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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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du sonst noch?« Bruce stellte seine Gitarre ab, ging zum Klavier, schlug sein Notizbuch auf und begann noch einmal bei der ersten Strophe von »Come On«, wobei er sich auf die Anspielungen auf Elvis’ Tod konzentrierte. »Die Bilder sind deshalb so stark«, sagte er, »weil sie nicht im Zentrum des Songs stehen, sondern irgendwie nur …«
Landau : … am Rande vorkommen. Das ist gut. Das ist sehr gut. Sehr durchdacht.
Bruce : Es stellt ihn [Presleys Tod] als Tatsache da, aber … ich weiß nicht, es ist irgendwie seltsam.
Landau [zitiert aus dem Text]: »Some came to witness, some came to weep.« Die Zeile ist genial. Eine sehr wichtige Differenzierung, die Neugierigen und die … das ist großartig. Einfach großartig.
    Bruce überschlug ein paar Seiten, legte seine Hand wieder auf die Tasten und spielte die ersten Akkorde eines Songs, aus dem später »Candy’s Room« wurde. Das zentrale Motiv in dieser speziellen Fassung war ein geheimnisumwittertes Gebäude, ein von einer Mauer umgebenes Herrenhaus. Magisch angezogen von der Pforte zu diesem Anwesen erblickt der Erzähler in einiger Entfernung hinter einem Fenster das Gesicht einer Frau, die ihn anstarrt.
Landau : Das ist großartig. Das ist wirklich großartig. Es ist so detailliert, so scharf …
Bruce : Ich versuche, es einfacher auszudrücken, mit anschaulicheren Bildern.
Landau : Du hast es raus, du hast es wirklich raus. Es ist genauso lebendig wie früher, nur dass …
    Bruce nickte erfreut und sang weiter.
Landau : Das ist genial, wie sie in der Geschichte auftaucht …
Bruce : Ja, es verleiht dem ganzen etwas Sexuelles, wie …
Landau : … das Innere des Hauses ist weiblich und das Äußere des Hauses männlich.
Bruce : Ganz genau.
Landau : Der formale Aufbau ist einfach unglaublich.
Bruce : Es hat etwas von einem Film. Aber die Worte passen noch nicht ganz. Ich hab’s noch nicht richtig hinbekommen.
Landau : Doch, das passt alles sehr gut.
    Bruce hielt inne, während Landau lächelte und nickte.
Landau : Das ist großartig. Beängstigend. Ich bin völlig überwältigt, das nach so langer Zeit wieder zu hören. Und zu hören, dass alles so gut zusammenpasst … Insgesamt sind die erste Fassung, die du mir für »Come On« gezeigt hast, und die erste Fassung für diesen Song hier …
Bruce : Ich glaube, das ist es. Das ist es. Wir haben gutes Material.
    Während Landau im Regieraum war, betrat Van Zandt das Studio. Bruce wirkte aufgedreht, als er ihm erzählte, dass es noch ein paar neue Songs gäbe.
Bruce : Wir werden diese Woche proben.
Van Zandt : Bist du verrückt?
Bruce : Nein, das ist mein voller Ernst.
Van Zandt : Was wirst du streichen?
Bruce : Das weiß ich noch nicht. Das finde ich schon heraus.
    Er machte auf dem Absatz kehrt, setzte sich wieder an sein Instrument und schlug die Tasten an, während Van Zandt das Gesicht verzog und den Kopf schüttelte. Bruce rief ihm über die Schulter zu: »Vergiss nicht, man kann immer etwas streichen!«
    Das neue Album Darkness on the Edge of Town beleuchtete die Schattenseite der amerikanischen Kultur. In musikalischer Hinsicht streng, beschwört es inhaltlich die Atmosphäre sepiafarbener Porträts herauf. Das Setting variiert von Song zu Song, einer spielt in Asbury Park, ein anderer in Dakota, einer im Freehold der 50er-Jahre, ein weiterer im amerikanischen Südwesten, wieder andere in einem Industriegebiet oder auf dem Highway. Der Ort der Handlung, um den es tatsächlich geht, ist immer dasselbe vergessene Amerika, das Robert Frank einst in den hintersten Winkeln amerikanischer Groß- und Kleinstädte und in den wilden Weiten des Landes einfing. »Light’s out tonight, trouble in the heartland« lautet die erste Zeile von »Badlands«, des kämpferischen Openers des Albums. Im nächsten Song, »Adam Raised a Cain«, stellt sich Bruce seinen eigenen Dämonen in Form seines schwermütigen Vaters. 6 Der vibrierende Sound von Federicis Orgel, der Gesang nach dem Ruf-und-Antwort-Schema und Bruce’ schneidende Gitarre treiben den spannungsreichen, schweren Blues – einem Holzpflock gleich – geradewegs hinein in das sündhafte Herz des Vaters, des Sohns und der Welt: »Daddy worked his whole life for nothing but the pain«, brüllt Bruce zum Ende der Nummer. »You inherit the sins, you inherit the flames.«
    Wieder einmal ergibt sich die politische und soziokulturelle Dimension, indem er individuelle Schicksale schildert. Die taub machenden Fabrikhallen aus der düsteren Country-Ballade

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