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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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man auch den Heuschober an der rückwärtigen Mauer. Zwar fand man Joscelin Lucy nicht mehr, aber man stieß auf Spuren, die eindeutig bewiesen, daß jemand sich dort versteckt hatte: ein Stück Brot und einen halb aufgegessenen Apfel sowie einen klar erkennbaren Abdruck, den ein schlanker Körper im Heu zurückgelassen hatte. Joscelin Lucy kannte diesen Ort, und die Tür in der Gartenmauer war nicht verriegelt. Jeder konnte sich denken, wer der verschwundene Besucher gewesen war.
    Der Mann, der darauf bestanden hatte, auch hier zu suchen, bekam zwar keine Belobigung für eine Festnahme, konnte sich aber Hoffnungen auf eine Beförderung machen und war alles in allem nicht unzufrieden mit dem Ausgang dieser Sache.

6. Kapitel
    Huon de Domville lag nackt unter einem Leintuch in der Friedhofkapelle aufgebahrt, und um die Bahre herum standen der Abt, der Prior, der Sheriff, der Neffe und Knappe des Toten, Sir Godfrid Picard, der zu dieser Zeit eigentlich schon Domvilles angeheirateter Verwandter hätte sein sollen, und Bruder Cadfael.
    Simon Aguilon war soeben erst von der anstrengenden Suche nach dem Mörder zurückgekehrt und trug noch immer Mantel und Handschuhe. Er sah erschöpft und sorgenvoll aus, was nur zu verständlich war, da er als nächster Verwandter des Ermordeten bestimmen mußte, was weiter zu geschehen hatte.
    Picard kaute auf seinem schwarzen Bart und wog die Verluste und die Möglichkeiten, die sich ihm nunmehr eröffneten, gegeneinander ab. Radulfus stand reglos da und widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem, was Cadfael zu sagen hatte.
    Der Abt war ein Mann der Welt und der Kirche. Er verfügte über einen reichen Erfahrungsschatz, hatte aber bisher keine Bekanntschaft mit jener Art von Gewalt gemacht, die für Bruder Cadfael, der Soldat und Seemann gewesen war, nichts Neues war. Was Radulfus von den meisten welterfahrenen Männern unterschied, war, daß er genau wußte, welche Lücken sein Wissen aufwies, und daher bereit war, sich von anderen belehren zu lassen. Seine erste Sorge galt der Ehre und dem Ruf seines Klosters, und in diesem Fall mußte der Gerechtigkeit Genüge getan werden. Was Prior Robert betraf, so war er als Normanne außer sich darüber, daß ein normannischer Adliger ermordet worden war. Er wollte auf seine Art ebensosehr wie Picard, daß dieses Verbrechen gesühnt wurde.
    »Die Kopfverletzungen allein«, sagte Bruder Cadfael und legte seine Hand auf das gewaschene und gekämmte Haar des Toten, »wären nicht tödlich gewesen. Aber infolge des Schlages war er benommen und dem Angriff wehrlos ausgeliefert. Und nun, seht hier...« Er schlug das Leintuch zurück, so daß Domvilles breite Brust und die kräftigen Oberarme entblößt waren. »Er fiel auf den Rücken, der Kopf schlug gegen die Wurzeln des Baumes, die Arme und Beine waren ausgestreckt. So fanden wir ihn - Sheriff Prestcote wird das bestätigen. Da er bekleidet war, konnte ich nicht sehen, was ich Euch nun zeigen werde. Betrachtet die Innenseite seiner Oberarme - seht Ihr die runden blauen Flecken dort?
    Nun stellt Euch vor, diese Arme seien seitlich ausgestreckt, und Ihr werdet Euch denken können, woher der Bewußtlose diese Blutergüsse hatte: Sein Mörder kniete sich auf die Arme seines Opfers und erwürgte ihn.«
    »Hätte der Schmerz ihn nicht aus der Bewußtlosigkeit erwachen lassen müssen?« fragte der Abt ernst. Er hatte aufmerksam zugesehen, als Cadfael mit seinen kräftigen, gebräunten Fingern die Spuren zeigte, die der Mörder hinterlassen hatte.
    »Er hat gewiß versucht, sich zu wehren.« Cadfael dachte an die Furchen, die Domvilles Stiefelabsätze in den weichen Waldboden gegraben hatten. »Aber es war lediglich der Körper, der sich wehrte, so wie Verwundete zucken, wenn man ihnen weitere Verletzungen beibringt, die abzuwehren sie nicht mehr die Kraft haben. Lord Domville war besinnungslos und konnte den Angreifer nicht abwerfen. Außerdem war der Mörder stark und entschlossen. Seht hier, wo beide Daumen, einer über dem anderen, gelegen haben: der Adamsapfel ist eingedrückt.«
    Er hatte bisher noch keine Gelegenheit gehabt, den Abdruck der Hände, die Domville erwürgt hatten, genauer zu untersuchen. Unterhalb des gestutzten Bartes hatte das Seil eine dunkelrote Linie hinterlassen. Das Blut war inzwischen abgewaschen worden, und die dunklen Würgemale waren deutlich zu sehen.
    »Es sieht so aus, als sei der Verbrecher ein grausamer, rachsüchtiger Mann«, sagte Prestcote.
    »Oder ein sehr

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