Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
Zufriedenheit geregelt ist, lassen Sie sich meinetwegen von Jared scheiden und verschwinden wieder. Sie gehen selbstverständlich nicht mit
leeren Händen. Wir werden Sie für Ihr Entgegenkommen
mit zwanzigtausend Dollar in bar entschädigen.«
»Ich will kein Geld von Ihnen, Olivia!«, erklärte Lauren.
Sie war sich nicht einmal bewusst, dass sie die Hausherrin
mit Vornamen anredete. Das war der Gipfel! Olivia hatte ihr
Geld geboten, damit sie diesen Nichtsnutz von einem Sohn
heiratete!
Sie ignorierte Jareds abfälliges Schnauben und flüsterte
rau: »Es ist unglaublich. Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
Olivia fixierte sie gleichmütig, überlegen. Carson wischte
sich die schwitzigen Hände an seinem Taschentuch ab. Der
Mann am Fenster brütete stumm vor sich hin. Statt mit ihr
an einem Strang zu ziehen, ließ er Lauren im Regen stehen.
Sie hätte platzen mögen vor Wut.
»Ich will und werde nicht heiraten, dass das klar ist«, beteuerte sie mit trotzig vorgeschobenem Kinn.
Olivia lachte nachsichtig. »Meine liebe Lauren, ich erwarte auch nicht, dass Sie im biblischen Sinne des Wortes heiraten. Die Ehe braucht nicht vollzogen zu werden.« Wieder
vernahm Lauren ein höhnisches Schnauben. »Ich dachte,
unser Angebot wäre attraktiv für Sie. Sie möchten doch
nicht wieder in dieses langweilige Pfarrhaus zurückkehren,
oder? Überlegen Sie bloß mal, wenn Sie Coronado irgendwann wieder verlassen, sind Sie eine wohlhabende, unabhängige Frau.«
»Aber eine verheiratete Frau«, protestierte Lauren.
Mit leiser Ungeduld in der Stimme erwiderte Olivia: »Eine
Ehe, die nicht vollzogen wurde, lässt sich problemlos annullieren. Machen Sie sich deswegen mal keine Sorgen. Zudem
würden Sie als Jareds Frau ein angenehmes Leben führen.«
Die grünen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Oder
waren Sie in North Carolina etwa schon vergeben? Und lehnen deshalb ab?«
»Nein«, sagte Lauren heiser. Unwillkürlich trat Williams
lüsternes Gesicht vor ihr geistiges Auge, und sie schauderte.
»Nein«, wiederholte sie betont. Beherzt rang sie sich zu der
Frage durch: »Eins kapiere ich nicht. Sie wussten doch anscheinend schon die ganze Zeit, wieso Ben mich eingeladen
hatte. Warum haben Sie davon keinen Ton verlauten lassen?«
»So etwas nennt man Taktik, das müssen Sie wohl noch
lernen, Lauren. Sie müssen möglichst viele Informationen
sammeln und sich diese für den richtigen Augenblick aufsparen. Wäre die entsprechende Konstellation nicht entstanden, hätten wir Sie nach zwei Monaten Aufenthalt wieder zu den Prathers geschickt.« Sie lächelte schmallippig.
»Zweifellos hoffte Ben, dass der Funke zwischen Ihnen und
Jared überspringen würde. Er hatte immer schon eine romantische Ader.«
Lauren fehlten die Worte. Mrs. Lockett arbeitete mit eiskalter Berechnung.
Olivia stand auf und durchquerte mit geschäftig raschelnden Röcken das Zimmer. »Wenn keine weiteren Fragen bestehen, kümmere ich mich jetzt um die Vorbereitungen.«
Als Jared und Lauren schwiegen, bedeutete sie Carson, ihr
zu folgen. Im Vorbeigehen klopfte er Lauren mutmachend
auf die Schulter. Laurens Verstand raste. Wieso saß sie noch
hier? Sie sollte schleunigst anfangen zu packen und fluchtartig das Haus verlassen. Und was dann?
Hatte sie eine Alternative? Sie konnte nicht zurück nach
North Carolina, denn das Kapitel William Keller und die
Prathers war endgültig abgeschlossen. Was blieb ihr anderes übrig, als sich auf eine Vernunftehe mit diesem Rüpel
einzulassen? Wenn sie Jared Lockett irgendwann wieder
verließ, wäre sie eine reiche Frau. Um das Stigma der
Scheidung loszuwerden, könnte sie sich vielleicht als Witwe
ausgeben, oder? In der Zwischenzeit würde sie als junge
Mrs. Lockett ein angenehm sorgenfreies Leben führen.
Blitzartig fiel ihr Ed Travers ein. Ob sie auf sein nett gemeintes Hilfsangebot zurückkommen sollte? Er könnte ihr
gewiss eine Stelle als Harvey-House-Mädchen besorgen.
Hastig verwarf Lauren den Gedanken. Sie hatte zwar Erfahrung als Gesellschafterin, aber noch nie in einem Restaurant
prallvolle Tabletts mit Essen herumgeschleppt. Und sie verabscheute die Vorstellung, mit mehreren Mädchen zusammenzuleben und so gut wie keine Intimsphäre zu haben.
Sämtliche Möglichkeiten jagten durch ihren Kopf, und es
mündete jedes Mal darin, dass sie Olivia beipflichten musste. Ben hätte es so gewollt. Mr. Lockett hatte sie als zukünftige Ehefrau für seinen Sohn ausgesucht. Warum? Seine
Motive würden
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