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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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»Und in meinem Haus wäre sie auch nicht willkommen. Wir haben sie nur ein-oder zweimal gesehen, seit sie sich entschlossen hatte, ihrer Familie und ihrem Volk Schande zu machen und die Hure eines normannischen Barons zu werden. Als sie kam, sagte ich ihr, daß ich alles für sie tun würde, was ein Mann für seine Schwester tun sollte - mit einer Ausnahme: Ich würde sie nicht in das Haus lassen, das sie vor langer Zeit für Geld und ein bequemes Leben verlassen hat. Sie schien nicht beleidigt oder niedergeschlagen. Denkt über sie, was Ihr wollt - ich jedenfalls werde aus ihr nicht schlau. Sie bat mich höflich und ruhig um drei Dinge: Ich sollte ihr mein Pony leihen, ein einfaches Frauengewand geben, das sie anstelle ihrer schönen Kleider anziehen konnte, und mein Sohn sollte sie dorthin führen, wo sie hin wollte, und das Pferd wieder zurückbringen. Sie hatte einen Weg von drei Meilen vor sich, und dafür waren ihre leichten Schuhe nicht geeignet.«
    »Und diese drei Wünsche habt Ihr ihr erfüllt?« fragte Cadfael verwundert.
    »Ja. Sie legte ihr Gewand hier in der Werkstatt ab und zog ein altes Kleid von meiner Frau an. Ihre Ringe und ihre goldene Halskette gab sie meiner Frau, denn sie sagte, sie habe keine Verwendung mehr dafür, und der Schmuck könne dazu dienen, ihre Schuld bei uns abzutragen. Dann stieg sie auf das Pony, und der Junge begleitete sie zu Fuß, und vor Einbruch der Dunkelheit kam er mit dem Pferd zurück. Das ist alles, was ich weiß, denn ich habe ihr keine weiteren Fragen gestellt.«
    »Ihr habt sie nicht einmal gefragt, wohin sie wollte?«
    »Nicht einmal das. Aber mein Sohn hat es mir gesagt, als er wieder hier war.«
    »Und wohin ist sie gegangen?«
    »Zu einem Ort namens Godric's Ford. Das ist ein Stück westlich von hier im Wald.«
    »Das kenne ich«, sagte Cadfael und nickte. Godric's Ford war ein kleiner Waldbauernhof, der zum Kloster der Benediktinerinnen in Polesworth gehörte. Also war Avice in das nächstgelegene Kloster geflüchtet, um im Schutz eines mächtigen und angesehenen Ordens zu warten, bis Huon de Domvilles Mörder gefaßt, sein Tod gerächt und seine Geliebte vergessen war. Es mochte gut sein, daß sie in diesem sicheren Hafen bereit war, zu sagen, was sie wußte, vorausgesetzt, sie selbst konnte in ihrem Refugium bleiben.
    Cafael dankte Ulger für seine Hilfe und bestieg sein Maultier, um nach Godric's Ford zu reiten. Wenn diese Frau fürchtete, sie könne in einen Skandal und in ein Verbrechen hineingezogen werden, dann hätte sie keine bessere Entscheidung treffen können.
    Und doch...! Und doch hatte sie ihr Pferd zurückgelassen und war zu Fuß gegangen. Und doch hatte sie ihre kostbaren Gewänder gegen ein einfaches Bauernkleid eingetauscht und ihren Schmuck abgelegt, um die Schulden bei ihrer Familie zu begleichen, die sie vor langer Zeit verlassen hatte...
    Der Waldbauernhof in Godric's Ford lag auf einer großen Lichtung. Er bestand aus einem soliden, langen und niedrigen Haus, einer kleinen Holzkapelle und einem ordentlichen, von einer Steinmauer eingefaßten Küchen-und Obstgarten, dessen Bäume bereits die Hälfte ihrer gelb verfärbten Blätter verloren hatten. In einem frisch umgegrabenen Beet innerhalb der Mauer stand eine rundliche Novizin mittleren Alters und pflanzte Kohlsetzlinge ein. Cadfael betrachtete sie, während er durch das Tor ritt und abstieg, und ihm fiel auf, wie sicher und sparsam ihre Bewegungen waren. Nonnen wie Mönche der Benediktiner sind körperlicher Arbeit nicht abgeneigt und werden dazu angehalten, sich dem Ackerbau ebenso eifrig zu widmen wie dem Gebet. Diese Frau, deren Gesichtsfarbe rosig und gesund war, ging so umsichtig zu Werk wie eine gute Hausfrau. Sie drückte die Erde um die Setzlinge mit dem Fuß fest und klopfte sich mit ruhiger Zufriedenheit die Erde von den Händen. Sie war untersetzt und nicht sehr groß, und ihr rundes Gesicht hatte, insbesondere um Mund und Kinn, einen festen, entschlossenen Ausdruck.
    Als sie Cadfael und sein Maultier bemerkte, richtete sie sich mit einem Seufzer und jener Langsamkeit auf, an der man den echten Gärtner erkennt, und musterte ihn aus klugen, braunen Augen unter fragend zusammengezogenen Brauen mit einem Blick, dem nichts zu entgehen schien.
    Ohne Eile kam sie auf ihn zu.
    »Gott sei mit Euch, Bruder!« sagte sie freundlich. »Kann ich irgend etwas für Euch tun?«
    »Gottes Segen sei auf diesem Haus!« antwortete Cadfael förmlich. »Ich möchte mit einer Dame sprechen, die

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