Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
angenehm wie möglich machen wollen.
»Es ist zauberhaft, Mrs. Lockett. Danke.«
»Gut, dann macht es Ihnen bestimmt nichts aus, sich die
paar Tage bis nach der Beerdigung in diesem Zimmer aufzuhalten.«
Lauren wäre zwar gern zu Bens Beerdigung gegangen,
mochte sich deswegen aber nicht mit seiner Witwe anlegen.
»Das Bad ist dort.« Sie deutete auf eine Tür. »Auf der anderen Seite befindet sich eine weitere Tür, die immer verschlossen ist. Sie brauchen also keine Sorge zu haben, dass
Sie jemand stört.«
Oder dass ich jemanden störe, sinnierte die junge Frau.
»Elena wird Ihnen später das Abendessen aufs Zimmer
bringen. Wenn Sie irgendetwas brauchen, sagen Sie es ihr
ruhig. Ich habe es so eingerichtet, dass Elena sich in den
nächsten Tagen ausschließlich um Sie kümmert.« Sie war
schon halb aus dem Zimmer, als Lauren noch etwas einfiel.
»Mrs. Lockett, das mit Ihrem Mann tut mir aufrichtig leid.
Er war ...«
»Ja«, fiel Olivia ihr ins Wort. »Gute Nacht, Miss Holbrook.«
Lauren sank in den Schaukelstuhl und versuchte sich zu
sammeln. Sie überdachte, was sie seit ihrer Ankunft erfahren hatte.
Ben Locketts Tod war geradezu unfassbar. Schon seit
Wochen hatte sie sich auf das Wiedersehen mit dem herzerfrischend fröhlichen, liebenswerten Mann gefreut. Und
jetzt war er tot, und ihre Zukunft bestenfalls ungewiss.
Sie gähnte, unversehens sterbensmüde. Die langen Tage
und schlaflosen Nächte im Zug, die beschwerliche, staubige Reise von Austin nach Coronado, dann dieser stockbesoffene Widerling, der sich hatte volllaufen lassen, während
sein Vater mit dem Tod rang, und anschließend die Konfrontation mit Olivia. Das hatte an ihren Nerven gezerrt.
Lauren bettete den Kopf auf das Polster des Schaukelstuhls
und schlief auf der Stelle ein.
Von einer aufgebrachten Stimme wurde sie aus dem
Schlaf gerissen. Jemand zerrte an ihrem Arm. Nein, nicht,
sofort aufhören, dachte sie. Ich will jetzt nicht aufwachen
und mir weitere Katastrophen anhören müssen. Ich will
schlafen.
Daran war indes kein Denken. Lauren klappte widerstrebend die Lider auf und blickte in schwarz schimmernde,
glutvolle Augen. Sie gewahrte ein hübsches, dunkelhäutiges
Gesicht, ein warmes, fürsorgliches Lächeln. Die Stimme
senkte sich schließlich zu einem mitfühlenden Singsang.
»Arme Señorita. Die Señorita ist so müde, dass sie im Sessel eingeschlafen ist. Ts, ts, ohne ihren Hut abzusetzen!
Kein Abendessen? Kein Bad? Elena wird Ihnen helfen, si?«
»Sie sind Elena? Ich bin Lauren. Schön, Sie kennen zu
lernen.« Lauren atmete innerlich auf. Endlich mal ein
freundliches Wesen in diesem seltsamen Haus.
»Sie sind sehr schön, Señorita. Nach einem heißen Bad
fühlen Sie sich gleich besser. Ich lasse Wasser für Sie ein.
Sie ziehen sich in der Zwischenzeit aus, si?«
Elena trat zurück, und Lauren bemerkte ihren stark gerundeten Leib, der ihre fortgeschrittene Schwangerschaft
dokumentierte. Hatte Olivia es deshalb so »eingerichtet«,
dass das Mädchen sich nur um sie zu kümmern brauchte?
Ihr Zustand war zweifellos ein Ärgernis für die Familie Lockett und die erwarteten Trauergäste.
Elena war höchstens sechzehn oder siebzehn und machte
keinen Hehl aus ihrer baldigen Niederkunft. Sie trug keinen
BH, und die Spitzen ihrer üppigen Brüste malten sich dunkel unter der weißen Spitzenbluse ab.
Fröhlich schwatzend watschelte sie ins Bad. Redete wie
ein Wasserfall, dabei wechselte sie temperamentvoll vom
Englischen ins Spanische. Als sie in das Gästezimmer zurückkehrte, schimpfte sie mit Lauren, weil sie sich noch
nicht entkleidet hatte.
»Señorita, Ihr Badewasser wird kalt, und Ihr Abendessen
auch. Kommen Sie, Elena hilft Ihnen.«
Lauren war schockiert, als das mexikanische Mädchen sie
umdrehte und ihr mit flinken Fingern die Bluse aufknöpfte.
Gleichwohl war sie zu müde, um zu protestieren. Eilends
entledigte Elena sie ihrer Kleider.
Als sie in Korsett, Leibchen und spitzengesäumter Pluderhose vor ihr stand, schüttelte Elena missfällig den Kopf.
»Ts, ts, ein Korsett! Die Señorita ist gertenschlank! Sie bekommen ja kaum Luft.« Sie löste die Häkchen und Ösen
und warf das beanstandete Kleidungsstück achtlos zu den
anderen Sachen.
Als sie ihr Hemd und Hose ausziehen wollte, schob Lauren schamhaft Elenas Hände fort. Hastig glitt sie in das geschmackvoll ausgestattete Badezimmer. Sie sank in das
dampfend heiße Wasser und versuchte, sich zu entspannen.
Nach einer Weile kam das Hausmädchen
Weitere Kostenlose Bücher