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Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel

Titel: Bruder Cadfael und ein Leichnam zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Mann ist und wer nicht. Wenn er zornig und verbittert ist, neigt er dazu, Unmögliches zu verlangen, aber er verachtet alle, die zu eilfertig sind und ihm keine Zeit lassen, seine Befehle noch einmal zu überdenken.
    An jenem Abend war ich bei ihm im Feldlager – er hat mir meine Burgen gelassen, und ich werde die Nordgrenze seines Reiches schützen. Die erforderlichen Mittel und Soldaten werde ich selbst bereitstellen, das paßt mir sogar sehr gut. Also sagt mir, Bruder Cadfael: Sehe ich aus wie ein Mann, der einen anderen von hinten erwürgt, nur seines Geldes wegen?«
    »Nein! Ihr hättet zwar die Gelegenheit dazu gehabt, aber ich habe den Verdacht schon lange fallengelassen. Es wäre nicht Eure Art. Ihr seid zu stolz, um Eure Selbstachtung für etwas Gold zu opfern. Schon bevor ich Euch heute nacht auf die Probe stellte, war ich mir meiner Sache eigentlich sicher.
    Immerhin wolltet Ihr Godith aus der Gefahr bringen, und das Mittel dazu habt Ihr mir praktisch aufgedrängt. Daß Ihr gleichzeitig das Gold an Euch bringen wolltet, war nur verständlich. Nein, Ihr seid nicht der Mann, den ich suche. Es gibt nur wenige Dinge, die Euch nicht zutraue«, gab Cadfael zu, »aber eines davon ist ein hinterhältiger Mord. Nun, ich sehe, Ihr könnt mir nicht weiterhelfen. Von diesen Dingen hier erkennt Ihr keins wieder.«
    »Daß ich es wiedererkenne, kann ich nicht behaupten.«
    Beringar hob den gelben Topas in der silbernen Adlerklaue auf, erhob sich und hielt den Stein ins Licht, um ihn besser betrachten zu können. »Diesen Edelstein habe ich nie zuvor gesehen. Und doch könnte es sein, daß ich ihn kenne. Ich habe Aline zugesehen, als sie ihren Bruder für die Beisetzung herrichtete. Sie nahm alle seine Sachen an sich, um sie Euch zu geben, damit Ihr sie als Almosen verteiltet. Und da hörte ich sie etwas von einem fehlenden Dolch sagen, einem Familienerbstück, das immer der älteste Sohn erhielt. Sie hat ihn mir beschrieben, und ich glaube, dies könnte der Stein sein, der auf dem Griff war.«
    Er betrachtete ihn stirnrunzelnd. »Wo habt Ihr ihn gefunden?
    Doch nicht bei dem Toten?«
    »Nein, nicht bei ihm. Er lag auf dem Boden der Hütte, wo Torold mit dem Mörder gekämpft hat. Und Torold gehört er auch nicht. Es bleibt nur eine Folgerung: Der Mörder muß den Dolch getragen haben.«
    »Wollt Ihr damit sagen«, fragte Beringar entsetzt, »daß Alines Bruder Faintree getötet hat? Bleibt ihr nicht einmal diese Schande erspart?«
    »Ihr vergeßt, zum erstenmal übrigens, den zeitlichen Ablauf«, beruhigte ihn Bruder Cadfael. »Als Nicholas Faintree ermordet wurde, war Giles Siward schon seit mehreren Stunden tot.
    Nein, keine Angst, ihn trifft keine Schuld. Eher war es so, daß Nicholas Faintrees Mörder Giles Siwards Leiche beraubt hat und sich dann erst in den Hinterhalt legte.«
    Beringar ließ sich auf Godiths Bett fallen und stützte den Kopf in die Hände. »Ich bitte Euch, gebt mir noch etwas Wein! Mein Kopf arbeitet nicht mehr so recht.« Als sein Becher wieder gefüllt war, trank er ihn hastig aus, nahm den Topas auf und wog ihn in der Hand. »Dann haben wir also eine Spur des Mannes, den Ihr sucht. Er war, zumindest eine Zeitlang, bei der Hinrichtung in der Burg zugegen, denn dort hat er, wenn unser Schluß stimmt, die schön verzierte Waffe an sich genommen, zu der dieser Stein gehört. Aber er ging, bevor die Arbeit, die ja bis spät in die Nacht andauerte, beendet war, denn da lag er ja schon im Wald hinter Frankwell auf der Lauer. Wie hat er von ihrem Plan erfahren? Könnte nicht einer dieser armen Teufel versucht haben, sein Leben durch einen Verrat zu erkaufen?
    Der Mörder war in der Burg, als die Hinrichtung begann, aber er verschwand, bevor sie beendet war. Prestcote war gewiß dort, Ten Heyt und seine Flamen haben die schmutzige Arbeit gemacht, und Courcelle, so habe ich gehört, floh den Ort des grausigen Geschehens sobald er konnte und befehligte die Suche nach FitzAlan in der Stadt.«
    »Nicht alle Flamen sprechen Englisch«, bemerkte Cadfael.
    »Aber einige. Und von jenen vierundneunzig konnten sicher mehr als die Hälfte französisch. Jeder der Söldner hätte den Dolch nehmen können. Er ist ein wertvolles Stück, und ein Toter hat keine Verwendung mehr dafür. Bruder Cadfael – ich bin in diesem Punkt mit Euch völlig einer Meinung: Der Tod des jungen Mannes darf nicht ungesühnt bleiben. Meint Ihr, ich könnte Aline diesen Stein zeigen, damit wir wissen, ob er ihrem Bruder gehört hat oder

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