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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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Kerze aufloderte, mußte dieser im Augenwinkel eine Bewegung Cadfaels wahrgenommen haben, denn mit einem Mal drehte er sich um und wandte ihm das Gesicht zu. Unter der kräftigen Stirn und dem dichten braunen Haar lagen die braunen Augen weit auseinander. In ihnen erkannte Cadfael die Verletzlichkeit des aufrichtigen Mannes.
    Nachdem der Jüngling den alten Mönch verwirrt gemustert hatte, wandte er den Blick rasch und höflich ab.
    Kaum war er wieder in stumme Zwiesprache mit seinem Schöpfer eingetreten, als er erstarrte und sich erneut umdrehte. Diesmal starrte er Cadfael so unverhohlen und schamlos an wie ein Kind. Der Jüngling öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, auf seine Züge trat ein breites Lächeln, dann zeigte sich kurz der Anflug eines Zweifels, bis er sich schließlich entschieden hatte.
    »Bruder Cadfael? Ihr müßt es sein.«
    Der Angesprochene blinzelte unsicher. Er wußte nach wie vor nicht, mit wem er es zu tun hatte.
    »Ihr könnt unmöglich vergessen haben«, sagte der junge Mann munter, in der offenbaren Gewißheit, daß man sich seiner unbedingt erinnern müsse. »Ihr habt mich vor sechs Jahren nach Bromfield gebracht. Olivier war gekommen, um Ermina und mich fortzuholen. Natürlich habe ich mich verändert, aber Ihr - Ihr seht genauso aus wie damals!«
    Zwischen ihnen lag das ruhige und helle Licht der Kerzen, und die sechs Jahre schwanden dahin wie Morgendunst. In der Tat erkannte Cadfael in dem kräftigen, untersetzten jungen Mann den kräftigen, untersetzten Knaben, dem er an einem bitterkalten Dezembertag im Wald zwischen Stoke und Bromfield zum ersten Mal begegnet war und den er mitsamt seiner Schwester nach Gloucester in Sicherheit gebracht hatte. Damals war er dreizehn Jahre alt gewesen, mußte jetzt also an die neunzehn sein. Er wirkte so kühn, adrett und selbstsicher, wie man es bei jener ersten Begegnung bereits hatte voraussehen können.
    »Ach, jetzt erkenne ich Euch. Yves, Yves Hugonin!...
    Eigentlich habt Ihr Euch nicht besonders verändert. Aber was tut Ihr hier? Ich wähnte Euch irgendwo im Westen, in Gloucester oder Bristol.«
    »Ich war im Auftrag der Kaiserin in Norfolk beim Grafen. Er dürfte inzwischen auf dem Weg nach Coventry sein. Sie braucht alle Verbündeten in ihrer Nähe, und Hugh Bigod besitzt bei den Baronen größeren Einfluß als die meisten anderen.«
    »Werdet Ihr dort wieder zu ihr stoßen?« Begeistert sog Cadfael die Luft ein. »Wir können miteinander reiten. Seid Ihr allein hier? Ihr braucht es nicht länger zu sein, denn es ist eine Freude, Euch wiederzusehen, noch dazu in so guter Verfassung. Ich bin mit Hugh Beringar hier, und er wird ebenso glücklich sein, Euch zu sehen, wie ich es bin.«
    »Aber was führt Euch her?« fragte Yves, der vor Begeisterung strahlte. Er hielt beide Hände Cadfaels und drückte sie hoch erfreut. »Ich weiß, daß man Euch damals ausgeschickt hatte, einen Verwundeten zu retten. Welchem Geschick habt Ihr es diesmal zu verdanken, daß man Euch zu einer solchen Versammlung der Mächtigen entsendet? Andererseits«, fügte er bekümmert hinzu, »wäre die Aussicht auf eine Einigung größer, wenn mehr Männer Eures Schlages dort zusammenkämen. Gott weiß, wie froh ich bin, Euch zu sehen! Doch wie habt Ihr es angestellt, daß Ihr hier seid?«
    »Ich habe Urlaub bis zum Ende der Versammlung«, gab ihm Cadfael Auskunft.
    »Warum? Äbte lassen sich nicht leicht überreden.«
    »Meiner hat mir eine gewisse Zeit eingeräumt«, entgegnete Cadfael, »sie aber genau begrenzt. Ich darf sie also nicht überschreiten. Er hat mir gestattet, mit nach Coventry zu reiten, damit ich dort Kunde über einen der Gefangenen von Faringdon einhole. Wo Fürsten beieinander sind, läßt sich zweifellos etwas über ihn in Erfahrung bringen.«
    Obwohl er keinen Namen genannt hatte, war der junge Mann bei seinen Worten förmlich erstarrt. Mit einem Mal wirkte sein frisches jugendliches Gesicht erstaunlich reif.
    Er war noch nicht vollständig erwachsen und ausgeformt, doch der Mann in ihm ließ sich bereits erkennen, wenn ihn etwas forderte, das ihm am Herzen lag.
    »Ich glaube, wir folgen derselben Fährte«, sagte er, »jedenfalls dann, wenn auch Ihr Ausschau nach Olivier de Bretagne haltet. Ich weiß, daß er in Faringdon war, und wie wohl jedem, der ihn kennt, ist mir klar, daß er keiner Untreue fähig ist. Man muß ihn an irgendeinem unzugänglichen Ort verborgen halten. Einst hat er mich mit seinem Schwert errettet, jetzt ist er mein

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