Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
daß auch er diese Frage beantwortet haben wollte.
»Das war vor zwei Tagen, zur Prim, wie ich bereits gesagt habe«, sagte Mark. »Beim Gottesdienst ist er mir zum erstenmal aufgefallen. Aber da hatte er schon einen Mantel und ein Gesichtstuch und verhielt sich genauso wie die anderen. Ich nehme daher an, daß er schon mindestens eine viertel oder eine halbe Stunde im Hospiz gewesen sein muß.«
»Und wie wir vernommen haben«, sagte der Abt nachdenklich und wandte sich Prestcote zu, »haben Eure Patrouillien am Morgen desselben Tages bei der Klostersiedlung einen Mann aufgestöbert und seine Spur in der Nähe von Saint Giles verloren. Um welche Zeit war das?«
Prestcote überlegte kurz und antwortete: »Meine Männer haben kurz vor der Prim einen Mann fliehen sehen, und bei Saint Giles ist er ihnen entkommen.«
Iveta trat eine weitere Stufe hinunter. Sie fühlte sich wie in einem Traum, in dem sie hin und her gerissen war zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Denn die, die dort redeten, waren keine Feinde, und ihr Onkel war noch nicht gekommen, um seine Feindseligkeit, seinen blinden Haß auf Joscelin in die Waagschale zu werfen. Sie stand nur zwei Schritte hinter ihrem Geliebten und hätte mit ausgestreckter Hand über sein zerzaustes blondes Haar streichen können, fürchtete aber, ihn dadurch aus seiner gespannten Aufmerksamkeit zu reißen. Sie berührte ihn nicht. In ängstlicher Erwartung hatte sie ihre Augen auf das Torhaus gerichtet, wo jeden Moment ihr ärgster Feind erscheinen würde. Deshalb war sie es auch, die Bruder Cadfael zuerst bemerkte. Nur sie und Agnes hatten das Tor im Auge.
Das kleine Maultier, das einen geruhsamen Tag hinter sich hatte, hielt nicht viel davon, so spät noch zu so großer Eile angetrieben zu werden, und gab seinem Mißfallen dadurch Ausdruck, daß es gleich hinter dem Torhaus stehenblieb und sich weigerte, auch nur einen Schritt weiter zu tun. Bruder Cadfael, der es bis zu diesem Augenblick immer weiter angespornt hatte, betrachtete mit stummem Erstaunen die Menschenansammlung auf dem großen Innenhof. Iveta sah, daß er seinen Blick über die gespannten Gesichter schweifen ließ, und meinte fast zu spüren, wie er seine Ohren spitzte, damit ihm kein Wort entging. Cadfael bemerkte, daß Joscelin breitbeinig am Fuß der Treppe stand, sah den Sheriff und den Abt, die sich ernst ansahen, und auch den durchnäßten jungen Klosterbruder, der, wie Iveta fand, wie ein Engel sprach - ein rettender Engel, der vom Himmel herabgestiegen war und Fürsprache einlegte und den kein Sünder zu fürchten hatte.
Cadfael stieg eilig ab, übergab dem Bruder Pförtner die Zügel des Maultiers und gesellte sich zu den Schaulustigen, die ihn noch nicht bemerkt hatten. Ermutigt stieg Iveta eine weitere Stufe hinunter.
»Es hat also den Anschein«, folgerte Radulfus, »daß Ihr, junger Mann, an jenem Tag mindestens eine Viertelstunde vor der Prim im Hospiz wart, und vielleicht sogar schon eine halbe Stunde vorher.«
»Ich hatte mir, kurz bevor der Gottesdienst begann, einen Mantel verschafft«, bestätigte Joscelin vorsichtig, der jetzt das Gefühl hatte, auf dünnem Eis zu gehen.
»Und hatte man Euch gesagt, wie Ihr Euch zu verhalten hattet?«
»Ich habe der Prim schon früher beigewohnt und kenne den Ablauf.«
»Gewiß, aber Ihr mußtet doch wahrscheinlich erst über den normalen Tagesablauf in Saint Giles aufgeklärt werden«, beharrte Radulfus.
»Ich kann mich dem Verhalten meiner Umgebung anpassen, wie jeder andere«, erwiderte Joscelin.
»Gehen wir also davon aus, Ehrwürdiger Vater«, sagte Gilbert Prestcote ungeduldig, »daß er einige Zeit vor der siebenten Stunde dort war. Ich will ihm das glauben. Aber wir wissen nicht, wann genau Mylord Domville ermordet wurde.«
Bruder Cadfael hatte diese letzten Sätze gehört. Da die Zuschauer so gespannt lauschten, daß sie für seine höflichen Bitten, ihn durchzulassen, taub waren, setzte er seine Ellenbogen ein und bahnte sich einen Weg durch die Menge.
Und bevor irgend jemand etwas sagen und die Frage nach dem Zeitpunkt des Todes beiseitewischen konnte, erhob er seine Stimme und rief: »Das stimmt, Mylord, aber wir können feststellen, wann er zuletzt lebend gesehen wurde.«
Die vor ihm Stehenden wichen zurück und bildeten eine Gasse, so daß er dem Abt und dem Sheriff gegenüberstand, die sich umgewandt hatten und sich stirnrunzelnd nach dem Mann umsahen, der sie unterbrochen hatte. »Bruder Cadfael!
Habt Ihr etwas hierzu zu
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