Brown, Sandra - Ein skandalöses Angebot
vermutlich auf ewig im Dunkeln bleiben,
dachte sie wehmütig.
Schwer beschäftigt mit ihrer ungewissen Zukunft, hatte
sie völlig übersehen, dass Jared noch im Zimmer war. Er
stand weiterhin am Fenster und wandte ihr den Rücken zu.
Wieso hatte er Olivia vorhin nicht gestoppt, als sie sich
dreist zur Schicksalsgöttin emporschwang?
Was überlegte er wohl gerade? Für ihn hätte die Heirat
doch überhaupt keine Konsequenzen, oder? Olivia hatte
von einer Ehe auf dem Papier gesprochen und nicht vom
Vollzug ehelicher Pflichten. Lauren hatte unvermittelt Herzflattern. Sie wusste zwar, dass es eine Hochzeitsnacht gab,
aber sie hatte keinen Schimmer, was dann passierte.
Blieb nur ein klärendes Gespräch mit ihm. Bevor sie diesen Kuhhandel einging, wollte sie seine Meinung zu dem
Ganzen hören. Sie stand unschlüssig auf und trat zu ihm.
Räusperte sich umständlich. »Mr. Lockett?«
Unwillkürlich straffte er die Schultern und drehte sich widerwillig zu ihr um. Musterte sie eisig schweigend. Seine
vollen sinnlichen Lippen zu einer grimmig schmalen Linie
aufeinandergepresst.
»Ich ... ich würde gern wissen ...«, stammelte sie, bevor er
sie unterbrach.
»Sie haben sich ködern lassen, was? Weil es die Chance
für Sie ist, stimmt`s? Das viele Geld! Und ein Ehemann!
Kaum zu fassen, aber die brave kleine Pastorentochter ist
heute ein ordentliches Stück die Leiter hinaufgestiegen.«
Er hatte eine denkbar schlechte Meinung von ihr und legte es bewusst darauf an, sie zu kränken. Glaubte er
ernsthaft, sie hätte von Bens Plänen gewusst? Ärger und
Beschämung trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie blinzelte sie zurück. »Mr. Lockett. Sie dürfen nicht denken ...«
»Ich denke, dass wir unter den gegebenen Umständen auf
das Mr. und Miss verzichten können. Mein Name ist Jared.
Los, sagen Sie ihn«, stieß er zwischen zusammengebissenen
Kiefern hervor.
Er rüttelte sie unsanft an den Armen, woraufhin sie zähneklappernd flüsterte: »Jared.« Eine dicke Träne löste sich
von ihren Wimpern und rollte ähnlich einer schimmernden
Perle über ihre Wange.
Das brachte ihn noch mehr auf. »Das mag bei Männern
wie bei meinem Vater wirken, aber bei mir ziehen Weinen
und Wimpernklimpern nicht, kapiert?«, zischte er und
schüttelte sie leicht. »Dumm gelaufen. Gehen Sie mir künftig aus dem Weg, und wir stehen das gemeinsam durch.
Der alte Ben war berüchtigt für seine miesen Tricks, und
sein letzter geht offenbar voll auf meine Kosten. In Ihnen
fand er eine willige Komplizin.«
»Nein!«, empörte sie sich. »Ich hatte keine Ahnung, was
er vorhatte. Er erwähnte Sie nur einmal beiläufig im Gespräch. Ich wusste wirklich nicht ...« »Dann sind Sie noch
naiver, als ich dachte. Was haben Sie denn geglaubt? Dass
Ben Sie heiraten würde? Waren Sie auf einen netten, betuchten älteren Herrn aus, der Sie alsbald zur reichen Witwe
machen würde? War es das?«, erregte er sich. Dabei riss er
sie unwillkürlich an sich, seine angespannte Muskulatur
drängte an ihren Körper.
Seine bernsteinfarbenen Augen flackerten irritiert auf, als
er in ihr anziehendes Gesicht blickte. Verblüfft bemerkten
beide den engen Körperkontakt. Ich will sie besitzen,
schoss es ihm plötzlich durch den Kopf, und ihren Mund
mit einem brutalen Kuss erobern. Er wollte sie bewusst
kränken, demütigen, ihr den verdammten Stolz austreiben.
Dabei war ihr Körper warm, weich, weiblich, ihre Lippen so
unschuldig süß, dass er es nicht übers Herz brachte.
Er zog sie in eine innige Umarmung. Und ignorierte ihre
kleinen Hände, die ihn vergeblich mit einer zaghaften Geste
wegzuschieben suchten. Mit einer Hand umfasste er ihren
Hinterkopf, bis sich ihre Lippen dem fordernden Spiel seiner Zunge öffneten. Seine Finger gruben sich in die weiche
Fülle ihres gelockten Dutts.
Zärtlich erkundete seine Zunge jeden Winkel ihres Mundes, schmeckte die berauschende Süße. Er schmiegte sie
glutvoll an sich, fühlte die harten Spitzen ihrer Brüste durch
den dünnen Leinenstoff ihrer Bluse hindurch. Sie erregte
ihn wie keine andere vor ihr.
Für Lauren war es eine sinnliche, neue Erfahrung - das
Gefühl seiner kratzigen Bartstoppeln auf ihrer weichen
Haut, der Kaffeegeschmack und das schwache Tabakaroma
in seinem Mund, seine fordernden Lippen, seine forschende
Zunge. Sie vernahm ein leises Stöhnen ... war sie das etwa?
Jared schob sie so ungestüm von sich, dass sie taumelte. Sie
errötete vor Scham. O Schreck! Was war bloß in sie
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