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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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würde.
    Hugh kam am vereinbarten Vormittag unmittelbar nach dem Primgebet mit dreien seiner Hauptleute. Alle waren gut beritten, und für Cadfael führten sie einen munter tänzelnden und stolz blickenden Rotschimmel am Zügel mit, dessen Stirn eine weiße Blesse schmückte. Befriedigt merkte Hugh, daß sich das besorgt blickende Gesicht des Freundes aufhellte, als er des gut gebauten stattlichen Tieres ansichtig wurde, das fast ebenso edel war wie Hughs stolzer Grauschimmel. Gestiefelt und reisefertig legte ihm Cadfael den Mantelsack quer über den Sattel und schwang sich hinauf, ein wenig steif zwar, aber mit sichtlichem Vergnügen. Hugh unterließ es bewußt, ihm seine Hilfe anzubieten. Auch wenn ein Fünfundsechzigjähriger die Achtung und Verehrung Jüngerer verdient, so möchte er doch nicht bei jeder Gelegenheit an sein Alter erinnert werden.
    Als sie zum Tor hinausritten, sah ihnen niemand offen nach, obwohl es hier oder da verborgene Blicke aus dem Torhaus, der Krankenstation oder gar aus der Abtwohnung gegeben haben mochte. Am besten hielt man sich an den üblichen Tagesablauf, denn schließlich war es ein ganz gewöhnlicher Tag, und niemand zweifelte, daß der Bruder, der da fortritt, zum festgesetzten Zeitpunkt zurückkehren würde, um sich aufs neue seinen Pflichten zu widmen.
    Sofern der Frieden mit ihm kam, um so besser.
    Als sie an St. Giles vorüber waren, Stadt und Kloster hinter ihnen lagen und der Buckel des Berges Wrekin vor ihnen aufragte, hob sich Cadfaels Herz. Er war bereit, sich allem zu fügen, was da kommen mochte. Manches, was er unterwegs sah, tröstete ihn. Zwar stand der Dezember vor der Tür, doch noch war die Landschaft grün und das Wetter mild. Auch blieben sie von Winden verschont. Er hatte ein gutes Pferd, und neben Hugh zu reiten war eine Wonne, zumal sie viele Erinnerungen miteinander teilten. Die Straße, die vor ihnen lag, war sicher, der Weg, den sie nehmen mußten, zumindest bis zum Forst von Chenet beiden vertraut. Hugh war so zeitig aufgebrochen, daß ihnen bis zur offiziellen Eröffnung der Versammlung drei volle Tage blieben.
    »Wir wollen uns nicht unnötig hetzen«, sagte er, »und ich würde gern noch einige Worte mit Robert Bossu wechseln, bevor die Sache in der Versammlung angesprochen wird. Vielleicht stoßen wir sogar in Lichfield, wo wir über Nacht bleiben wollen, auf Ranulf von Chester. Ich habe erfahren, daß man ihm in letzter Minute noch Nachrichten mit auf den Weg gegeben hat, die er seinem Halbbruder aus Lincoln übermitteln soll. William kümmert sich um das, was beide im Norden gewonnen haben, während Ranulf bescheiden zur beratenden Versammlung nach Coventry reitet.«
    »Er täte gut daran, seine Erfolge nicht übermäßig herauszustreichen«, sagte Cadfael nachdenklich, »denn gewiß wird dort eine ganze Anzahl seiner Feinde zusammenkommen.«
    »Er sucht noch nach Verbündeten. Ein Seitenwechsel ist ein kostspieliges Unterfangen«, sagte Hugh sarkastisch. »Er hat in den vergangenen Wochen klug bemessene Zugeständnisse an Barone gemacht, deren Landbesitz oder Privilegien er noch im vorigen Jahr an sich gebracht hatte. Der König ist lediglich der erste, den er für sich günstig stimmen muß, und der ist geneigt, Verbündete mit geschlossenen Augen und offenen Armen willkommenzuheißen. Er gibt lieber, als daß er nimmt. Wer ihm von Anfang an die Treue gehalten und dabei beobachtet hat, wie Ranulf den König verspottete, ist bestimmt nicht billig zu haben. Es würde mich nicht wundern, wenn der eine oder andere gern nähme, was Ranulf zu bieten hat, ohne auch nur im Traum daran zu denken, ihm die erhoffte Gegenleistung zu gewähren. Ich an seiner Stelle wäre noch ein weiteres Jahr oder gar länger äußerst vorsichtig und zurückhaltend.«
    Als sie am frühen Abend auf das Gelände des erzbischöflichen Gästehauses von Lichfield ritten, herrschte dort munteres Treiben. Im Logis, das auch Hughs Begleitern als Unterkunft diente, sah man so manches Adelswappen auf der Brust von Reitknechten und Lakaien prangen. Doch keiner kam aus ehester. Entweder hatte Ranulf eine andere Route genommen — er mochte geradenwegs vom Sitz seines Halbbruders in Lincoln aus geritten sein — oder er befand sich schon vor ihnen und war bereits wieder auf seiner Burg Mountsorrel in der Nähe von Leicester, um Pläne für die Versammlung zu schmieden. Bei ihm ging es weniger um den Versuch, Frieden zu schließen, als um eine Gelegenheit, sich der günstigen Aufnahme auf

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