Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)
zu werden, sei dahingestellt. Ob es juristisch relevant ist, ist eine ganz andere Frage.
Gleichwohl hatten einige von Bruce’ Mitarbeitern Verständnis für Batlan. Denn während Bruce mit der Born in the U.S.A. -Tour ein ungeheures Vermögen angehäuft hatte, hatte Batlan danach nicht einmal genug Geld, um die Anzahlung für ein kleines Häuschen für seine Familie leisten zu können. Als er Bruce ganz direkt auf sein Versprechen ansprach, wimmelte ihn der einst so großzügige Boss ab, so zumindest die Darstellung von Batlan. Dessen Behauptungen widersprach allerdings Bruce’ Ex-Drummer Vini Lopez (der den Laufpass erhielt, noch bevor die Band überhaupt irgendwelche nennenswerten Einkünfte erzielte), als er gebeten wurde auszusagen, an welche mündlichen Zusicherungen durch Bruce er sich erinnere.
Letztendlich lief es auf einen Vergleich hinaus. Wie hoch die ausgezahlte Summe tatsächlich war, ist unbekannt; Gerüchten zufolge soll es sich um rund 325 000 Dollar gehandelt haben. Bei Bruce hinterließ diese Auseinandersetzung einen bitteren Nachgeschmack. »Ich habe mit den beiden lange zusammengearbeitet und war eigentlich der Meinung, mich ihnen gegenüber immer korrekt verhalten zu haben«, erklärte er David Hepworth 1992. »Als sie gingen, war alles in Butter. Und ein Jahr später platzte dann plötzlich die Bombe.« Noch im selben Jahr streifte er das Thema auch in einem Interview mit Jim Henke vom Rolling Stone. Die Mehrzahl seiner Mitarbeiter bliebe in der Regel viele Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte, erklärte er. »Aber dann kommt mal einer, der verärgert oder unzufrieden ist, und schon stürzen sich alle auf diese Geschichte, die sich dann wie ein Lauffeuer verbreitet … Aber abgesehen davon … wenn man so lange mit jemandem gearbeitet hat und im Nachhinein feststellen muss, dass es grundlegende Meinungsverschiedenheiten gibt, dann geht einem das schon an die Nieren.«
Welches Fazit Sutphin und Batlan zogen, wie sie sich nach der außergerichtlichen Einigung fühlten und ob sie ihren Schritt bedauerten, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Damit der Vergleich rechtskräftig werden konnte, mussten sie ein Dokument unterzeichnen, demzufolge sie sich »bis ans Ende der Zeit« nicht öffentlich über den Fall, Bruce oder irgendein mit ihm verbundenes Unternehmen äußern dürfen.
Nach dem Erfolg des 87er-Albums und der 88er-Tour und nach der ersten Phase der Verliebtheit in Patti fiel Bruce erneut in ein Loch. Wieder einmal konnte er den alltäglichen Vergnügungen nichts abgewinnen, und wieder einmal machten ihm Angstgefühle zu schaffen. »Wir hatten viele Pläne geschmiedet, aber als wir nach Hause kamen, zog ich mich erst mal eine Weile zurück«, erzählte Bruce Jim Henke. Sich in seinem Haus in Rumson zu verbarrikadieren, war unter anderem aufgrund der Erinnerungen an Julianne, mit denen er dort zwangsläufig konfrontiert wurde, keine längerfristige Lösung. So bezog er mit Patti ein Apartment in New York. Hier fühlte sich Bruce jedoch nicht besonders wohl; die vergleichsweise kleine Wohnung engte ihn, der an kleinstädtische Verhältnisse gewöhnt war, ein. Platzmangel kannte er ebenso wenig wie das Gefühl, kein Auto vor der Tür stehen zu haben. Dabei war der Verkehr in New York ohnehin so dicht, dass er selbst mit Wagen vor der Tür wohl nicht oft Lust gehabt hätte, nur zum Spaß mal herumzufahren. »Ich fühlte mich einfach verloren«, sagt er. »Das Ganze zog sich etwa ein Jahr hin. Irgendwann konnte ich einfach nicht mehr. Ich wurde von so vielen Ängsten geplagt. Es gelang mir gerade so, es irgendwie auszuhalten. Keine Frage: Das Zusammenleben mit mir war alles andere als einfach. Und so kam es, dass wir uns irgendwann sagten: ›Drauf geschissen, lass uns nach L.A. ziehen.‹«
In ihrem neuen Haus in den Hollywood Hills versuchte Bruce ein weiteres Mal, sich auf ein häusliches Leben einzulassen. »Mir war klar, dass das für mich eine Herausforderung darstellte, weil ich bisher doch eigentlich alle Freiheiten genossen hatte«, sagt er. »Ich hatte keine Ahnung, wie man eine Beziehung führt. Grundlegende Verhaltensweisen, zum Beispiel dass man mal anruft und sich meldet, wenn man unterwegs ist, waren mir nicht geläufig. Ich hatte zwanzig Jahre lang bei niemandem mehr angerufen. Und so gab es tausend kleine Dinge, an die ich mich nur schwer gewöhnen konnte. Das geht sicher vielen Menschen so. Aber ich wollte es [unbedingt richtig machen], also war ich bereit, so bereit wie man nur
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