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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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eine Gelegenheit ergibt, mit ihm unter vier Augen zu sprechen, beschloß Bruder Mark, werde ich offen mit ihm reden und mir ein Urteil über ihn bilden. Bis dahin werde ich ihn im Auge behalten, so gut ich kann, ihn davon abhalten, etwas Verbotenes zu tun, und ihn in Schutz nehmen, solange er sich nichts zuschulden kommen läßt. Und ich werde zu Gott beten, er möge mich, auf welche Art auch immer, zum Werkzeug der Wahrheit machen.
    Der Mann, dem diese Überlegungen galten, saß mit Lazarus an der Böschung der Landstraße etwa eine Viertelmeile in Richtung des Flußübergangs bei Atcham. Eigentlich war nur einer der beiden berechtigt zu betteln, aber sie baten die Vorbeigehenden nicht um milde Gaben und benutzten ihre Klappern nur, wenn ein mildtätiger Reisender Anstalten machte, zu nahe zu kommen. Mit gekreuzten Beinen saßen sie im ausgebleichten Gras unter den Bäumen. Die Haltung eines bittenden Aussätzigen war leicht zu erlernen.
    »So, wie du jetzt aussiehst«, sagte Lazarus, »könntest du an den aufgestellten Posten vorbei in die Freiheit gehen. Kein Mensch würde darauf kommen, daß jemand so mutig oder so verrückt sein könnte, im Gewand eines toten Aussätzigen herumzulaufen, und kein Mensch wäre so mutig oder so verrückt, dich zu untersuchen, um herauszufinden, ob du tatsächlich ein Aussätziger bist.« Das war, für seine Verhältnisse, eine lange Ansprache gewesen, und gegen Ende stockte er, als sei die Anstrengung für seine verstümmelte Zunge zu groß.
    »Ich sollte davonlaufen, meine eigene Haut retten und sie ihrem Schicksal überlassen? Das kommt nicht in Frage!« sagte Joscelin entschieden. »Ich werde hierbleiben, solange sie das Mündel eines Onkels ist, der sie ausnutzt und bereit ist, sie zu seinem eigenen Profit an irgendeinen Mann zu verkaufen. An einen, der schlimmer ist als Huon de Domville, wenn nur der Preis stimmt! Was würde mir meine Freiheit nützen, wenn ich Iveta im Stich lassen würde, jetzt, da sie mich braucht?«
    »Gehe ich fehl in der Annahme«, sagte die langsame Stimme neben ihm, »daß du sie am liebsten für dich selbst hättest?«
    »Keineswegs!« antwortete Joscelin leidenschaftlich. »Ich will Iveta, wie ich noch nie etwas gewollt habe, und ich werde nie etwas so sehr begehren wie sie! Und daran würde sich nichts ändern, wenn sie nicht nur kein Land, sondern auch keine Schuhe hätte. Ich würde sie begehren, wenn sie wäre, was ich nur vorgebe zu sein und was Ihr - möge Gott Euch Heilung schenken! - tatsächlich seid. Aber dennoch wäre ich schon zufrieden - nein, dankbar! -, wenn sie einen anständigen Vormund hätte, der ihr ihr Erbe nicht wegnehmen würde und sie selbst entscheiden ließe, welchen Weg sie einschlagen will.
    Natürlich würde ich mein Bestes tun, sie für mich zu gewinnen!
    Aber wenn ich sie an einen besseren Mann als mich verlieren würde, dann würde ich mich ihrer Entscheidung fügen und mich nicht beklagen. Nein, Ihr geht nicht fehl in der Annahme, daß ich sie für mich selbst will! Ich begehre sie so sehr, daß es mich fast zerreißt!«
    »Aber was kannst du für sie tun? Du wirst schließlich von allen gejagt. Hast du einen Freund, auf den du dich verlassen kannst?«
    »Ja, Simon«, sagte Joscelin und lächelte. »Er glaubt nicht, daß ich etwas Böses getan habe. Er hat mir geholfen und mich versteckt, und es tut mir leid, daß ich verschwunden bin, ohne ihm ein Wort zu sagen. Wenn ich ihm jetzt eine Nachricht zukommen lassen könnte, würde er es vielleicht zuwege bringen, daß Iveta und ich uns, wie vor einigen Tagen, treffen können. Jetzt, da der Alte tot ist - ich verstehe noch immer nicht, wie das geschehen konnte! -, wird sie vielleicht nicht so scharf bewacht. Möglicherweise könnte Simon mir sogar mein Pferd bringen...«
    »Und wohin«, fragte die geduldige, ruhige Stimme, »würdest du dieses Mädchen, das keine Freunde zu haben scheint, bringen, wenn du die Gelegenheit dazu hättest?«
    »Darüber habe ich auch nachgedacht. Ich würde sie ins Nonnenkloster von Brewood bringen und darum bitten, daß sie dort bleiben kann, bis ihre Angelegenheiten geregelt sind und man einen anderen Vormund für sie gefunden hat. Die Nonnen würden sie nicht gegen ihren Willen ausliefern. Ich würde bis zum König gehen, wenn es sein muß. Er hat ein gutes Herz und würde dafür sorgen, daß ihr Gerechtigkeit widerfährt. Noch lieber würde ich sie zu meiner Mutter bringen«, gab er zu, »aber das würde so aussehen, als hätte ich es auf

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