die Russen Mary angegriffen«, berichtete der Sergeant. »Schwere Bomber mit Marschflugkörpern und Lenkwaffen zur Radaransteuerung, alle aus sicherer Entfernung.«
    »Verdammt!«, sagte Turabi. »Deshalb ist kein Hubschrauber mit Nachschub gekommen – und deshalb ist das Funkgerät tot. Weiß man etwas von General Zarazi?«
    »Nichts.« Dendara wirkte sorgenvoll, was bei diesem Veteranen ungewöhnlich war. »Was machen wir jetzt, Oberst?«
    »Wir marschieren sofort nach Mary zurück und nehmen Verbindung mit dem General auf.«
    »Aber die Russen ... erwarten Sie keinen weiteren Angriff?«
    »Das ist jetzt unwichtig, Abdul«, erklärte Turabi ihm. »Wakil Za-razi ist unser Führer. Lebt er, führen wir seine Befehle aus. Ist er tot, rächen wir ihn an jedem Russen, der uns in die Hände fällt, und danach übernehme ich das Kommando über die Brigade.«
    »Und was dann, Oberst?«
    Turabi zögerte nur einen Augenblick lang. »Und dann führe ich die Brigade heim«, sagte er.
    »Heim ...?«
    »Heim nach Afghanistan, heim zu unserem Stamm und unseren Familien«, sagte Turabi. »Dies ist Zarazis Kampf, nicht meiner. Lebt Zarazi noch, ist’s unsere Ehrenpflicht, seine Befehle auszuführen. Ist er jedoch tot, übernehme ich das Kommando, sobald wir seinen Tod gerächt haben. In meinen Augen und meinem Herzen haben wir den Auftrag, den die Stammesältesten uns erteilt haben, längst erfüllt. Wir marschieren in die Heimat zurück, übergeben unsere gesamte Beute dem Stammesrat und kehren zu unseren Familien heim.«
    »Dann ... dann ist Zarazis Mission also ... falsch?«
    »Nicht falsch, zumindest nicht in seinem Herzen«, antwortete Turabi. »Er glaubt wirklich, nach Allahs Wünschen zu handeln, und das genügt mir, das muss uns allen genügen. Jeder Talibanführer muss mit sich zu Rate gehen und die richtige Entscheidung treffen. Meine fällt anders als Zarazis aus, aber das heißt nicht, dass eine von ihnen falsch ist.« Er schlug Dendara auf die Schulter. »Jetzt aber los! Holen Sie Ihre Männer zusammen und organisieren Sie den Rückmarsch nach Mary.«
    »Habicht, hier Schlange«, meldete sich einer ihrer vorgeschobenen Ausgucke in diesem Augenblick über Funk. »Von Süden kommt ein Hubschrauber mit angehängter Last. Sieht wie ein Wassertank aus.«
    Allah sei Dank!, dachte Turabi. »Verstanden«, bestätigte er. Um diese Patrouille fortführen zu können, brauchten sie Munition und Diesel, aber auf jeden Fall brauchten sie unbedingt Wasser. Einer der Hubschrauber hatte den Angriff überstanden, und sie hatten daran gedacht, ihn zur Versorgung dieser Patrouille einzusetzen. In diesem Punkt hatte Aman Orasow sich als erstaunlich tatkräftig erwiesen. »Sorgen Sie dafür, dass die Luftabwehrtrupps wachsam bleiben. Niemand darf seinen Auftrag vernachlässigen.«
    »Verstanden.«
    Turabi blickte über den Sand hinweg und hörte mit halbem Ohr, wie Dendara seinen Zugführern befahl, wachsam zu bleiben, während der Hubschrauber zur Landung anschwebte. Der Feind hatte schon oft angegriffen, während die Männer damit beschäftigt gewesen waren, einen lange und sehnlichst erwarteten Hubschrauber zu entladen.
    Diesmal wurden seine Befehle jedoch nicht befolgt. Stattdessen rannten mehrere Dutzend Männer – hauptsächlich turkmenische Rekruten, aber auch eine größere Anzahl seiner Taliban – dem anfliegenden Hubschrauber entgegen und winkten ihm hektisch zu, er solle landen, gleich bei ihnen landen. Manche schwenkten Feldflaschen und Wasserkanister; ein Mann schwenkte sogar seine tragbare FlaLenkwaffe SA-14. Das muss dieser Idiot büßen, nahm Turabi sich vor – laut, schmerzhaft und vor versammelter Mannschaft. Dafür würde er persönlich sorgen.
    Der Versorgungshubschrauber flog schnell und sehr hoch an – mindestens fünfhundert Meter hoch. Da nicht auszuschließen war, dass irgendwo in der Nähe Russen standen, riskierte er mit diesem hohen Anflug verdammt viel. Einzelheiten waren schlecht zu

Weitere Kostenlose Bücher