Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot

Titel: Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandaloses Angebot 8762E5C5
Vom Netzwerk:
können? Warum bloß hatte er diesen hitzigen Streit provoziert? Das hatte sein Vater
gesundheitlich nicht verkraftet. Ja, er hatte Ben geliebt. Er
liebte Rudy und Gloria. Und Maria. Und er liebte Lauren.
Er liebte Lauren! Diese Erkenntnis schoss ihm blitzartig
durch den Kopf. Rudys Hand ruhte weiterhin auf seinem
Arm. Nach einem letzten mitleidsvollen Blick zu seiner
Mutter drehte er sich um und hetzte aus dem Zimmer.
»Thorn, wir müssen die Spur von zwei Pferden finden, die
vor rund einer Stunde von hier aufgebrochen sind. Vandiver
hat meine Frau entführt«, brüllte er über den Hof. Geschmeidig schwangen sich die drei Männer in den Sattel.
»Wir müssen uns beeilen. Ihre Spur wird schnell vom Regen ausgewaschen«, sagte Thorn sachlich, während sie den
schwachen Abdrücken der Pferdehufe folgten, die in den
weichen Lehm gezeichnet waren.
    Lauren klammerte sich mit steifen, kalten Fingern an den
Sattelknauf, während sie ihr Pferd über den glitschigen,
durchweichten Untergrund lenkte. Der feine Nieselregen
hatte sich inzwischen zu einem wahren Wolkenbruch entwickelt. Nachdem Kurt sie über Jareds Verletzung informiert hatte, hatte sie in ihrer Hektik vergessen, Hut und
Mantel mitzunehmen. Die schweren Regentropfen prasselten wie Glasmurmeln auf ihren Kopf. Ihr Haarknoten hatte
sich bereits gelöst, und die nassen Locken hingen ihr so
schwer auf dem Rücken herab, dass ihr Nacken schmerzte.
Sie war durchnässt bis auf die Haut und bibberte vor Kälte.
    Zuckende Blitze zerrissen den dunklen Nachthimmel und
ließen die Pferde scheuen. Gefolgt von bedrohlichem Donnergrollen, das über die weiten Ebenen rollte und sich mit
der Wucht eines prasselnden Steinschlags an den sanft geschwungenen Anhöhen brach.
    Lauren war hundeelend zumute, doch der Gedanke an ihren Mann hielt sie aufrecht: Bitte, lieber Gott, mach, dass
Jared nicht stirbt.
    Irgendwann konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es unendlich lange dauerte, bis sie ihr Ziel erreichten. Es kam ihr vor, als ritten sie schon seit Stunden! Aber
vielleicht täuschte sie sich auch. Seit sie wusste, dass das
Leben ihres Mannes in Gefahr war, schien die Zeit ohnehin
stillzustehen.
    Als der Weg breiter wurde, ritt sie neben Kurt und erkundigte sich nach Jared. »Wo haben sie ihn denn hingebracht,
Kurt? Wir entfernen uns immer weiter von Pueblo, und Sie
sagten doch vorhin, dass die Leute Angst hatten, ihn zu bewegen, nicht?«
    Er wich ihrem Blick aus. »Na ja, einer der Männer kannte
da diese Höhle. Sie wollten Jared sicherheitshalber von den
Unruhen fortschaffen, und die Höhle schien ihnen ideal.
Zumal die wenigsten Leute sie kennen.«
    Das klang zwar wenig aufschlussreich, aber sie mochte
nicht weiter nachbohren. Sie wollte nur noch zu Jared, und
das so schnell wie möglich.
    Als ein weiterer Blitzstrahl den Himmel erleuchtete, gewahrte sie den Rio Caballo, der sich unmittelbar vor ihnen
erstreckte. Der normalerweise ruhige Fluss war zu einem
reißenden Strom geworden, der gurgelnd über die von Felsen gesäumten Ufer trat.
    Kurt fluchte laut und inbrünstig. »Es hilft alles nichts, wir
müssen auf die andere Seite, Lauren«, versuchte er die tosenden Wassermassen und krachenden Donner zu überbrüllen. Was selbst bei Tageslicht eine heikle Mission gewesen wäre, mutete in der Dunkelheit und bei einem solchen Unwetter wie glatter Selbstmord an.
    »Gibt es denn keinen anderen Weg?« Ihre Kehle brannte
bei dem Versuch, den Lärm zu übertönen. »Das packen die
Pferde niemals. Sehen Sie sich nur mal das ganze Treibgut
an, das der Fluss mit sich reißt.«
    Umgerissene Bäume, Fässer, Wagenräder, Holzlatten und
andere Gegenstände trieben auf den schäumenden Wassermassen. Den Fluss ohne Blessuren zu überqueren war
ein Ding der Unmöglichkeit, überlegte Lauren.
    »Wollen Sie nun zu Jared oder nicht?«, versetzte Kurt ungehalten.
»Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie Sie
Jared über den Fluss gebracht haben sollen«, argumentierte
sie.
»Das ist jetzt etliche Stunden her. Der Rio Caballo ist bestimmt erst über die Ufer getreten, nachdem das Unwetter
stärker geworden ist.«
Das klang logisch. Zumal es in den letzten Tagen andauernd geregnet hatte und auch die kleineren Flüsse
Hochwasser führten. Sie nickte zu Kurt und umklammerte
den Sattelknauf fester.
»Sie reiten zuerst, und ich folge dicht hinter Ihnen«,
kommandierte er. »Versuchen Sie, durch die Strömung ans
andere Ufer zu reiten.

Weitere Kostenlose Bücher