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Brown, Dale - Phantomjäger

Titel: Brown, Dale - Phantomjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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Wochenende in Camp David, dem Landsitz der US-Präsidenten. Da die Jeffersonian Party kaum mehr als eine Philosophie, eine von Thomas Thorn persönlich entworfene, verwaltete und praktizierte Denkweise war, hatte er so gut wie keinen politischen Apparat hinter sich, hielt deshalb kaum Wahlreden und unternahm keine Reisen, um Spendengelder einzutreiben.
    Der National Security Council trat jeden Donnerstagmorgen um neun Uhr zusammen – im Oval Office, um Routinedinge zu besprechen, im Cabinet Room, wenn Außenstehende hinzugezogen wurden, oder im Lageraum des Weißen Hauses, wenn es um Krisenmanagement ging; die heutige Sitzung fand im Oval Office statt. Die Vorzimmerdame ließ alle Teilnehmer gleichzeitig eintreten, und Thorn begrüßte sie mit einem Lächeln, während er noch etwas auf seinem drahtlosen Personal Digital Assistant eintrug. »Bitte nehmt alle Platz«, sagte er. »Willkommen.« Die NSC-Mitglieder nahmen ihre gewohnten Plätze in den Sesseln und auf den Sofas vor dem Schreibtisch des Präsidenten ein, und ein Steward servierte Tee, Kaffee und Erfrischungsgetränke. Bei solchen Beratungen ging Thorn meistens im Oval Office auf und ab – obwohl praktisch sein gesamtes Leben in dem PDA gespeichert war, warf er bei Besprechungen nur selten einen Blick darauf.
    »Habt ihr Martindales Pressekonferenz von heute Morgen gesehen?«, fragte Außenminister Edward Kercheval die Runde. »Das Fernsehen hat sie als ›Sondermeldung‹ angekündigt – ich dachte schon, wir hätten eine Atombombe auf China geworfen oder sonst was Schlimmes gemacht.«
    »Brutal«, sagte Vizepräsident Lester Busick. »Der Kerl ist ein Spinner. Aber es dauert nicht lange, dann lacht ganz Washington über ihn.«
    »Meines Wissens ist es nicht zulässig, den Nationalfriedhof Arlington für politische Zwecke zu nutzen«, sagte Justizminister Darrow Horton. »Vielleicht sollte ich das mal prüfen lassen.«
    Verteidigungsminister Robert Goff, de facto der oberste politische Berater des Präsidenten, nickte zustimmend. »Gute Idee«, sagte er. »Aber ich glaube, dass wir uns wegen Martindale keine allzu großen Sorgen machen müssen. Wird einiges von dem bekannt, was er in den letzten Jahren getrieben hat, bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine Kandidatur zurückzuziehen. Der amerikanische Wähler unterstützt keinen Expräsidenten, der von Söldnern durchgeführte Geheimunternehmen organisiert.«
    »Okay, können wir anfangen?«, fragte der Präsident und legte seinen PDA weg. »In den Morgennachrichten wurden neue Kämpfe in Tschetschenien gemeldet. Was steckt dahinter?«
    »Eine aggressivere Reaktion der Russen auf den aus ihrer Sicht eskalierenden Extremismus der Tschetschenen, Sir«, antwortete CIA-Direktor Douglas Morgan. Er wusste aus Erfahrung, dass die erste Frage meistens an ihn gerichtet wurde. »Die beobachten wir schon seit vielen Wochen – seit den Umwälzungen in Moskau nach der Verhaftung von General Schurbenko und den Vorwürfen, Präsident Senkow habe sich mit russischen Gangstern eingelassen. Fazit: Senkow geht energisch gegen Abweichler innerhalb der Russischen Föderation vor und versucht mit nackter Gewalt, Russland größtmögliche Vorteile zu verschaffen.«
    »Senkow will im Jahr 2005 wiedergewählt werden«, fügte Kercheval hinzu. »Er scheint sich schon im Wahlkampf zu befinden.«
    »Ich wollte nur, er würde ihn weniger blutrünstig führen«, warf der Vizepräsident ein. »Die Presse meldet siebenundzwanzig Tote ...«
    »Wir glauben, dass die tatsächlichen Verluste höher liegen – und das sind nur die Zahlen von dieser Woche«, antwortete Morgan. »Wir gehen von ungefähr fünfzig Toten unter der Zivilbevölkerung aus. Die Tschetschenen melden ähnlich hohe russische Verluste: bis zu vierzig Gefallene, bis zu hundert bei ihren Angriffen verwundete Soldaten. Also ist damit zu rechnen, dass das russische Militär seine Repressalien noch verstärken wird.«
    »Die Frage ist nur, wo«, sagte Busick.
    »Wo und wann sich eine Möglichkeit dazu bietet«, vermu tete Morgan. »Die Russen täten nichts lieber, als ihr zerfallenes Imperium wieder zusammenzuschweißen.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Präsident Thorn. Er hörte, wie der Außenminister still seufzte, bevor er angelegentlich seine Fingernägel betrachtete. »Kommentar, Edward?«, fragte Thorn ihn.
    »Sie kennen die Frage, Mr. President: Was würden wir dagegen tun, selbst wenn wir wüssten, was die Russen vorhaben?«, sagte er. Dass Kercheval kein

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