Bruchlandung
sich sicher gefühlt, weil sie von mehreren Seiten Protektion erhalten haben?«
»Protektion?«
»Schutz. Sie sind beschützt worden. Oder gewarnt, wenn zum Beispiel Razzien anstanden.«
»Genau, sie sind protektiert worden«, bestätigte Trosser grammatikalisch nicht wirklich korrekt, wobei dieses Detail den Polizisten im Augenblick total schnuppe war.
»Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass es für die Jungs ein maximaler Vertrauensbruch war, von Röder so dermaßen über den Tisch gezogen worden zu sein.«
»Hast du eine Ahnung, wie der Kontakt zwischen den Crows und dem Minister zustande gekommen ist?«
Trosser schüttelte den Kopf.
»Davon weiß ich echt nichts. Es gab immer mal wieder Gerüchte, dass er und ein Frankfurter Member zusammen zur Schule gegangen sein sollen, aber bestätigt worden ist das nie. Ist außerdem sowieso völlig Latte, wie das nun genau zusammenhängt, wichtig ist nur, dass er sich im Hintergrund für die Crows starkgemacht und sie auch über anstehende Aktionen der Bullen informiert hat.«
»Aber das, was er dann gemacht hat, also die Sache mit dem Verbot, das wollten sich die Frankfurter Crows nicht gefallen lassen?«
»Genau darum geht es«, bestätigte der Zopf Hains Theorie.
»Und wie soll oder sollte das laufen?«
»Die ganze Idee ist eigentlich auf Andy Blatters Mist gewachsen, nachdem das Frankfurter Charter es aufgegeben hatte, diesem Röder eine Kugel oder so was verpassen zu wollen. Ich war dabei, als die Jungs erzählt haben, wie schwer es ist, überhaupt in seine Nähe zu kommen, und dass es geradezu unmöglich ist, ihm eine zu verpassen und danach noch den langen Schuh machen zu können. Also zu verduften«, fügte er rasch an, nachdem er in Hains fragendes Gesicht geschaut hatte.
»Und wir sind ja keine religiösen Fanatiker, die sich gleich selbst in die Luft jagen, weil sie hoffen, im Paradies von 72 Jungfrauen verwöhnt zu werden.«
»Du willst uns hier also allen Ernstes erzählen, dass die Frankfurter Black Crows den hessischen Innenminister Bernd Röder umbringen wollten?«, frage Lenz ungläubig.
»Jep, das wollten sie. Hat aber, wie gesagt, nicht geklappt.«
»Und was ist nun Blatters Plan?«
»Der Andy wusste, dass Theo auf dem Flughafenbau Wache fährt, und hat sich was echt Abgefahrenes überlegt, als er erfahren hat, dass dieser Röder und eine Menge anderer Politiker am Eröffnungstag des blöden Flughafens mit einer Sondermaschine hier einschweben würden. Er hat sich gedacht, dass es eine gute Sache wäre, die ganze Bagage mit einem einzigen Schlag zu killen.«
»Wow, ein Massaker auf dem Rollfeld?«, ätzte Lenz weiter. »Wie sollte das denn vonstattengehen? Wollten deine Leute die Maschine entführen und mit den Politikclowns nach Kuba abdüsen?«
Trosser warf Lenz einen bösen Blick zu und wandte sich danach an Thilo Hain.
»Wenn der nicht aufhört, halte ich gleich meine Klappe, ich schwöre es dir. Noch ein Wort, und ihr werdet nie erfahren, was auf dem Flughafen wirklich für eine Gefahr lauert.«
Hain, der von der Wortwahl des Rockers überrascht war, bedachte ihn erneut mit einem sanften, Ruhe ausstrahlenden Blick.
»Ich weiß«, kam Trosser seiner Aussage zuvor, »dass er es gar nicht böse meint, aber das ist mir langsam scheißegal.«
In diesem Augenblick klopfte es leise an der Tür, und ein Uniformierter mit mehreren riesigen braunen Tüten in der Hand betrat das Vernehmungszimmer.
»Euer Futter ist da«, erklärte er kurz, stellte das Fast-Food-Paket auf dem Tisch ab und verließ ohne weiteres Wort den Raum.
»Also, was genau hat sich Andy Blatter überlegt?«, nahm Hain den Faden wieder auf, nachdem der Hunger des Rockers nach ein paar Burgern, jeder Menge Pommes und zwei Eisbechern fürs Erste gestillt schien.
»Der Andy wusste, wie gesagt, dass Theo nachts für die Sicherheit der Baustelle verantwortlich war, also hat er sich einen Plan überlegt.«
Trossers Kopf bewegte sich zwischen Lenz und Hain hin und her, bevor er weiter sprach.
»Ich weiß, dass ihr mich jetzt vermutlich für komplett verrückt erklären werdet, aber es ist wirklich so, dass ein paar von unseren Jungs im Sommer 2012 40 Kilo Semtex in die Startbahn eingebaut haben.«
»Semtex? Den Sprengstoff?«
»Ja klar, was gibt es denn sonst noch für Semtex?«
»Woher und wie soll denn jemand gleich 40 Kilo Semtex organisieren können?«, zeigte Hain sich komplett verblüfft. »Das Zeug kriegen selbst die bösesten Terroristen nicht in
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