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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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der Seite zu versichern, von der er hoffte und annahm, sie werde den Sieg erringen.
    Vor dem Komplet trat Cadfael in die Kälte der Abenddämmerung hinaus und wandte sich nach Süden, dorthin, wo die Flächen der um das Münster liegenden Teiche in der Abendruhe in bleiernem Licht leuchteten. An der Stelle, wo zuvor die sächsische Kirche gestanden hatte, sah man die freie Fläche wie eine Narbe, die noch längst nicht verheilt war. Roger de Clinton hatte die Wahl eines weiter entfernten und besser geeigneten Ortes für ein Bauvorhaben gebilligt, das auf der Basis alter Planungen weit gewichtiger zu werden schien, als es der heilige Chad, der erste Bischof, je erwogen hatte. Am Rande des heiligen Bodens, den einer der sanftmütigsten und meistgeliebten Priester geweiht hatte, wandte sich Cadfael um und blickte auf die wuchtige Masse der neuen steinernen Bischofskirche, die noch kaum beendet war - sofern man überhaupt je mit der Aufgabe fertig würde, sie auszuschmücken und zu vergrößern. Der kurze Chor lief in einer Apsis aus, und das lange Dach des Schiffes schnitt, wie auch der feste mittlere Vierungsturm, scharfe Linien in den blasser werdenden Himmel. Schräg fiel durch die hohen Fenster im Westen, die in Mauern, dick wie die einer Festung, eingelassen waren, ein wenig Licht ins Innere.
    Aus der Ferne konnte man weder die aufgeschichteten Stapel von Steinquadern und Bauholz, noch den Bruchsteinhaufen sehen, der dort lag, wo man einstweilen die Werkbänke der Steinmetze beiseite geräumt hatte. Inzwischen hielt sich der Mann, der seinem Gott diese feste Burg errichtet hatte, in Gedanken bereits im Heiligen Land auf, denn die Sache des Christentums lag ihm sehr am Herzen.
    Schwach flackernder Lichtschein ließ den Rand des Teiches sichtbar werden, als sich Cadfael umwandte, um nicht zu spät zur Komplet zu kommen. Im Hof der bischöflichen Anlage befand er sich wieder unter Männern, schattenhaften Gestalten, die in der zunehmenden Dunkelheit an ihm vorüberkamen und ihm ein freundliches Wort zuwarfen. Er kannte keines der Gesichter. Es waren Kanoniker, Meßdiener, Chorknaben, Gäste aus der Gemeinschaftsunterkunft und dem Speisesaal, fromme Stadtbewohner, die gekommen waren, den Tag mit der abendlichen Andacht zu beenden und zu krönen. Er fühlte sich von einer großen Schar Zeugen umgeben, wobei völlig unerheblich war, daß unter Umständen jeden von ihnen eigene Sorgen verzehrten und sie ihn überhaupt nicht wahrnahmen. So viele leidenschaftliche Bedürfnisse, wie hier versammelt waren, mußten doch gewiß den Himmel in seinen Grundfesten erschüttern.
    Im gewaltigen Kirchenschiff zogen einige Gestalten stumm durch die Dunkelheit und widmeten sich den mit der Abendandacht verbundenen Aufgaben. Noch war es früh, nur auf dem Altar glomm das Ewige Licht wie ein kleines rotes Auge. Im Chor war ein Kirchendiener jedoch damit beschäftigt, die Kerzen zu entzünden, so daß in der reglosen Luft Flamme auf Flamme stetig emporwuchs.
    Vor einem der Seitenaltäre, auf dem man gerade die Kerzen entzündet hatte, stand ein untersetzter und kräftig wirkender junger Mann, der sichtlich nicht dem geistlichen Stand angehörte. Zwar war er in diesem Moment waffenlos, doch trug er das Gurtzeug für Schwert und Degen aus kunstfertig bearbeitetem Leder, und sein aufwendig geschneiderter dunkler Umhang war aus feinstem Stoff. Der Mann stand völlig still und hielt den Blick unverwandt auf das Kreuz gerichtet. Er schien zu beten, ernst und in sich versunken, wie für eine wichtige Sache. Da er halb abgewandt stand, war sein Gesicht nicht zu erkennen. Obwohl er sich nicht erinnern konnte, ihn je gesehen zu haben, kam Cadfael die Gestalt ebenso vertraut vor, wie auch die Art, in der er den Kopf emporreckte und das Kinn vorschob, als stritte er von gleich zu gleich mit Gott und als hätte er einen Anspruch darauf, daß man ihm bei einer Sache helfe, die es verdiente.
    Cadfael trat ein wenig beiseite, um das bewegungslose Profil genauer zu betrachten. Im gleichen Augenblick loderte eine der Kerzenflammen auf, die einen losen Faden erfaßt haben mochte, und warf einen hellen Lichtschein auf das Gesicht des jungen Mannes. Sogleich sank sie nieder, denn der Mann nahm rasch mit Daumen und Zeigefinger einer Hand das störende Gewebe fort. Cadfael erkannte in dem Gesicht eine gerade Nase und ein gemeißeltes Kinn. Es handelte sich offensichtlich um einen jungen Mann von edler Abkunft, der sich seines Wertes durchaus bewußt war. Als die

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