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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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gesagt hatten. Cadfael wies auf die Pergamentrolle. »Ist es dieses hier?«
    »Eben das«, sagte Forthred. Eine Weile blieb er schweigend sitzen und sah über den Klostergarten hinweg, den Blick mehr nach innen gerichtet als nach außen.
    »Und er hat wie alle anderen sein Siegel auf das Dokument gesetzt?«
    »Sein Siegel - jenes dort - war auf dem Dokument. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, denn sonst hätte ich es nicht geglaubt.«
    »Und wie heißt der Mann?«
    »Geoffrey FitzClare, unehelicher Sohn Richard de Cläres, gewesener Graf von Hertford. Der gegenwärtige Graf, Gilbert, ist sein Halbbruder. Bisweilen besitzen allerdings solche Bastarde mehr Adel als legitime Söhne.
    Obwohl auch Gilbert ein wackerer Mann ist, soweit ich weiß. Zumindest sieht es so aus, als hätten er und sein Halbbruder einander stets geachtet und geschätzt, obwohl alle de Cläres rückhaltlos auf Stephens Seite stehen, während sich dieser Zufallsbruder für die Kaiserin entschieden hatte. Sie sind miteinander aufgewachsen, denn Graf Richard brachte seinen Bastard kurz nach der Geburt nach Hause, und die Großmutter hat sich um ihn gekümmert. Sie haben es bei ihm an nichts fehlen lassen und ihn gut ausgestattet, als er volljährig wurde.
    Jetzt weißt du, wer der Mann ist, nach dessen Siegel du gefragt hast.« Er hatte Cadfael nicht gefragt, wie er in dessen Besitz gelangt war, so daß er es abzeichnen konnte.
    »Und wo befindet sich dieser Geoffrey zur Zeit?« fragte Cadfael. »Wenn er mit seinen Männern jetzt auf Stephens Seite steht, hält er sich wohl noch bei den übrigen in Faringdon auf?«
    »Bestimmt«, sagte der Lahme mit leiser und gleichzeitig scharf klingender Stimme, »aber nicht bei den übrigen.
    Am Tag nach der Übergabe hat man ihn auf einer Trage in die Burg gebracht, nachdem er vom Pferd gestürzt war. Er starb noch in der Nacht und liegt auf dem Friedhof von Faringdon begraben. Er braucht sein Siegel nicht mehr.«
    Das Schweigen, das nach diesen Worten wie angehaltener Atem zwischen ihnen lag, wurde lastend. Dann spürte Cadfael das Echo. Es nahm nicht das Gesagte auf, sondern war der Widerhall unausgesprochener Worte. Zwischen den beiden gab es ein Verständnis, das keiner äußeren Form bedurfte. Ein bereits verkrüppelter Mann, dem ohne weiteres gefährlich werden konnte, was er über gewisse Vorfälle zu berichten wußte, war gut beraten, wenn er seine Zunge im Zaum hielt, sofern er zu allem Überfluß in der Nähe von Mächtigen lebte, die etwas zu verbergen hatten. Forthred wagte sich mit dem Vertrauen, das er Cadfael entgegenbrachte, bereits sehr weit vor, auch wenn dieser die Kutte des Benediktiners trug.
    Daher durfte er ihn nicht dazu veranlassen, offen auszusprechen, was bereits hinreichend klar geworden war, ohne daß es ausdrücklich gesagt werden mußte.
    Nach wie vor wußte er nicht, auf welche Weise Cadfael an das Siegel mit dem Salamander gekommen war.
    »Berichte mir über die Ereignisse jener Tage«, forderte ihn dieser behutsam auf. »Der genaue zeitliche Ablauf ist von entscheidender Bedeutung.«
    »Nun ja, wir standen unter Druck, das stimmt schon.
    Es war ein heißer Sommer, und besonders viel Wasser hatten wir auch nicht, wenn man bedenkt, wie viele Leute in der Burg versorgt werden mußten. Philip hatte seinen Vater von Cricklade aus immer wieder um Entsatz gebeten, ohne eine Antwort zu bekommen. Eines Morgens waren dann die Hauptleute des Königs in der Burg, man hatte sie bei Nacht eingelassen. Brien de Soulis hat uns aufgefordert, keinen Widerstand zu leisten, und uns das Abkommen mit all den Siegeln gezeigt, damit jeder selbst sehen konnte, daß es sein eigenes sowie die der fünf anderen Hauptleute trug. Das bedeutete, daß die Befehlshaber aller Truppen in der Burg zugestimmt hatten, nicht aber die Männer, die zur Verteidigung lediglich mit ihren eigenen Waffen beitrugen. Wer sich von ihnen dem Wechsel nicht fügte, wurde gefangengenommen, wie allgemein bekannt ist. Außerdem waren da noch wir, die Krieger, aber uns blieb so recht keine Wahl, als wir sahen, daß unsere Befehlshaber über uns verfügt hatten.«
    »Und Geoffreys Siegel war bei den übrigen?«
    »Das Siegel ja«, sagte Forthred schlicht. »Er nicht.«
    Nun, das war inzwischen klar und dafür gab es zweifellos gute Gründe.
    »Man hatte uns mitgeteilt, er sei in der Nacht nach Cricklade geritten, um Philip FitzRobert Bericht über den Vorfall zu erstatten, habe aber vor seinem Aufbruch mit eigener Hand als erster

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