Bruder Cadfael Und Der Hochzeitsmord
unsicher, zu lächeln. »Fragt mich nach dem, was ich getan habe.«
»Mir scheint«, unterbrach ihn der Sheriff, »daß wir jemanden befragen sollten, der in Saint Giles die Aufsicht führt. Einen gesuchten Mörder zu verstecken ist ein ernstzunehmender Verstoß gegen das Gesetz.«
Im Rücken der Menge, vom Garten her, ertönte eine bittende Stimme: »Ehrwürdiger Vater, wenn Ihr es gestattet, werde ich für Saint Giles sprechen, denn ich diene dort.«
Aller Augen richteten sich erstaunt auf den bemitleidenswerten, kleinen Mann, der demütig auf Abt Radulfus zuging. Bruder Marks Gesicht war mit Schlamm verschmiert, etwas Entengrütze zierte seine Tonsur, und seine Kutte war tropfnaß und klebte schwer an seinem schmächtigen Körper. Er bot einen lächerlichen Anblick, aber das verschmutzte, ernste Gesicht und die aufrichtigen grauen Augen strahlten doch Würde aus, und obwohl einige der Schaulustigen leise kicherten, verzog Radulfus keine Miene.
»Bruder Mark! Was hat dies zu bedeuten?«
»Ich habe nicht gleich eine Furt gefunden«, sagte Mark entschuldigend. »Es tut mir leid, daß ich so spät gekommen bin, aber ich hatte kein Pferd, das mich hätte hinübertragen können, und ich kann nicht schwimmen. Zweimal musste ich wieder umkehren, und einmal fiel ich ins Wasser, aber beim drittenmal fand ich eine seichte Stelle. Bei Tag hätte ich nicht so lange gebraucht.«
»Ihr seid entschuldigt«, sagte Radulfus, und trotz des Ernstes seines Gesichtes und seiner Stimme schien ein Lächeln um seinen Mund zu spielen. »Es scheint, als hättet Ihr Grund zu der Annahme gehabt, man würde Euch hier brauchen, und wenn Ihr gekommen seid, um zu erklären, wie ein Gesuchter sich in Eurem Hospiz verstecken konnte, so habt Ihr den rechten Augenblick gewählt. Wußtet Ihr von der Anwesenheit dieses jungen Mannes dort?«
»Ja, Ehrwürdiger Vater«, antwortete Bruder Mark schlicht, »ich wußte davon.«
»Und seid Ihr es gewesen, der ihn aufgenommen und ihm Unterschlupf gewährt hat?«
»Nein, Ehrwürdiger Vater. Aber an jenem Tag zur Prim merkte ich, daß ein Mann mehr als gewöhnlich anwesend war.«
»Und Ihr habt mit niemandem darüber gesprochen? Ihr habt niemandem etwas von ihm erzählt?«
»Nein, Ehrwürdiger Vater, ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Zuerst wußte ich nicht, wer er war, und konnte ihn auch nicht immer von den anderen unterscheiden, denn er trug ein Gesichtstuch. Und als mir ein Verdacht kam... Ehrwürdiger Vater, ich maße mir kein Urteil über einen anderen Menschen an und liefere ihn keiner anderen Gerechtigkeit aus als der Gottes. Also schwieg ich. Wenn ich falsch gehandelt habe, bitte ich Euch, mich zu bestrafen.«
»Und habt Ihr gewußt«, fragte der Abt mit unbewegtem Gesicht, »wer es war, der den jungen Mann in das Hospiz brachte?«
»Nein, Ehrwürdiger Vater. Ich weiß nicht einmal, ob ihm überhaupt jemand geholfen hat. Ich habe zwar gewisse Vermutungen, aber ich weiß es nicht. Und selbst wenn ich es wüßte«, fuhr Mark mit demütiger Offenheit fort, »könnte ich Euch keinen Namen nennen. Es steht mir nicht zu, einen anderen als mich selbst zu verraten oder anzuklagen.«
»Ihr zwei könnt Euch die Hände reichen«, sagte der Abt trocken. »Aber Ihr habt uns noch nicht erzählt, Bruder Mark, wie es kommt, daß Ihr den Meole-Bach durchwaten mußtet, und zwar bei der Verfolgung - wenn ich das recht verstanden habe - dieses jungen Mannes, der weitsichtig genug war, sich zu diesem Zweck ein Pferd zu verschaffen. Seid Ihr ihm gefolgt?«
»Ja, Ehrwürdiger Vater. Ich wußte, daß man mich dafür zur Verantwortung ziehen würde, wenn sich herausstellen sollte, daß dieser Jüngling doch nicht so unschuldig ist, wie ich dachte - und zu dieser Annahme glaubte ich, das kann ich Euch versichern, allen Grund zu haben. Daher habe ich ihn den ganzen heutigen Tag beobachtet und ihn kaum einen Moment lang aus den Augen gelassen. Als er gegen Abend seinen Mantel ablegte und zum Kloster ging, folgte ich ihm. Ich sah, daß er am Bach ein Pferd vorfand und auf ihm den Bach überquerte. Als man ihn anrief, war ich gerade im Wasser. Was den heutigen Tag betrifft, so kann ich beschwören, daß er sich nichts hat zuschulden kommen lassen.«
»Und was ist mit dem Tag, an dem er zu Euch kam?« fragte der Sheriff scharf. »Zu welcher Stunde ist er bei Euch aufgetaucht?«
Bruder Mark, der sich nur dem Abt gegenüber verantwortlich fühlte, sah diesen fragend an, und Radulfus nickte ernst, zum Zeichen,
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