Brown, Dale - Phantomjäger
Zweck unseres Überfalls auf die UN-Fahrzeugkolonne. Das ist der einzige Grund, weshalb diese Männer bereit waren, ihre Heimat, ihre Frauen und Kinder zu verlassen und für dich zu kämpfen – unsere Clanführer haben uns befohlen, Geld für die Al-Qaida zu beschaffen. Du warst weit erfolgreicher, als irgendjemand es sich hätte vorstellen können: Du hast einen ganzen turkmenischen Heeresfliegerstützpunkt erobert«, fuhr Turabi fort. »Du hast Waffen und Ausrüstung von ungeheurem Wert erbeutet. Ist dir das nicht klar, Wakil? Kehrst du auch nur mit einem Bruchteil dieser Geschütze, Panzer und Waffen nach Jarghan heim, wirst du in den Stammesrat aufgenommen. Gelingt es dir, auch nur einen dieser Hubschrauber mitzubringen, wirst du unweigerlich zum Clanführer ernannt. Damit stehst du gleichberechtigt mit allen anderen Scheichs und Schuras an der Spitze unseres Stammes.
Aber jetzt redest du davon, weitere turkmenische Militärstützpunkte und Kraftwerke anzugreifen. Ich stimme dir zu, dass Gaurdak ausgeschaltet werden sollte – die dortige Brigade kann uns gefährlich werden, wenn wir den Rückmarsch antreten –, aber wozu vergeuden wir Zeit und Energie, um Staudämme, Kraftwerke und Pipelines zu besetzen? Vielleicht können wir den Einheimischen ein paar Manat abpressen, aber dafür riskieren wir, im Inneren Turkmenistans abgeschnitten zu werden, während ihre ganze verdammte Armee, auch wenn sie nicht viel taugt, gegen uns vorgeht. Werden wir hier eingekesselt, kommt niemand, um uns herauszuhauen.«
»Unsere Mission hat sich geändert, Oberst«, sagte Zarazi feierlich.
»Oh?«
»Wir werden Turkmenistan nicht verlassen«, erklärte Zarazi ihm. »Wir sind hier, um dieses Land und dieses Volk zu befreien, nicht um es auszuplündern.«
»Der Stammesrat hat uns befohlen ...«
»Ich habe meine Befehle von Allah«, unterbrach Zarazi ihn hitzig. »Allah hat mir befohlen, dieses Land einzunehmen. Er hat bewiesen, dass er über mich wacht, indem er mich bei dem amerikanischen Luftangriff beschützt hat, und er lenkt meine Hand und meine Zunge, während ich seine Gläubigen durch die Wüste zum Sieg führe. Unsere Erfolge beweisen, dass er unsere Sache und uns liebt.«
»Wakil ...«
»Keine unangebrachte Vertraulichkeit, Oberst«, unterbrach Zarazi ihn finster.
»General, wir sind vor allem erfolgreich, weil die turkmenischen Streitkräfte in diesem Gebiet schwach sind«, sagte Turabi. »Hier draußen gibt’s nichts als Wüste. Diese Heeresflieger haben zehn Jahre lang untätig auf ihrem Hintern gesessen. Sie spüren ab und zu ein paar Schmuggler auf, lassen sich von Einheiten der Nordallianz oder der Taliban bestechen –je nachdem, wer gerade über die Grenze will, um dem anderen zu entkommen –, überwachen einen Fluss und ein paar Ölpipelines und faulenzen dann weiter. Gegen die wirkliche turkmenische Armee haben wir noch nie gekämpft.«
»Oberst, haben Sie Angst?«, fragte Zarazi scharf. »Fürchten Sie den Kampf?«
»Erstens bin ich kein Oberst, Wakil, und du bist kein General«, knurrte Turabi, der seinem Zorn darüber, ein Feigling genannt zu werden, freien Lauf ließ, obwohl eine innere Stimme ihn davor warnte. »Diese militärischen Dienstgrade haben wir uns nur aus Spaß verliehen, hast du das vergessen ? Hatten wir mit Offizieren zu tun, haben wir immer einen etwas höheren Dienstgrad als sie angenommen.
Und aus irgendeinem verdammten Grund sind wir jetzt hohe Offiziere! Wir könnten ebenso gut prächtige Ordensschnallen, Lederhandschuhe und Reithosen tragen. Über eines musst du dir im Klaren sein, Wakil: Wir sind keine Soldaten«, fuhr Turabi erregt fort. »Wir sind Dschihadi. Wir kämpfen für unsere Stämme und für unsere Mullahs, nicht für einen Staat. Und wir marschieren in kein anderes Land ein, erobern keine Militärstützpunkte und besetzen keine Staudämme und Kraftwerke, verdammt noch mal! Und was deine Frage betrifft –ja, ich habe Angst! Ich habe Angst vor jedem Unternehmen, das kein klar umrissenes Ziel hat. Ich habe Angst vor jedem Unternehmen, das allem zuwiderläuft, dessen Verteidigung wir unser Leben und unsere Zukunft weihen wollten! Ich habe ...«
»Kein Wort mehr, Oberst!«, befahl Zarazi scharf. »Meine Absichten sind klar: Ich werde dieses Gebiet im Namen Allahs besetzen und zu einem Zufluchtsort für treue Gotteskrieger machen, wie es Afghanistan einst war, bevor die Amerikaner und die Zionisten dort einmarschiert sind. Sie führen entweder meine Befehle aus oder
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