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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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habt, Bruder... Ja, es gibt eine solche Frau. Es gibt ja so viele Arten von Frauen.
    Ich wollte nie viel mit ihnen zu tun haben - ich hatte schon Ärger genug und wollte mir nicht noch mehr aufladen. Aber er konnte nicht lange ohne Frauen auskommen. Es war immer ein Kommen und Gehen, er hatte Dutzende von Geliebten! Aber es gibt eine, die anders ist. Sie bleibt, sie ist immer da, wie eine Ehefrau. Wie ein alter, bequemer Schlafrock, wie ein altes Paar Schuhe. Eine, der er nichts vorzumachen brauchte, die er nicht umschmeicheln und bei Laune halten mußte. Ich hatte immer das Gefühl«, sagte Arnulf nachdenklich und strich sich mit seinen dünnen Fingern über den Bart, »daß sie, ganz gleich, wo er war, immer in der Nähe war. Von irgendwelchen Plänen, sie hierherzubringen, weiß ich allerdings nichts. Mit diesen Dingen hatte ich nie etwas zu tun. Ich half ihm beim Anziehen, zog ihm die Stiefel aus, wenn er von der Jagd heimkehrte, und schlief im Vorzimmer, um ihm Wein zu bringen, wenn er danach verlangte. Aber für seine Frauen war ich nicht zuständig - dafür waren andere da. Was ist mit ihr? Seit wir hier sind, habe ich nichts von ihr gehört. Ich habe mir schon Gedanken gemacht.«
    »Und auch von einem Damenreitpferd, einem Schimmel, wißt Ihr nichts?« fragte Cadfael. »Ein hübsches Pony, von spanischer Abstammung, würde ich sagen, soweit ich das nach einem kurzen Blick beurteilen kann. An der Stalltür hing ein mit Gold verziertes Zaumzeug.«
    »Das kenne ich«, sagte Arnulf erstaunt. »Er hat es für sie gekauft. Aber auch davon sollte ich nichts wissen. Wo habt Ihr es gesehen?«
    Cadfael sagte es ihm. »Aber nur das Pferd, nicht die Frau.
    Sie hat ihr Pferd und ihr Parfüm zurückgelassen, aber sie selbst ist verschwunden.«
    »Nun ja«, sagte Arnulf nach kurzer Überlegung, »ich nehme an, sie wollte vermeiden, in die Nachforschungen über einen Mord hineingezogen zu werden. Und wenn sie in jenem Haus war und es stimmt, daß er auf dem Weg, der dorthin führt, gefunden wurde, wie man sagt, dann würde es ja so aussehen, als sei er zu ihr geritten, nachdem er sich von dem jungen Simon verabschiedet hatte. Gut möglich, daß sie Angst bekam und es für besser hielt zu verschwinden.«
    »Außerdem sind der Verwalter des Hauses und seine Mutter ihr sehr ergeben«, sagte Cadfael trocken. »Sie haben sich alle Mühe gegeben, mich davon zu überzeugen, daß sie nie dort gewesen ist. Ich möchte wetten, daß der junge Mann das Pferd inzwischen an einen sicheren Ort gebracht hat.«
    Etwas spät kam ihm der Gedanke, der Verwalter könnte das getan haben, um nicht nur die Dame, sondern auch sich selbst zu schützen. Wenn sie sich während der letzten Tage dort aufgehalten und auf einen Besuch ihres Herrn und Geliebten gewartet hatte, mochte sie sich die Zeit recht angenehm mit einem jüngeren, schöneren und alles in allem vielleicht sympathischeren Mann vertrieben haben, der zudem den Vorzug hatte, ständig in ihrer Nähe zu sein. Und der mochte seinerseits die begründete Angst haben, das Verhältnis könne bekannt werden, denn in diesem Fall wäre er verdächtig, Domville aus Haß und Eifersucht beseitigt zu haben.
    Tatsächlich fragte sich Cadfael, ob der Verwalter nicht eben dies getan hatte. Angenommen, Domville kam in jener Nacht, nachdem der junge Mann die Gunst dieser Frau so ausgiebig genossen hatte, daß er der Meinung war, sie gehöre ihm.
    Angenommen, Domville hatte ihm befohlen, das Haus zu verlassen, während er sich mit der Frau vergnügte, so daß ihm nichts anderes übrig geblieben war, als in ohnmächtiger Wut und Eifersucht zu warten, bis ihm plötzlich der Gedanke gekommen war, daß sein Herr ja allein zurückreiten würde und daß, wenn er den Baron nur weit genug vom Jagdhaus entfernt ermorden würde, jeder als Täter in Frage käme. So könnte es gewesen sein! Es hing sehr viel von der Frau ab. Cadfael wünschte, er wüßte mehr über sie.
    »Da sie ihr Pferd zurückgelassen hat, ist jetzt die Frage, wohin sie zu Fuß von diesem entlegenen Ort gegangen sein könnte.« Die Frage war auch, warum sie es vorgezogen hatte, zu laufen. Aber das sprach er nicht aus, denn diese Frage war weit schwieriger zu beantworten als die erste.
    »Das Haus, das er für sie hergerichtet hatte, - ihr Heim, könnte man sagen -, liegt in Cheshire.« Arnulf dachte nach und gab sich sichtlich Mühe, sich an Dinge zu erinnern, denen er nie große Beachtung geschenkt hatte. »Aber irgendwo in dieser Gegend hat er sie

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