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Bruchlandung

Bruchlandung

Titel: Bruchlandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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zwischen die Gleise. Blatter fing sich, musste unwillkürlich über sein Straucheln grinsen und bückte sich hastig nach der wertvollen Mappe. In diesem Augenblick jedoch rutschte er mit dem anderen Fuß aus, verlor endgültig das Gleichgewicht und schlug mit dem Kopf direkt neben der Tasche auf. Er hörte nicht mehr das grelle Quietschen der Bremsen und er hörte auch nicht mehr den gellenden Schrei der jungen Frau, die direkt neben dem Gleis stand und völlig paralysiert dabei zusehen musste, wie sein lebloser Körper von der sich kurz aus den Gleisen hebenden Bahn überrollt wurde.

22
    Stefan Trosser lehnte sich in den Stuhl zurück, nippte an seiner Cola und sah Hain gleichzeitig an, als würde er in den nächsten Minuten das neue Evangelium verkünden.
    »Alles, was ich euch jetzt erzähle«, begann er schließlich mit mächtig Pathos in der Stimme, »ist wirklich wahr. Ich dichte nichts hinzu, und wenn ich was weglasse, dann nur Nebensächlichkeiten, um die Sache nicht unnötig in die Länge zu ziehen.«
    »Gut«, drückte Hain zum wiederholten Mal auf den imaginären Startknopf, während sein noch immer an der Tür sitzender Kollege die Szene mit Kopfschütteln bedachte.
    »Angefangen hat die ganze Geschichte schon vor mehr als zwei Jahren. Damals haben eure Kollegen aus dem Süden das Charter Frankfurt dichtgemacht.«
    »Das von den Black Crows?«, hakte Hain nach, um ja nichts zu verpassen oder falsch zu verstehen.
    »Klar das Charter der Frankfurter Crows. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass die Jungs davon überhaupt nicht begeistert waren, weil nämlich nicht nur das Verbot ausgesprochen worden ist, sondern auch das gesamte Clubvermögen und ein paar andere wertvolle Dinge eingezogen worden sind. Dass es überhaupt dazu kommen würde, hat von den Brüdern dort unten nie jemand gedacht, weil es da so etwas wie einen Schutzschirm gab, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Hain nickte zwar, verstand jedoch nicht die Bohne. Aber er wollte den Langhaarigen auch nicht ständig unterbrechen.
    »Was ich damit sagen will, ist, dass das Frankfurter Charter seit ein paar Jahren so quasi Narrenfreiheit hatte, weil sie mit ein paar eurer Kollegen, ich will mal sagen, in ziemlich engem Kontakt standen. Dass dabei Geld geflossen ist, war sicher auch nicht verkehrt. Aber es gab obendrauf, on top sozusagen, einen Kontakt, den es nach menschlichem Ermessen nie hätte geben dürfen.«
    »Ja?«, trieb der Oberkommissar den Mann auf der anderen Seite des Tisches ein wenig an, der die dramaturgische Pause um einiges zu überziehen drohte.
    »Es geht darum«, fuhr er ein paar Sekunden später fort, »wer dieser Kontakt ist.«
    »Wenn du«, brummte Lenz genervt aus dem Hintergrund, »uns jetzt wieder diese olle Kamelle an die Rippen leiern willst, dass ein hochrangiger hessischer Politiker in direkter Verbindung zu eurem Frankfurter Haufen gestanden haben soll, dann lasse ich dich gleich nach Wehlheiden bringen.«
    Thilo Hain bedachte seinen Informanten mit einem beruhigenden Blick, während sein Boss einen sehr bösen abbekam.
    »Wie gesagt, er meint es nicht so«, erklärte er leise.
    »Also, auch wenn der Klugscheißer da drüben es nicht hören will, es ist trotzdem genau so, wie ich es sage. Und der Typ, von dem wir reden, ist kein Geringerer als der amtierende hessische Innenminister Bernd Röder.«
    Nun fing Lenz laut und hässlich zu lachen an.
    »Er traut es sich wirklich«, stöhnte er.
    »Ja, er traut es sich, weil es wahr ist!«, schrie Trosser in Richtung des Polizisten neben der Tür. »Es ist wahr und es ist kein Spaß, das kannst du mir glauben, Bulle.«
    »Ich für meinen Teil glaube dir«, meinte Hain. »Aber, das mal vorausgesetzt, erklärt doch noch immer nicht deine Ansage, dass irgendwann hier so viele Leichen herumliegen könnten.«
    »Nun mach doch mal langsam«, gab der Rocker mit großer Geste zurück und nahm einen weiteren Schluck von der braunen Zuckerbrühe vor sich. »Wir sind ja noch nicht mal am Ende des ersten Kapitels angekommen.«
    »Manche Märchen sollten erst gar nicht erzählt werden, das wäre besser«, giftete Lenz.
    »Dann würden sich manche Bullen, und damit meine ich speziell euch beide, aber ganz schön umgucken, wenn die Kacke wirklich am Dampfen ist«, schickte Trosser mit dem gleichen ätzenden Tonfall zurück.
    »Also«, fasste Hain zusammen, »die Frankfurter haben sich zuerst sicher gefühlt, sind dann aber doch ausgehoben worden. Richtig?«
    »Jau.«
    »Und sie haben

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