Brown, Dale - Schattenpilot
Augenblick spürte Patrick Hände auf seinen Armen - Cheshire und Atkins machten sich bereit, ihn von Elliott wegzureißen -, und sein Zorn verflog, als er Wendys Stimme hörte. Er lockerte seinen Griff um Elliotts Hals - aber Brad schien noch immer keine Euft zu bekommen, und als Patrick ihn losließ, sackte er sofort zusammen. Während McLanahan ihn sanft zu Boden gleiten ließ, fielen ihm Brads Kurzatmigkeit, die panische Angst in seinem Blick und die krampfartigen Zuckungen seines linken Arms auf.
»Jesus, ich fürchte, er hat einen Herzanfall!«, rief Patrick. »Sofort einen Krankenwagen!« Nancy Cheshire war bereits am Telefon und wählte die Notrufnummer des Lazaretts. McLanahan zog den Reißverschluss von Elliotts Fliegerkombi auf und legte seine Brust frei, um ihn notfalls durch Herzmassage am Leben erhalten zu können. »Halt durch, Brad, verdammt noch mal!«, sagte Patrick McLanahan. Ihm war fast schlecht bei dem Gedanken daran, die letzten Worte, die sein alter Freund und Mentor von ihm gehört haben könnte, seien zornige, hasserfüllte Worte gewesen. »Komm schon Brad, du altes Schlachtross, halt durch...«
Marinestützpunkt Yokosuka, Halbinsel Miura Japan
Samstag, 21. Juni 1997, 6.44 Uhr Ortszeit
(Freitag, 20. Juni, 16.44 Uhr Ostküstenzeit)
»Kann die verdammte Hafenpolizei denn nichts dagegen unternehmen?«, fragte Admiral Davis Manaus, USN, aufgebracht. »Wo zum Teufel bleibt sie?«
»Sie ist schon dort draußen unterwegs, Skipper«, antwortete Kapitän zur See Sam Anse, der die Bucht vor ihnen mit seinem Marineglas absuchte. »Hafenpolizei, Präfekturpolizei und japanische Marine sind mit allen verfügbaren Kräften im Einsatz.«
Warum das unglaublich erschien, war leicht zu erkennen. Admiral Manaus' Schiff, der amerikanische Flugzeugträger USS Independence, war von schätzungsweise zweitausend Booten aller Größen, Formen und Arten umgeben, die alle mit weißen Laken bedeckt waren und weiße Fahnen gehisst hatten. Die meisten Menschen an Bord der Boote waren weiß gekleidet und trugen weiße Stirnbänder mit der roten aufgehenden Sonne Japans. Unter die Boote der Demonstranten hatten sich mehrere Dutzend Motorboote mit Kamerateams aus aller Welt gemischt. Japanische Polizeiboote und mehrere Boote der Independence waren seit Mitternacht damit beschäftigt, die Demonstranten von dem Flugzeugträger fern zu halten; viele der weißen Boote hatten Kübel mit roter Farbe an Bord, die offenbar für den Rumpf der Independence bestimmt war.
Es dauerte noch einige Stunden, bis höfliche, aber sehr bestimmte Appelle bis hinauf zum Ministerpräsidenten bewirkten, dass Schlepper endlich die Leinen übernehmen und die Independence vom Kai in die Bucht hinaus bugsieren durften. Demonstranten mit Megafonen versuchten die Schlepperkapitäne und Hafenlotsen dazu zu überreden, dem Flugzeugträger nicht beim Auslaufen zu helfen. Ihre Appelle schienen beinahe zu wirken, aber dann setzte das riesige Kriegsschiff sich doch in Bewegung und glitt in den Golf von Sagami hinaus.
Die Independence, deren Begleitschiffe - drei ASW-Fregatten, zwei Aegis-Lenkwaffenkreuzer und ein Versorgungsschiff - sich inzwischen formiert hatten, stand ungefähr zwanzig Seemeilen südlich der Spitze der Halbinsel Miura etwa in der Mitte des Golfs von Sagami, als der Flugbetrieb wiederaufgenommen werden konnte. Die Flugzeugträgerkampfgruppe wurde noch immer von einigen Booten mit Demonstranten beschattet, die von den Fregatten aber nicht näher als drei Seemeilen an den Träger herangelassen wurden. Da die Kampfgruppe wie immer bei Flugbetrieb mit der Fahrt heraufgegangen war und nun siebenundzwanzig Knoten lief, konnten ihr nur sehr wenige der kleineren Boote mit Demonstranten folgen.
Als erste Maschinen starteten die Rettungshubschrauber: zwei riesige Sikorsky SH-3H Sea Kings mit zwei Piloten und zwei Rettungsschwimmern an Bord. Dann kam das Radarflugzeug E-2 Hawkeye, das den Radarhorizont der Kampfgruppe auf etwa vierhundert Seemeilen erweiterte. Zugleich würde die Hawkeye als Anflugkontrollstelle füngieren, die anfliegende Maschinen führte, bis die Fluglotsen an Bord sie zur Landung übernahmen. Als Nächstes startete ein Tanker KA-6D, bevor vier Jäger F-14A Tomcat folgten, um den Jagdschutz der Kampfgruppe zu übernehmen, während zwei weitere Jäger auf den Katapulten drei und vier bereitstanden, um sofort zu starten und mitzuhelfen, den Träger zu verteidigen.
Die erste landende Maschine war ein unattraktives, aber
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