Brown, Dale - Schattenpilot
Landungsfahrzeugen?«, fragte ein STRATCOM- Stabsoffizier. »Wir haben immer gehört, dass die Chinesen nicht allzu viele besitzen. Wie wollen sie drei Divisionen nach Quemoy rüberschaffen ?«
»Die Fähigkeit der Volksbefreiungsarmee zu Amphibienlandungen scheint bisher stark unterschätzt worden zu sein«, antwortete der Vortragende. »Die meisten dafür notwendigen Fahrzeuge sind nicht der Truppe, sondern zur Instandhaltung Reserveund Milizeinheilen zugeteilt gewesen. Erst seit Miliz und Reserven aufgerufen sind, die Invasion zu unterstützen, haben wir ein besseres Bild von der Landungsflotte, die recht beträchtlich ist.
Die taiwanesischen Streitkräfte haben bereits Luftlandeunternehmen mit zahlreichen Transportflugzeugen gemeldet, die in den frühen Morgenstunden bis zu tausend Commandos auf Quemoy abgesetzt haben. Außerdem sind vor der Westküste der Insel mehrere fünfunddreißig und fünfundvierzig Meter lange Luftkissenfahrzeuge gesichtet worden, davon drei am Strand. Jedes dieser Fahrzeuge kann bis zu fünfzig Mann und zusätzlich zwei Schützenpanzer, Panzerspähwagen oder leichte Fla-Panzer transportieren. Die Taiwanesen haben bisher nicht gemeldet, welche Schwerpunkte die Commandos bilden; vermutlich sollen sie auf der Insel aufklären, Artillerieziele festlegen und Sabotageakte verüben. China sollte nur eine Hand voll solcher Luftkissenfahrzeuge besitzen, aber diese Berichte sprechen von bis zu einem Dutzend großer Fahrzeuge.
Vor der Küste sind mehrere Klassen von Landungsschiffen gesichtet worden, die teils unbekannt sind, teils als außer Dienst gestellt gegolten haben«, fuhr der Nachrichtenoffizier fort. »Ihre genaue Zahl ist schwer festzustellen, aber realistische Schätzungen besagen, dass die chinesische Marine jederzeit zwanzigtausend Mann nach Quemoy übersetzen kann. Stößt sie dabei nicht auf Gegenwehr, dürfte sie in zwei bis drei Tagen ein ganzes Armeekorps auf die Insel transportieren können.«
»Wie groß ist die taiwanesische Garnison auf Quemoy?«, fragte einer der Stabsoffiziere.
»Schätzungsweise sechzigbis siebzigtausend Mann«, antwortete der Vortragende. »Aber wir haben noch keine Meldung über die Verluste als Folge der chinesischen Nachtangriffe. Soldaten, die sich nicht in Schutzräumen aufgehalten haben, können bis zur Kampfunfähigkeit verwundet sein.«
»Lässt sich der Prozentsatz schätzen?«
Der Nachrichtenoffizier zögerte, als werde ihm die Ungeheuerlichkeit der Zahl, die er nennen wollte, in diesem Augenblick bewusst; dann sagte er ausdruckslos: »Fünfzig Prozent. Bis zu fünfunddreißigtausend Gefallene und Verwundete auf Quemoy.«
Die zuhörenden STRATCOM-Offiziere schwiegen betroffen. Sie konnten kaum glauben, was geschehen war: Zur Abwehr taiwanesischer Luftangriffe auf die zur Besetzung Quemoys bereitstehenden Kräfte hatte die Volksbefreiungsarmee mehrere Fla-Raketen mit Kernsprengköpfen eingesetzt. Der gesamte angreifende Verband aus zweiunddreißig Jagdbombern F-16 Fighting Falcon - zwei Drittel des taiwanesischen F-16-Bestands und zehn Prozent aller Maschinen der Luftstreitkräfte der Republik China - waren augenblicklich zerstört worden.
»Die fünf massiven Atomexplosionen haben sich in schätzungsweise dreißigtausend Fuß Höhe fast genau über Quemoy ereignet - hoch genug, dass die Feuerbälle nicht den Erdboden berührt haben, aber niedrig genug, um schwere Schäden durch Hitze und Überdruck zu bewirken«, berichtete der Vortragende weiter. »Die Gefährdung durch radioaktiven Fallout ist verhältnismäßig gering; der Süden Taiwans und der Norden der Philippinen könnten betroffen sein. Der Flugzeugträger George Washington hat Befehl, dieses Gebiet zu meiden.
Offenbar als Vergeltung für die Luftangriffe der Taiwanesen hat China zu einem massiven Gegenschlag ausgeholt, bei dem ein großer Jagdverband die taiwanesische Luftabwehr abgelenkt hat, sodass drei Gruppen schwerer Bomber mit Abwurflenkwaffen mit Kernsprengköpfen und konventionellen Bomben angreifen und vier wichtige Militärstützpunkte im Westen Taiwans fast völlig zerstören konnten«, fuhr der Nachrichtenoffizier fort. »Anschließend haben die Chinesen drei Luftwaffenund Marinestützpunkte im Osten Taiwans mit Mittelstreckenraketen mit Atomsprengköpfen angegriffen. Nach diesen Angriffen ist die Hälfte des taiwanesischen Luftverteidigungssystems, darunter praktisch alle Jäger und zwei Drittel aller Fla-Waffen und Radargeräte, zerstört oder schwer
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