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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ängstlicher«, bemerkte Cadfael. »Einer, der zu einer Verzweiflungstat greift, einer Tat, die ihm gar nicht ähnlich sieht, die ohne große Vorbereitungen ausgeführt wurde.
    Vielleicht wollte er Lord Domville gar nicht töten.«
    »Es könnte sein, daß Ihr von ein und demselben Mann sprecht«, sagte Radulfus bedächtig. »Gibt es noch irgend etwas, das der Leichnam uns über den Mörder verraten kann?«
    Cadfael bemerkte etwas, das er bis dahin übersehen hatte: Auf der linken Seite des Halses, etwa dort, wo der Mittelfinger der rechten Hand des Mörders gelegen haben mußte, war quer über dem Würgemal eine kleine Wunde zu sehen, als habe sich dort ein scharfkantiger Stein in das Fleisch gedrückt. Cadfael betrachtete die kleine, unbedeutende Wunde und kam zu dem Schluß, daß sie wahrscheinlich keineswegs unbedeutend war.
    »Eine kurze Schnittwunde«, sagte er und untersuchte sie genauer. »Und gleich daneben hat sich etwas tief in die Haut eingedrückt. Der Täter trug einen Ring am mittleren oder am Ringfinger der rechten Hand. Nach der Größe des Eindrucks zu schließen muß es ein Ring mit einem großen Stein gewesen sein. Und er muß recht locker am Finger gesessen haben, denn er hat sich beim Zugreifen gedreht. Gewiß trägt der Mörder ihn am Mittelfinger, denn wenn er am Ringfinger zu lose säße, hätte er ihn gewiß auf den Mittelfinger gesteckt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sonst zu einer solchen Verletzung gekommen sein könnte.« Er sah auf in die aufmerksamen Gesichter der Umstehenden. »Hat Joscelin Lucy jemals einen solchen Ring getragen?«
    Picard zuckte die Schultern. Nach einigem Nachdenken sagte Simon: »Ich kann mich nicht erinnern, einen solchen Ring an ihm gesehen zu haben. Aber ich kann auch nicht mit Sicherheit sagen, daß er nie einen hatte. Ich werde Guy fragen - vielleicht weiß er es.«
    »Wir werden das feststellen«, sagte der Sheriff. »Habt Ihr sonst noch etwas bemerkt?«
    »Nein, sonst fällt mir nichts mehr ein. Außer, daß es sich vielleicht lohnen würde, herauszufinden, was Lord Domville zu dieser Zeit auf diesem Waldweg zu tun hatte.«
    »Aber wir wissen nicht, wann der Mord verübt wurde«, gab Prestcote zu bedenken.
    »Das stimmt. Wir können nicht genau sagen, wie lange er schon tot war - es bleibt ein Spielraum von mehreren Stunden.
    Allerdings war der Boden unter ihm feucht. Es gibt jedoch einen anderen Punkt, der von Interesse ist: Alle Zeichen deuten darauf hin... Nein, wir wollen unserer Sache nicht allzu sicher sein, darum will ich lieber sagen: Alle Zeichen scheinen darauf hinzudeuten, daß er auf dem Heimweg war, als er überfallen wurde. Dieser Hinterhalt wurde gelegt, bevor er die Stelle erreicht hatte. Wer immer ihm dort auflauerte und ihn dann tötete, mußte daher wissen, wo Lord Domville gewesen war und auf welchem Weg er zurückkehren würde.«
    »Oder er ist ihm im Schutz der Dunkelheit gefolgt und hat dann seinen Plan in die Tat umgesetzt«, sagte der Sheriff. »Wir wissen inzwischen, daß Lucy sich in einem Heuschober im Garten des Bischofs verborgen, sein Versteck aber nach Einbruch der Dunkelheit verlassen hat. Er könnte seinem Herrn in böser Absicht gefolgt sein. Wie die ganze Dienerschaft wußte auch er, daß Domville hier im Kloster zu Abend essen würde.
    Es war ihm also ein leichtes, in einem Versteck auf seine Rückkehr zu warten, und als er sah, daß Domville allein weiterritt und seinen Knappen zu Bett schickte, nahm er die Gelegenheit wahr, Rache zu nehmen. Es bleibt kaum ein Zweifel, daß Lucy der Mann ist, den wir suchen.«
    Es gab nichts mehr zu sagen. Überzeugt, daß seine Schlußfolgerungen richtig waren, nahm der Sheriff seine Suche wieder auf; und angesichts der Tatsachen, dachte Cadfael, konnte man ihm keinen Vorwurf machen - der Fall schien eindeutig. Huon de Domvilles Leichnam wurde Bruder Edmund und seinen Helfern übergeben, und man erteilte Martin Bellecote, dem Tischlermeister der Stadt, den Auftrag, einen Sarg anzufertigen, denn schließlich mußte er in einem ordentlichen Sarg und mit standesgemäßer Pracht beerdigt werden - ganz gleich, ob das Begräbnis hier oder anderswo stattfinden sollte. Sein Leichnam konnte über den Mörder keine weiteren Aufschlüsse geben.
    Das jedenfalls dachte Cadfael, bis er in seinem Schuppen Bruder Oswin von dem gewaltsamen Tod und der Untersuchung erzählte, als sie die Bohnen für die Aussaat im nächsten Frühjahr aussortierten. Oswin hörte aufmerksam zu.
    Als Cadfael

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