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Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord

Titel: Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ich Euch wahrheitsgemäß antworten werde.« Rasch fügte er hinzu:
    »Jedenfalls, soweit es meine eigenen Handlungen betrifft.« Er wollte diejenigen, die ihm geholfen hatten und gut zu ihm gewesen waren, nicht in Gefahr bringen.
    Der Abt sah Gilbert Prestcote an, der seinen Blick mit einem nachdenklichen Lächeln erwiderte. Es bestand jetzt kein Grund zur Eile mehr - der Bursche war gefaßt und konnte nicht mehr entkommen. Der Sheriff vergab sich also nichts, wenn er sich der Autorität des Abtes beugte. »Ich füge mich in dieser Angelegenheit Euren Wünschen, Ehrwürdiger Vater, aber ich erhalte meinen Anspruch auf diesen Mann aufrecht. Er wird des Diebstahls und des Mordes beschuldigt, und es ist meine Pflicht, ihn gefangenzunehmen und ihn vor Gericht zu stellen.
    Und das werde ich tun - es sei denn, es gelingt ihm, Euch und mich von seiner Unschuld zu überzeugen. Doch wollen wir gerecht verfahren. Befragt ihn, wie Ihr es für richtig haltet. Das wird auch mir meine Aufgabe erleichtern. Ich ziehe es vor, einen Mann einzusperren, dessen Schuld erwiesen ist, und um so mehr würde es mich beruhigen, wenn auch Eure Zweifel ausgeräumt wären.«
    Iveta hatte sich inzwischen erhoben und betrachtete ängstlich jedes Gesicht, das vom Licht der Fackeln beleuchtet wurde.
    Immer noch kamen neue Reiter durch das Tor und blickten verwundert auf die Szene, die sich ihren Augen darbot. Am Rand der Menge sah sie Simon, der gerade erst hinzugekommen und ebenso erstaunt und verwirrt war wie alle anderen. Neben ihm stand Guy. Auch er schien sprachlos. Das Wissen, das nicht jeder der Anwesenden Joscelin feindlich gesinnt war, beruhigte sie. Als ihr Blick dem von Agnes begegnete, die neben Prior Robert stand, schlug sie ihre Augen nicht nieder. Sie hatte sich diesmal so weit von ihrem alten Selbst entfernt, daß es kein Zurück mehr gab. Nicht sie war es, deren Verhalten Unsicherheit verriet und deren Blick sich immer häufiger auf das Torhaus richtete. Agnes musterte jeden, der dort eintrat, aber keiner war der, den sie erwartete. Sie hoffte inständig, ihr Ehemann würde bald kommen und in die Hand nehmen, was ihr in seiner Abwesenheit entglitten war. Sie hatte Angst vor dem, was sich hier noch ereignen könnte und dem nur ihr Mann Einhalt würde gebieten können.
    Iveta begann die Teppen hinabzusteigen, die sie hinaufgeeilt war, als Joscelin von allen Seiten umzingelt wurde. Sehr langsam und vorsichtig ging sie, Stufe um Stufe, um die Spannung nicht zu zerreißen.
    »Ihr müßt Euch darüber im klaren gewesen sein«, sagte Radulfus und musterte Joscelin mit immer noch strengem, aber nicht mehr so zornigem Gesicht, »daß der Sheriff Euch nach Eurer Flucht suchen würde. Ihr habt versprochen, Fragen, soweit sie Euch betreffen, wahrheitsgemäß zu beantworten. Wo habt Ihr Euch all diese Zeit versteckt?«
    Joscelin hatte gelobt, die Wahrheit zu sagen, und dieses Versprechen mußte er halten. »Im Gewand eines Aussätzigen«, sagte er schlicht, »im Hospiz zu Saint Giles.«
    Ein Murmeln, fast ein Keuchen ging durch die Menge. Gäste wie Klosterbrüder starrten wie gebannt auf diesen jungen Mann, der so verzweifelt gewesen war, an einem solchen Ort Zuflucht zu suchen. Nur der Abt blieb unbewegt und sah Joscelin ernst und forschend an.
    »Ohne Hilfe hättet Ihr dort wohl kaum Aufnahme finden können. Wer hat Euch geholfen?«
    »Ich habe gesagt, daß ich mich dort versteckt habe«, antwortete Joscelin standhaft, »aber nicht daß ich Hilfe gebraucht oder in Anspruch genommen hätte. Ich bin nur für meine eigenen Handlungen verantwortlich, nicht aber für die anderer.«
    »Ja«, sagte der Abt nachdenklich, »und dennoch hat es den Anschein, als hättet Ihr Helfer gehabt. Zum Beispiel glaube ich nicht, daß Ihr Euch so nah am Haus Eures ehemaligen Herrn versteckt hättet - wie Ihr es offensichtlich eine Zeitlang getan habt -, wenn Euch nicht ein Freund dazu geraten und Euch dabei geholfen hätte. Auch glaube ich mich zu erinnern, daß das graue Pferd, das soeben aus dem Garten geführt wurde - dort drüben steht es und wird bewacht wie Ihr -, dasselbe ist, das Ihr bei unserer ersten Begegnung auf diesem Hof geritten habt. Ich bezweifle, daß es Euch gelungen wäre, es ohne Hilfe zurückzuholen.«
    Über Joscelins Schulter hinweg sah Iveta, daß Simon einen Schritt zurück in den Schatten trat. Aber seine Sorge war völlig unbegründet. Stumm und fest erwiderte Joscelin den durchdringenden Blick des Abtes und begann dann, wenn auch etwas

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