Brown, Dale - Schattenpilot
Angriffsformation, Genosse Major... äh, diese sechzehn Jagdbomber könnten ganz Juidongshan verwüsten.«
»Sie haben Ihren Auftrag, Wachleiter«, beschied der Einsatzoffizier ihn knapp. »Kein feindlicher Jäger kommt näher als fünfundsiebzig Kilometer an dieses Flugzeug heran, sonst bringe ich Sie vors Militärgericht. Machen Sie schon!« Der Wachleiter konnte nur schweigend gehorchen.
Der nicht durch chinesische Abfangjäger gestörte Angriff der Taiwanesen lief wie im Lehrbuch ab. Die sechzehn anfliegenden Jagdbomber F-16 der Luftwaffe der Republik China waren alle mit IR- Zielsuchund Angriffssensoren Falcon Eye ausgerüstet und voll bewaffnet. Als erste griffen vier F-16 mit jeweils vier Schüttbomben CBU-S/ die chinesischen Stellungen mit Lenkwaffen CSS-N-2 Seidenraupe zur Küstenverteidigung, Fla-Raketenbatterien und Artilleriestellungen an - ideale Ziele für Schüttbomben. Die Bombenmagazine Mk 7 enthielten eine Vielzahl von Splitterbomben, panzerbrechenden Bomben und leichten panzerbrechenden Bomben, die gegen Flächenziele mit guter Treffsicherheit und vernichtenden Ergebnissen eingesetzt werden konnten.
Als die F-16 der ersten Welle hochzogen, um mit Jagdraketen Sidewinder und ihren eingebauten 2O-mm-Maschinenkanonen Jagdschutz über dem Zielgebiet zu fliegen, griffen die acht F-16 der zweiten Welle U-Bootbunker, Stabsgebäude, Tanklager und Fernmeldeanlagen mit jeweils vier fallgebremsten Bomben Mk 84 an. Auch diese Angriffe im Tiefstflug - manche Piloten gingen mit ihren kostbaren F-16 Fighting Falcons auf zweihundert Fuß hinunter, sodass sie in Gefahr waren, Bäume und Antennen zu streifen - waren äußerst wirkungsvoll. Ein paar Piloten entdeckten an den Kais und neben U-Boot-Tendern mehrere mit Dieselmotoren betriebene UBoote der Klasse EB36 und griffen sie sehr erfolgreich mit ihren 20- mm-Maschinenkanonen an. Da sich keine feindlichen Jäger blicken ließen und die feindliche Luftabwehr praktisch ausgeschaltet war, konnte jede F-16 nach einem Fehlwurf nochmals angreifen, sodass nicht nur alle zugewiesenen Ziele, sondern auch einige wichtige Gelegenheitsziele getroffen wurden.
Die dritte Welle F-16 überflog nicht einmal die Küste, aber ihre Angriffe waren ebenso erfolgreich. Diese Maschinen trugen je vier Grundminen Mk 55, die sie vor den U-Bootbunkern und dem Hafen Dongshan nach einem genau festgelegten Plan abwarfen, um die Zufahrt zum Marinestützpunkt zu verminen. Die Mine Mk 55 verankerte sich auf dem Meeresboden und wartete. Entdeckte sie das starke Magnetfeld eines Schiffs oder U-Boots, löste sie sich vom Meeresboden, stieg hoch und detonierte, sobald sie in Zielnähe angelangt war.
Als die F-16 der Nationalisten sich zum Rückflug sammelten, versuchten zwölf Jäger J-6, die von dem weiter nördlich gelegenen Luftwaffenstützpunkt Fuzhou kamen, sie überraschend anzugreifen. Der Kampf war in Sekunden entschieden. Ohne auch nur ihre Zusatztanks abzuwerfen, konnten die taiwanesischen Jagdbomber aus dem Feuerbereich der J-6 abdrehen, sodass die Jäger selbst zu Gejagten wurden. Die chinesischen Jagdraketen PL-2 mit Infrarot-Zielsuchkopf mussten von hinten auf das feindliche Flugzeug abgeschossen werden, sodass die Taiwanesen genau wussten, was die Angreifer tun würden. Sie brauchten nur abzuwarten, bis ein chinesischer Pilot in Angriffsposition zu gelangen versuchte, und konnten ihn dann von oben oder von der Seite aus mit ihren amerikanischen Jagdraketen Sidewinder angreifen. In weniger als zwei Minuten waren neun chinesische Jäger J-6 abgeschossen; die restlichen drei verschossen ihre PL-2 blind, ohne zu wissen, ob sie auf Freund oder Feind zielten und machten sich schnellstens davon.
Der Wachleiter an Bord des Radarflugzeugs IL-/6 verfolgte den Angriff auf seinem Radarschirm mit wachsendem Entsetzen. Der Marinestützpunkt Juidongshan war von Jagdbombern der nationalistischen Rebellen angegriffen worden, und sie hatten untätig zugesehen, ohne irgendetwas dagegen zu unternehmen! Er riss sich wütend den Kopfhörer ab und hastete nach vorn, wo der Einsatzoffizier in dem durch einen Vorhang abgetrennten vorderen Teil der Kabine an seiner Konsole saß. Der junge Marineinfanterist, der dort Wache stand, wollte ihn aufhalten, aber der Wachleiter stieß ihn beiseite. »Was zum Teufel soll das?«, rief der Wachleiter erregt. »Die Nationalisten haben Juidongshan schwer getroffen, und Sie sitzen hier und tun nichts!«
»Ich führe meine Befehle aus, Genosse Hauptmann«, antwortete der
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