Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Okay?«
Sie nickte unbestimmt. Ihr Herz raste, als sie ihre Fersen
in die Flanken des Pferdes grub. Der Wallach warf den Kopf
hin und her, scheute vor den Wassermassen zurück, ehe er
mit widerstrebendem Gehorsam in die schäumenden Wogen stakste. Nach vier Schritten wurde er von der wilden
Strömung in die Mitte des Flusses gerissen.
Während sie um ihr Leben kämpfte, fiel Lauren siedendheiß ein, dass sie Jareds Kind unter dem Herzen trug. Warum hatte sie ihrem Mann das süße Geheimnis nicht anvertraut?, schalt sie sich insgeheim. Sie presste die Knie an die
Flanken des Wallachs. Riskierte einen Blick über ihre
Schulter, um zu sehen, ob Kurt ihr folgte. Er manövrierte
eben sein Pferd vom Ufer in den Strom.
Als ein weiterer Blitz den dunklen Himmel erhellte, registrierte sie den Baumstamm, der mit erschreckender Geschwindigkeit auf sie zuschoss. O Gott, nein! Ihr Verstand
raste. Wie konnte sie dem drohenden Zusammenstoß jetzt
noch ausweichen?
Ein Ast streifte die Vorderhand ihres Wallachs. Er keilte
aus und hätte Lauren dabei fast abgeworfen. Sie umkrampfte den glitschig nassen Sattelknauf. Das Pferd schnaubte
vor Schmerz, bäumte sich unter ihr auf, wodurch sie den
Halt verlor.
Sie wurde in die trüben Wassermassen des wütenden
Flusses gewirbelt. Japste noch einmal nach Luft, bevor sie
untertauchte und strampelnd versuchte, wieder an die Oberfläche zu gelangen. Sie hatte es fast geschafft, als ihr Kopf
an einen harten Gegenstand stieß. Ein brennender Schmerz
durchzuckte ihren Körper, sie trudelte orientierungslos in
den Fluten, der Beutel mit dem Verbandszeug rutschte ihr
vom Handgelenk und versank in den schlammigen Tiefen.
Ihre Kopfhaut prickelte wie von tausend Stecknadeln
malträtiert, denn jemand zog sie an den Haaren aus dem
Wasser. Sie prustete und spuckte brackige Brühe, während
sie kostbare Atemluft in ihre Lungen pumpte. Kurt packte
sie am Kinn, und sie umklammerte seinen Steigbügel, verzweifelt bemüht, nur ja nicht das Bewusstsein zu verlieren.
Wie durch ein Wunder schaffte es Kurts Pferd ans andere
Ufer. Er ließ Lauren sanft zu Boden gleiten, wo sie sich hustend und spuckend wälzte. Der junge Vandiver saß ab und
rüttelte sie sanft an der Schulter. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Nach einer kurzen Weile antwortete sie: »J...Ja. Ich denke
schon.«
»Kommen Sie. Jetzt ist es nicht mehr weit. Wir müssen
bloß noch bis da oben auf den Hügel.« Er hob sie auf das
Pferd, saß eilends hinter ihr auf und stützte sie mit seinen
stämmigen Armen. Sonst wäre sie glatt vornübergekippt.
Sie war wohl ohnmächtig geworden, denn als Kurt anhielt
und sie vom Pferd zerrte, kam sie wieder zu sich. Er führte
sie zu einem verwitterten Felsvorsprung. Dahinter verbarg
sich sicher die Höhle, von der er gesprochen hatte. Er bog
ein paar Zweige auseinander, die den Eingang verdeckten,
und Lauren zwängte sich durch die schmale Öffnung. In
gebückter Haltung schob sie sich an den ausgezackten
Steinquadern vorbei.
Irgendwann gewahrte sie Licht und beschleunigte ihre
Schritte. Gleich war sie bei Jared! Der blasse Lichtschein
stammte von einer kleinen Öllampe, die von der Felsdecke
herunterbaumelte. Sie trat in die Helligkeit, richtete sich
auf. Und starrte geradewegs in die zusammengekniffenen
Reptilienaugen von Wat Duncan! >Hinter ihm stand June,
ihr silberblondes Haar erstrahlte gleich einer schimmernden
Gloriole um ihren Kopf. Laurens Blick schoss hastig durch
den engen Raum: Wo war Jared?
Von einer plötzlichen Panikattacke gepackt, jagten weißglühende Blitze durch Laurens Gehirn. Ihr Verstand schien
auszusetzen, nicht in der Lage, das Entsetzen zu kontrollieren. Sie registrierte, dass Kurt hinter sie trat.
»Alle Achtung, Miz Lockett, wie ich sehe, haben Sie es
doch noch geschafft, zu unserer kleinen Party zu kommen.
Kein schöner Abend für ein Bad im Fluss, was?« Duncan
grinste unverschämt, während seine Augen gierig über ihren Körper glitten.
Lauren wirbelte zu Kurt herum. »Wo ist mein Mann? Sie
haben doch gesagt, Sie bringen mich zu ihm!« Wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, trommelte sie ihm mit
ihren geballten Fäusten an den massigen Brustkorb. Woraufhin er ihre Handgelenke umklammerte und ihr die Arme nach unten bog.
»Irgendwas musste ich Ihnen schließlich erzählen. Und es
hat funktioniert.«
»W...Wieso? Sie haben das alles geplant? Und wozu?«,
stammelte sie halb ärgerlich, halb entsetzt.
»Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das
Weitere Kostenlose Bücher