Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Zeitpunkt
noch nicht einmal gekannt! Bevor sie vehement protestieren
konnte, fuhr Olivia fort: »Die Geschichte, dass sie die
Schwester deines Kommilitonen ist, klingt plausibel. Wir
werden es so darstellen, dass du dich während deiner Besuche bei ihrer Familie in sie verliebt hast. Dein Vater überraschte dich, indem er sie einlud, und jetzt hast du ihr einen
Antrag gemacht. Ihr werdet vom Fleck weg heiraten.« Sie
winkte rigoros ab, als er den Mund zu einer Erwiderung
öffnete. »Wir erwarten von dir, dass du künftig diskreter bist
mit deinen ... deinen Geschichten, Jared. Du brauchst deinen Lebensstil jedoch nicht großartig zu ändern. Lauren ist
eine gebildete, kultivierte junge Dame, die deinem neuen
Image als verantwortungsbewusster Rancher die nötige
Glaubwürdigkeit verleiht.«
Jared lehnte sich an den Wandsims, schlug die Beine
übereinander und verschränkte die Arme vor der Brust. Mit
spöttisch gedehnter Stimme gab er zu bedenken: »Und was
ist mit gestern Abend? Da haben wir bestimmt nicht das
unsterblich verliebte Traumpaar abgegeben. Meinst du allen Ernstes, die abgebrühten Vandivers fallen auf deine
kleine Komödie rein?«
»Wir erklären einfach, dass Lauren es für unangemessen
hielt, so bald nach Bens Beerdigung zu heiraten, und ihr
deswegen eine kleine Meinungsverschiedenheit hattet. So
etwas kommt in den besten Familien vor.« Um weiteren Argumenten vorzugreifen, erklärte sie mit Nachdruck: »Ihr
werdet umgehend heiraten. War das deutlich genug?«
Jared musterte seine Mutter mit schief gelegtem Kopf. Der
Spaß war ihm sichtlich vergangen. Er antwortete ihr gefährlich leise: »Du hast mein Leben lang jede gottverdammte
Entscheidung für mich getroffen. Aber dieses eine Mal
nicht! Ich lasse mir keine Frau aufs Auge drücken, die ich
nicht will! Niemals.«
Olivia lächelte süffisant. »Doch, Jared. Zufällig habe ich
mitbekommen, worüber ihr in Bens Todesnacht miteinander gestritten habt. Möchtest du Miss Holbrook nicht erzählen, weshalb Ben sie eingeladen hatte?« Jareds Gesicht
nahm eine kränklich-blasse Färbung an, sein Blick wirkte
plötzlich gehetzt. Er straffte sich, ballte die Hände zu Fäusten und schwieg. »Nein?« Olivia wandte sich Lauren zu.
»Tja, dann muss ich das wohl oder übel übernehmen. Lauren, Ben hatte Sie allem Anschein nach für Jared ausgeguckt. Und in der Hoffnung eingeladen, dass sein Sohn
noch vor seinem Tod zur Vernunft kommen und Sie heiraten würde.«
Sie konzentrierte sich erneut auf ihren Sohn. »Es ist wahrlich eine Ironie des Schicksals, dass dein Vater und ich ein
einziges Mal einer Meinung sind, nicht wahr, Jared? Und
nur weil du dich vehement gegen Laurens Besuch gesträubt
hast, erlitt dein Vater einen Herzinfarkt. Ich denke, du
musst ihm seinen letzten Wunsch erfüllen, oder siehst du
das anders?« Sie lehnte sich zurück und lächelte provokant.
»Ja, ich finde, du bist es ihm schuldig.« Jareds Miene glich
einer stählernen Maske, seine Fäuste ballten und lockerten
sich hilflos. Mit zusammengebissenen Kiefern starrte er aus
dem Fenster, seine Augen dabei blind vor Wut.
Lauren hatte es die Sprache verschlagen, sonst hätte sie
sich diese Behandlung durch das Haus Lockett bestimmt
nicht bieten lassen. Ben hatte sie bloß eingeladen, weil sie
diesen Hallodri heiraten sollte! Wie konnte jemand so herzlos-brutal sein? Und Olivia und Jared hatten es die ganze
Zeit gewusst, Carson vermutlich auch. Sie steckten alle unter einer Decke!
Olivia fixierte sie aus harten, grünen Augen. »Lauren, wie
sehen Sie das?« Ihre Frage klang rein rhetorisch, ihre Stimme duldete freilich keinen Widerspruch.
Als Lauren nicht antwortete, räumte Carson widerstrebend
ein: »Olivia, vielleicht sind wir unrealistisch. Wir sollten ihnen etwas Zeit lassen ...« »Nein«, betonte Olivia. »Je eher,
desto besser, Carson. Lass Lauren erst mal den Rest unseres
Vorschlags hören, dann wird sie der Heirat gewiss mit
Kusshand zustimmen.«
Als Lauren Olivias Blick aufschnappte, wuchs in ihr die
Entschlossenheit. Pustekuchen, diese Frau würde es niemals schaffen, sie zu einer Eheschließung zu bewegen. Nie
im Leben.
Ehe sie tief Luft holen und Bens Witwe auf den Kopf zusagen konnte, was sie von der Familie Lockett im Allgemeinen und von Jared im Besonderen hielt, fuhr Olivia ungerührt fort: »Lauren, wir erwarten ja gar nicht, dass Sie es
umsonst machen. Und wenn die Eisenbahnlinie erst einmal
gebaut und alles zu unserer
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