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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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ausgezeichnet zu ihr. Habt Ihr bemerkt, daß er eine Schulter schonte? Ein Bogenschütze des Königs hat sein Bestes getan, ihn aus dieser Welt zu befördern, aber mit Godiths Hilfe wird er bald wieder ganz hergestellt sein. Sie werden Frankreich erreichen.«
    Er dachte kurz nach und fragte mit unverhohlener Neugier:
    »Was hättet Ihr getan, wenn einer von uns Eurem Befehl zuwidergehandelt und Euch angegriffen hätte?«
    Hugh Beringar mußte laut lachen. »Ich glaube, ich hätte recht dumm dreingesehen, denn natürlich hatte ich meine Männer angewiesen, nicht zu schießen. Aber ein Bogen ist ein sehr überzeugendes Argument, und ein so unberechenbarer Bursche wie ich könnte es ja doch ernst meinen. Warum – habt Ihr etwa gedacht, daß ich Godith etwas antun würde?«
    Cadfael hielt es noch nicht für angebracht, alle seine Gedanken zu offenbaren, und legte sich nicht fest. »Wenn ich es Euch je zugetraut hatte, wurde ich bald eines Besseren belehrt. Eure Bogenschützen hätten sie töten können, bevor Torold sich zwischen sie und Godith stellte.«
    »Und wart Ihr nicht überrascht, daß ich wußte, was Ihr zu dem Haus gebracht hattet, und zur Stelle war, um es zu holen?«
    »Mich kann kein Beweis für Eure Schlauheit mehr verblüffen«, erwiderte Cadfael. »Ich nehme an, Ihr seid mir vom Fluß aus gefolgt, in jener Nacht, als ich es herbrachte. Und Ihr habt mich aus zweierlei Gründen gebeten, Euch zu helfen, die Pferde hier unterzustellen: nämlich, um mich zu verleiten, den Schatz aus seinem Versteck an denselben Ort zu bringen, und um den jungen Leuten eine Gelegenheit zur Flucht zu geben, während das Gold hierbleiben sollte. Die rechte Hand, die gegen die linke kämpft – das paßt zu Euch. Aber woher wußtet Ihr, daß wir heute nacht kommen würden?«
    »Ganz einfach: Ich an Eurer Stelle hätte sie so schnell wie möglich auf den Weg geschickt, jetzt, da die Suche nach ihnen beendet und gescheitert ist. Ihr wäret ein Narr gewesen, wenn Ihr diese Gelegenheit hättet verstreichen lassen. Und ein Narr, Bruder Cadfael, seid Ihr nicht – das habe ich schon lange erkannt.«
    »Wir haben viel gemeinsam«, pflichtete Cadfael ihm ernst bei.
    »Aber wenn Ihr doch wußtet, daß der Schatz, den Ihr jetzt bei Euch habt, im Gutshof auf Euch wartete, warum habt Ihr ihn nicht einfach an Euch gebracht und die beiden unbehelligt entkommen lassen? Das hätte an der jetzigen Situation doch nichts geändert.«
    »Dann hätte ich also ruhig in meinem Bett liegen sollen, während sie flohen, und Godith wäre in dem Glauben nach Frankreich gegangen, daß ich ihr Feind und ein gemeiner Mensch bin? Nein, das wollte ich nicht. Auch ich habe meinen Stolz. Ich wollte klare Verhältnisse, und außerdem war ich neugierig. Dieser junge Mann, in den sie sich verliebt hat, interessierte mich. Der Schatz war so lange in Sicherheit, bis Ihr ihn von dort fortbringen wolltet – um ihn brauchte ich mir keine Sorgen zu machen. Darüber hinaus war es so auch viel spannender.«
    »Das war es gewiß«, sagte Cadfael mit Nachdruck.
    Sie hatten den Waldrand und die offene Straße nach Sutton erreicht und wandten sich gen Norden nach St. Giles. Die herzliche Freundschaft, in der sie nebeneinander herritten, schien keinen von ihnen zu verwundern.
    »Dieses Mal«, sagte Beringar, »werden wir wie anständige Menschen durch das Haupttor reiten, auch wenn es eine etwas ungewöhnliche Zeit dafür ist. Wenn Ihr nichts dagegen habt, würde ich dieses Paket gerne in dem Schuppen in Eurem Garten unterbringen. Dort können wir den Rest der Nacht verbringen und begutachten, was wir da haben. Ich möchte mir zu gerne den Ort ansehen, wo Godith die letzten Tage verbracht hat. Wo mögen die beiden jetzt wohl sein?«
    »Möglicherweise schon fast in Pool, vielleicht auch schon weiter. Die Straße ist gut ausgebaut. Ja, kommt mit, und seht es Euch an. – Ihr wart auch in der Stadt und habt Euch bei Edric Flesher nach ihr erkundigt. Petronilla hat eine sehr schlechte Meinung von Euch.«
    »Das glaube ich«, sagte Beringar und lachte. »Für ihr Lämmchen war ihr keiner gut genug. Mich hat sie von Anfang an gehaßt. Aber vielleicht seid Ihr jetzt in der Lage, ihre Ansicht über mich zu ändern.«
    Die Klostersiedlung lag ruhig vor ihnen. Der Hufschlag ihrer Pferde zerriß die Stille, als sie zwischen den dunklen Häusern hindurchschritten. Einige ängstliche Bewohner öffneten die Fensterläden einen Spalt weit, um nachzusehen, wer dort kam, aber die beiden Reiter

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