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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
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sein konnte. Eigentlich wollte ich das schon seit ich Anfang dreißig war.« Was es ihm ein wenig einfacher machte, war, dass auch Patti sich immer schon ausschließlich in Musikerkreisen bewegt hatte. »Auch sie war in dieser Beziehung eine blutige Anfängerin, auch für sie war das häusliche Leben etwas völlig Neues. Vielleicht war das der Grund, warum es mit uns funktionierte. Es war für uns beide Neuland, und wir fragten uns: ›Was müssen wir tun, damit wir beide mit dieser Situation klarkommen?‹«
    Nach einer Weile merkte Bruce, dass ihm das gemäßigtere Westküstenklima gut tat. Er blühte wieder auf. In den Hügeln hoch über der Stadt der Illusionen und der Neuanfänge schienen ihn die Fesseln der Vergangenheit weit weniger einzuengen als zuvor.
    »Die Menschen sind schon immer gen Westen gezogen, um sich irgendwie selbst zu finden oder neu zu defnieren«, erklärte er David Hepworth. Als ihm – oder wichtiger vielleicht: auch Patti – jedoch klar wurde, dass die Sonne Kaliforniens nicht all seine seelischen Wunden heilen konnte, suchte er ein weiteres Mal die Hilfe eines Psychotherapeuten. »Ich wusste, dass man sich acht Stunden am Tag intensiv mit einer Gitarre befassen muss, wenn man dieses Instrument beherrschen möchte«, erklärte er Jim Henke. »Und jetzt musste ich genau dieselbe Zeit investieren, um wieder in die Spur zu kommen und meinen Platz zu finden.« Um hinter die Gründe für seine bedrückenden Gemütszustände und seine Ängste zu kommen, drang er tief in sein Innerstes vor. »Mir wurden Dinge bewusst, die mir bislang verborgen geblieben waren. Ich konfrontierte mich mit dem, der ich zu sein glaubte. Ich hinterfragte alle meine Beweggründe. Warum schreibe ich, was ich schreibe? Warum sage ich, was ich sage? Mache ich mir selbst etwas vor? Geht es mir am Ende nur darum, der beliebteste Typ der Stadt zu sein? Ich hinterfragte alles, was ich je getan hatte, und das war gut so.«
    Dieser teilweise schmerzliche Prozess zahlte sich aus. Bruce machte Fortschritte, wenn auch langsam. Als er im Sommer 89 wieder in New Jersey war, zog Bruce durch die Clubs und ließ keine Gelegenheit aus, zu allen Freunden und Bekannten – alten wie neuen –, die gerade irgendwo auftraten, auf die Bühne zu steigen und mit ihnen zu spielen. Den Höhepunkt dieses Sommers, den er in vollen Zügen zu genießen suchte, bildete sein vierzigster Geburtstag am 23. September, den er in der Rum Runner Bar seines Freundes Tim McLoone feierte. Im Kreise zahlreicher Freunde und der kompletten E Street Band – inklusive Steve Van Zandt –, die mit ihm auf der Bühne stand, ging er seinen runden Geburtstag wesentlich gelassener an als zehn Jahre zuvor. Er spielte mit der Band etliche seiner Lieblingsoldies und viele vergessene Rock’n’Roll-Perlen, bevor er eine ausgelassene Version von »Glory Days« anstimmte. »Ich widme diesen Song … mir! Ich mag vierzig Jahre alt geworden sein, aber ich sehe immer noch verdammt gut aus!« Bruce spielte die ersten Akkorde, Van Zandt und Lofgren fielen mit ein, dann stiegen Bittan und Federici ein, und alle zusammen ließen sie sich von Bruce mitnehmen, zurück zu den glorreichen vergangenen Zeiten. Sie alle wussten: Die Erinnerung an die glanzvollen Tage bleibt, zurückholen lassen sie sich nicht mehr. »Oh, they’ll pass you by«, sangen sie. »In the wink of a young girl’s eye … glory days.«
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    1   Toby Scott machte die Aufnahmen mit Unterstützung eines Assistenten. Einen Tag lang sprachen sie Besucher des Freizeitparks an und baten sie um ihre Mithilfe. Sie wiesen sie an, möglichst in Richtung der Mikrofone zu schreien, die sie in Höhe der letzten Kurve angebracht hatten. Eigentümer und Betreiber des Freizeitparks war die Familie Schiffer, die in den Credits erwähnt wird. Es war nicht das erste Mal, dass Bruce Umgebungsgeräusche in einen Song integrierte. Bereits einige Jahre zuvor hatte er Scott gebeten, sein Aufnahmegerät im Unterholz zu positionieren, um den Gesang von Grillen aufzunehmen. Kurz zuvor war während der Aufnahmen zu »County Fair« nämlich das Geräusch zirpender Grillen wegen eines offenen Fensters versehentlich mit aufs Band gekommen. Für die 2003 als Bonustrack auf The Essential Bruce Springsteen veröffentlichte Version des Songs wurden dieses unbeabsichtigt aufgenommene Zirpen mit den aufwändig im Unterholz gesammelten Grillengesängen gemischt.
    2   Der Namensbestandteil »Miami« ist übrigens eine Reverenz an Steve Van

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