Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
hereingestampft.
Lauren japste erschrocken auf. Seit frühester Jugend hatte
sie niemand mehr nackt gesehen!
»La Señorita ist fertig? Kann ich Ihnen die Haare waschen, si?«
»Nein!«, protestierte Lauren, währenddessen versuchte sie
verzweifelt, ihre Blößen zu bedecken. Als sie Elenas gekränktes Gesicht sah, setzte sie schnell hinzu: »Ich kann
das selbst machen.«
»Wieso sollten Sie? Ich bin doch da«, sagte Elena mit herzerfrischender Logik. »Señor Lockett sagen: Kümmere dich
um die junge Lady, und das mache ich auch.« Bei der Erwähnung seines Namens bekreuzigte sie sich über ihrem
gewaltigen Busen.
Sie fing an, die Haarnadeln aus Laurens Hochsteckfrisur
zu ziehen, woraufhin dieser die schwarzen Haare bis zur
Taille herabfielen. Fröhlich drauflosplappernd goss das mexikanische Mädchen ihr krügeweise warmes Wasser über
den Kopf. Dann schamponierte sie hingebungsvoll die dichten Strähnen. Es war pure Magie. Elenas geschickte Kopfhautmassage war himmlisch entspannend.
»Señor Lockett sich so auf Ihr Wiedersehen gefreut. Er
uns allen gesagt, die hübsche Lady bleibt bei uns. Er befohlen, dass Zimmer gemacht wird. Er selbst nachgesehen, ob
alles in Ordnung.« Bevor Lauren protestieren konnte, zog
Elena sie aus der Wanne.
Zwecklos, ihre Blößen zu bedecken. Elena schien ihre
Schamhaftigkeit völlig fremd. Dass Laurens Haut rot anlief
wie bei einem Krebs, schob sie vermutlich auf das hei ße
Badewasser.
Sie mochte jetzt nicht an Ben denken. Dafür war ihre
Trauer noch zu frisch. Also wechselte sie das Thema und
fragte freundlich interessiert: »Wann kommt denn das Baby?«
»Quién sabe? Wenn kommt, dann kommt.« Die junge
Mexikanerin zuckte mit den Schultern und lachte.
»Was macht denn Ihr Mann?«
»Oh, er sehr guter Vaquero auf der Lockett-Ranch. Sein
Name ist Carlos. Er sein sehr guter Mann«, meinte sie mit
einem schwärmerischen Augenaufschlag zu Lauren, die das
Thema höchst befremdlich fand und von Neuem errötete.
»Dürfen Sie denn überhaupt noch arbeiten? In Ihrem Zustand?«
Die Mexikanerin lachte glockenhell. »Señorita, ich lebe
hier. Carlos wohnt auf der Ranch, und ich wohne hier.
Wenn wir frei haben, wir kommen zusammen, bei seiner
Mama in Pueblo.«
Lauren war entsetzt. »Aber Sie würden doch bestimmt lieber zusammenziehen, in eine eigene Wohnung, oder?«
»Si, aber wir müssen auch essen. Und ohne Geld geht gar
nix.« Sie giggelte.
»Verstehe«, murmelte Lauren, obwohl sie überhaupt
nichts mehr kapierte. Dieses verrückte Texas und seine
Bewohner waren ihr ein Buch mit sieben Siegeln.
Im Schlafzimmer nahm Elena ein Nachthemd aus dem
Koffer und zog es der jungen Frau über den Kopf. Lauren
sah unschlüssig zu, wie die Bedienstete mit einem großen
Tablett hantierte. Offenbar hatte sie es vorhin mit hochgebracht und auf dem Tisch abgestellt. Sobald das Mädchen
die Deckel von den Schüsseln hob, erfüllten köstliche Düfte
den Raum, und Lauren lief das Wasser im Mund zusammen. Sie konnte sich kaum entsinnen, wann sie das letzte
Mal etwas gegessen hatte.
Elena stellte das Tablett auf Laurens Schoß, auf dem ein
riesiger Teller mit einem saftig gegrillten Steak, Kartoffeln
und Salat stand. Dazu gab es Brot - ein Brötchen und einen
flachen, runden Laib, den Lauren nicht zu identifizieren
wusste. Daneben stand eine Schale mit braunen Bohnen in
Tomatensauce.
»Was ist das?«, fragte sie und deutete auf den Fladen.
»Tortilla. Maisbrot«, erklärte Elena.
Lauren biss mutig hinein und fand, dass er fade schmeckte. Woraufhin Elena ihn mit ein wenig Butter bestrich, Salz
darüberstreute und ihn wie eine Zigarre zusammenrollte. So
schmeckte er köstlich. »Tortilla?«, wiederholte ihr Gast.
Elena nickte und klatschte in die Hände.
Dann zeigte Lauren mit dem Finger auf die Schale mit
den Bohnen.
»Frijoles«, führte Elena aus, »mit Picante.«
Todesmutig schaufelte Lauren sich einen Löffel voll in
den Mund. Und wusste spontan, dass sie einen schweren
Fehler gemacht hatte. Ihr Mund brannte wie Feuer! Sie
würgte einen Teil davon hinunter und spuckte prustend den
Rest aus, heimlich empört über ihr undamenhaftes Benehmen. Elena hielt sich vor Lachen den gewaltigen Bauch, ihre kürbisgleichen Brüste erbebten.
»Wasser«, krächzte Lauren. Sie stürzte ein Glas Wasser in
einem Zug hinunter und reichte es Elena zum Nachfüllen.
Als die beißende Schärfe im Mund nachließ, probierte sie
vorsichtig von den anderen Speisen. Das Essen war sehr
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