Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Ames Carlin
Vom Netzwerk:
im Rockefeller Center, wo Bruce zum ersten Mal in seinem Leben für Saturday Night Live vor der Kamera stand. Zwei Wochen später war die Band wieder in Hollywood und probte weiter bis Anfang Juni. Vor dem Start der eigentlichen Tour hatten sie noch eine öffentliche Probe anberaumt, zu der ein kleiner Kreis ausgewählter Gäste geladen war; außerdem sollte sie landesweit live im Radio übertragen werden. Neben den üblichen Problemen, die ihn vor Beginn einer jeden Tour quälten, stellte sich für Bruce nun außerdem die Frage, wie er seinen neuen Karriereabschnitt mit der Arbeit der letzten zwanzig Jahre, die ihn überhaupt erst an den Punkt gebracht hatte, an dem er jetzt stand, in Einklang bringen konnte. Auf der Suche nach einer Antwort wandte er sich an Steve Van Zandt. Er bat ihn, nach L.A. zu kommen und ihm mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
    Van Zandt produzierte einen Remix von »57 Channels«, wobei er neue Percussion-, Musik- und Gesangsspuren hinzufügte sowie Sounds, die die politische Aussage des Songs stärker hervorhoben. 4 Dann probte er ein paar Tage mit der Band. Einige Musiker vermuteten, dass Bruce’ alter Freund ihre Gruppe verstärken sollte. »Es sah tatsächlich aus, als dächte Bruce darüber nach, ihn mit auf Tour zu nehmen«, sagt Fontayne. »Er schien sich zu fragen: ›Soll ich oder soll ich nicht?‹«
    Van Zandt sah das anders. »Ich habe ihnen nur geholfen, die Songs zu verstehen«, sagt er. Allerdings erinnert er sich, dass ihn Bruce damals fragte, welche Pläne er für die nächsten zwölf Monate habe. Auch Bruce erinnert sich daran, wenn auch nur dunkel. »Ja, stimmt, ich mag mit dem Gedanken gespielt haben, ihn mit ins Boot zu holen«, sagt er. »Ganz nach dem Motto: Er war in der E Street Band, jetzt kann er auch in dieser Band sein. Aber aus irgendeinem Grund ist es nicht dazu gekommen.« Van Zandt machte sich also wieder auf den Heimweg. Sein letzter Rat an seinen Freund war, mehr von den älteren Songs zu spielen, die das Publikum offensichtlich hören wollte. Seine Worte hatten wie immer Gewicht: Die ersten Klänge, die bei der Liveübertragung der öffentlichen Probe über den Äther gingen, waren die Anfangsakkorde von »Born in the U.S.A.«. 5
    Die Welttournee begann am 15. Juni 1992 mit einer einmonatigen Konzertreise durch Europa. Auch außerhalb der USA hatte Bruce viele treue Fans. Die Konzerte waren gut besucht, und das Publikum war begeistert, insbesondere wenn die Band einen der etwa sechs Born in the U.S.A. -Tracks spielte, die Bruce unter die neuen Songs mischte, um durchgehend für Stimmung zu sorgen. Die US-Tour begann mit einer rekordverdächtigen Serie von elf Konzerten in der Brendan Byrne Arena (auch bekannt als Meadowlands Arena) im Meadowlands-Komplex in East Rutherford, New Jersey. Als Bruce auf seinen Umzug nach L.A. zu sprechen kam, wurde er lautstark ausgepfiffen. »Genug der Feindseligkeiten, ich kann damit leben«, entgegnete er und provozierte so eine neue Welle von Buhrufen; gleichzeitig erhob sich aber auch zustimmender Jubel. »Kommt schon, Leute, das könnt ihr besser!«, feuerte er die Jubelfraktion an. Als der Jubel die Buhrufe schließlich übertönte, schmunzelte er. »Okay. Wo war ich stehengeblieben?«
    Abgesehen von dem triumphalen Heimspiel war die fünfmonatige US-Tour bei Weitem nicht so erfolgreich wie seine Tourneen mit der E Street Band seit der River -Tour 1980. »Die Veranstaltungsstätten zu buchen, war kein Problem«, sagt Barry Bell, der Agent von Premier Talent, der seit 1977 alle Konzerte für Bruce organisierte. »Mit dem Ticketverkauf sah es anders aus.« In Städten, in denen man bislang mehrere Shows hatte anbieten müssen, um die Nachfrage zu befriedigen, reichte nun ein einziges Konzert aus – und selbst das war nicht immer ausverkauft. »Insgesamt konnte man sich über den Absatz der Karten in den meisten Fällen nicht beklagen«, sagt Bell. »Doch mancherorts verkauften sich die Tickets deutlich schneller als anderswo, wo [Bruce] keinen so leichten Stand hatte.« Als Bruce irgendwann im Herbst Bells Zahlen vorgetragen wurden, schüttelte er den Kopf und sagte: »Wow, das ist ja wieder wie 1978!«
    Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Das Desinteresse des Publikums beunruhigte ihn diesmal allerdings weit weniger als die Missbilligung, die ihm von näher stehenden Personen und manchmal sogar aus den eigenen Reihen entgegenschlug. Columbia-Boss Ienner – der auf seiner Hochzeit mit seiner Frau zu »Thunder Road«

Weitere Kostenlose Bücher