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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ihren Besitz abgesehen, und das könnte ich nicht ertragen. Ich werde zwei große Liegenschaften erben, ich begehre keines anderen Mannes Land, ich habe keine Schulden, und ich werde nicht zulassen, daß man schlecht über mich redet. Wenn sie mich dennoch haben will, werde ich Gott und ihr danken und glücklich sein. Aber vor allem anderen liegt mir daran, daß sie glücklich wird.«
    Lazarus setzte seine Klapper in Gang, um einen untersetzten Mann zu warnen, der von seinem Pferd abgestiegen war und auf sie zukam. Der Mann lächelte sie an und warf ihnen eine Münze zu. Lazarus hob sie auf und dankte ihm, und der Mann winkte, stieg auf und ritt weiter.
    »Es gibt noch gute Menschen«, sagte Lazarus wie zu sich selbst.
    »Ja, Gott sei Dank!« sagte Joscelin mit ungewohnter Demut.
    »Ich habe es selbst erfahren. Ich habe Euch nie gefragt«, fuhr er zögernd fort, »ob Ihr Frau und Kinder habt. Es wäre ein Jammer, wenn Ihr immer allein gewesen wärt.«
    Es trat eine längere Stille ein, aber Lazarus schwieg oft, und sein Schweigen hatte nichts Schlimmes zu bedeuten.
    Schließlich sagte er: »Ich hatte eine Frau - sie ist schon lange tot. Und ich hatte einen Sohn. Es war ein Segen, daß mein Schatten nie auf ihn fiel.«
    Joscelin war überrascht und bestürzt. »Das dürft Ihr nicht sagen! Euer Sohn sollte stolz sein, einen Vater wie Euch zu haben.«
    Der alte Mann wandte seinen Kopf und sah ihn ruhig und durchdringend an. »Er wußte nichts von meinem Schicksal«, sagte er. »Er war damals noch ein kleines Kind. Es war meine Entscheidung, mich von meiner Familie zurückzuziehen.«
    Joscelin war jung und unbeholfen, aber er hatte schnell gelernt, wann er nicht tiefer in jemanden dringen durfte.
    Zurückblickend staunte er, wie große Fortschritte seine Erziehung während dieser zwei Tage unter den Aussätzigen gemacht hatte.
    »Es gibt eine Frage, die Ihr mir nie gestellt habt«, sagte er.
    »Und das werde ich auch jetzt nicht tun«, sagte Lazarus. »Es ist eine Frage, die auch du mir nicht gestellt hast, und da es kaum jemanden gibt, der etwas anderes als nein darauf antworten würde, erübrigt sie sich auch.«
    Nach dem Vespergottesdienst wurde Huon de Domville im Beisein von Prior Robert, Kanonikus Eudo, Godfrid Picard und den beiden Knappen des Verstorbenen in der Friedhofkapelle des Klosters ausgesegnet. Picard und die beiden jungen Männer waren erschöpft und gereizt von der erfolglosen Suche nach Joscelin Lucy zurückgekehrt und trugen noch Mäntel und Handschuhe. Es war zu bezweifeln, daß es irgend jemandem außer Picard und Eudo leid tat, daß der mutmaßliche Mörder noch nicht gefaßt war.
    Die Kerzen auf dem Altar und zu beiden Seiten des Leichnams flackerten in einem kühlen Luftzug und ließen die Schatten, die die fünf Männer warfen, tanzen. Prior Roberts schmale weiße Hand ergriff den Weihwasserwedel und besprengte den Toten mit einigen Tropfen Weihwasser. Das Kerzenlicht ließ die Wassertropfen aufblitzen und verwandelte sie in Funken, die gleich darauf wieder verloschen. Der Kanonikus Eudo nahm den Wedel als nächster, besprengte den Leichnam, sah sich nach Simon, dem einzigen anderen anwesenden Verwandten des Barons, um und reichte ihm den Weihwasserwedel. Der junge Mann streifte eilig seine Handschuhe ab, sah mit traurigem Gesicht auf den Leichnam seines Onkels herab, tauchte das Büschel würzig duftender Kräuter in das Wasser und besprengte den Toten damit.
    »Ich hätte nicht geglaubt, daß ich diese traurige Pflicht so bald würde erfüllen müssen«, sagte er, wandte sich um, reichte den Weihwasserwedel Picard und trat wieder in den Schatten.
    Einige Wassertropfen waren auf seinen Handrücken gefallen, und Picard sah, wie der junge Mann sie abschüttelte, als sei er über ihre Kälte erschrocken. Es war faszinierend, wie das Kerzenlicht jede Einzelheit der Hände hervorhob, die an den Handgelenken von den dunklen Ärmeln der Gewänder abgeschnitten zu sein schienen. Die Hände waren die einzigen hellen Flecken im Dämmerlicht - es war, als seien sie von einem eigenen Leben erfüllt. Sie tanzten einen rituellen Tanz und zogen aller Augen auf sich - von Picards blassen, schlanken Fingern bis zu den sonnengebräunten, glatten Händen von Guy, der als letzter an der Reihe war. Erst als die eigentliche Aussegnung beendet war, sahen alle auf und fanden Trost in den feierlichen und angespannten Gesichtern.
    Jeder schien tief Luft zu holen, wie ein Schwimmer, der wieder auftaucht.
    Es war

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