Bruchlandung
mir darüber freuen, dass ich die wirklich geilsten Skitage meines Lebens verbracht habe.«
»War es echt so schön?«
»Viel, viel schöner, als es jemals ein Foto darstellen könnte.«
Die nächste halbe Stunde verging mit ausführlichen Beschreibungen von völlig unberührten Hängen, Heliskiing, und Champagne-Powder, wie der extrem weiche, bestens zu befahrende Schnee in Teilen Kanadas genannt wurde.
»Und das Schönste ist, dass so ein Ausflug gar nicht mal viel teurer ist als ein Skiurlaub in den Alpen«, resümierte Wagner zum Schluss.
Lenz betrachtete seinen Freund mit skeptischem Blick.
»Das würde ich mit Nichtwissen bestreiten«, entgegnete er in schönstem Juristendeutsch.
»Na schön, vielleicht ist es ein paar Euro teurer, aber viel kann es wirklich nicht sein. Und überhaupt weigere ich mich, die Kosten für diese Traumreise auf Heller und Pfennig zusammenzurechnen. Basta!«
Ein weiterer Blick des Hauptkommissars vor dem Schreibtisch ließ seine Argumentation in sich zusammenbrechen.
»Gut, vielleicht mache ich mir da auch was vor, aber es hat sich trotzdem gelohnt.«
»Doppelt so teuer?«
»Wahrscheinlich schon«, knurrte Wagner nach einer Weile des Nachdenkens oder eher des Nachrechnens.
»Aber bevor du mir auch noch die letzte schöne Erinnerung an die herrlichen Tage mit deinen blöden Fragen nach den Kosten dafür zerstörst, sollten wir besser das Thema wechseln«, warf er ein. »Du bist doch garantiert nicht nur deswegen hier aufgekreuzt?«
»Nein, eigentlich hatte ich mich auf einen leckeren Kaffee gefreut.«
»Herrje, den habe ich in meiner Erzählwut doch glatt vergessen«, entschuldigte der Pressemann sich halbherzig. »Und weil du so knickerig nach den Kosten gefragt hast, kriegst du jetzt auch keinen mehr.«
»Das hältst du doch eh nicht durch, Uwe«, grinste Lenz. »Also mach dir und mir einen Kaffee, und dann fangen wir mit der Arbeit an.«
Bis zum endgültigen fangen wir mit der Arbeit an dauerte es dann doch noch ein paar Minuten länger, weil Wagner während des Kaffeezubereitens eine Skitour einfiel, über die er noch nicht berichtet hatte.
»Und was genau willst du jetzt von mir, du Schotte?«
»Ich will dich über einen gewissen Andreas Blatter ausfragen.«
»Den Rockerboss?«
»Also kennst du ihn?«
»Nicht persönlich zwar, aber klar kenne ich ihn. Wenn dem nicht so wäre, hätte ich meinen Job irgendwie falsch verstanden.«
»Erzähl mir was über den Mann.«
»Erzähl du mir erst mal, warum ich das machen sollte.«
Wieder spulte der Hauptkommissar die Geschichte der beiden toten Wachmänner auf der Baustelle in Thüringen ab.
»Und dieser Blatter ist tatsächlich auf freien Fuß gekommen? Das wundert mich schon sehr.«
»Warum?«
»Wegen seiner Latte an Vorstrafen. Der hat immerhin schon ein paarmal im Knast gesessen, soweit ich mich erinnere.«
Wagner griff zu seiner Tastatur und gab ein paar Befehle ein. Die Antwort dauerte eine Weile, dann nickte er zufrieden.
»Hier haben wir es. Eine Bewährungsstrafe, die durchging, und einmal Bewährung, die widerrufen wurde. Zwei kürzere Haftstrafen und eine längere in diesem Jahrzehnt. Das nenne ich schon eine Vorstrafenlatte.«
»Da gebe ich dir recht. Trotzdem ist er auf Kaution freigelassen worden.«
»Na ja, bestimmt hat sein Bruder seine Beziehungen spielen lassen.«
»Wie? Von was für einem Bruder sprichst du, und was für Beziehungen sollen das sein?«
»Thomas Blatter, sein Bruder. Der Strafverteidiger. Sozius einer großen Kanzlei am Königsplatz.«
»Nie gehört.«
»Vielleicht verteidigt er eher Menschen, mit denen du nicht so viel zu tun hast. Steuerbetrüger und so.«
»Aber er kümmert sich auch um seinen Bruder?«
»Klar. Bruder Thomas war, soweit ich weiß, immer der Verteidiger von Andreas Blatter.«
»Interessant. Maria meint übrigens, dass sie mit diesem Andreas zusammen in der Grundschule die Schulbank gedrückt hat, und dass er schon damals ein ziemlich wilder Geselle gewesen ist.«
Wagner dachte kurz nach.
»Vom Alter her könnte es passen. Soll ich dir ein Bild ausdrucken, dass sie sich seine Visage mal anschauen kann?«
»Ja, mach mal.«
Kurz darauf faltete Wagner ein schwarz-weiß bedrucktes A4-Blatt und reichte es seinem Freund.
»Und warum bearbeitet ihr den Fall und nicht die Kollegen von ZK 30?«
»Weißenstein will nicht.«
»Wie?«, entgegnete Wagner sichtlich irritiert, »der gute Friedbert lässt euch Fuzzis von der Mordkommission so einen Fall? Was
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