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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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abzutreten, der sich kürzlich auf König Stephens Seite geschlagen hat.«
    »Davon habe ich gehört«, sagte Cadfael. »Aber ich habe dort etwas zu erledigen, das keinen Aufschub duldet. Ich nehme an, daß man den Besitzwechsel und das Überwechseln auf die Seite des Königs hier nicht besonders gern sieht.«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Kirche und Dorf läßt er in Ruhe, solange ihm kein Priester oder Schultheiß in die Quere kommt. Aber die Musards waren hier ansässig, seit Wilhelm der Eroberer das Landgut einem von Roberts Vorfahren zu Lehen gegeben hatte, und niemand glaubt, daß es einen Wandel zum Besseren geben wird.
    Seht Euch also vor, Bruder, wenn Ihr unbedingt dort hin müßt. Gewiß tritt Philip von Gloucester jedem Fremden voll Argwohn entgegen, der sich der Burgmauer nähert.«
    »Von mir wird er wohl kaum große Waffentaten befürchten«, entgegnete Cadfael, »und was ich von ihm zu fürchten habe, darauf bin ich vorbereitet. Vielen Dank aber, Freund, für den Hinweis. Wie also muß ich reiten?«
    Ein Achselzucken des anderen zeigte, daß Cadfael nach dessen Ansicht alles Mißgeschick, das ihm widerfahren mochte, auf seinen eigenen Starrsinn zurückführen müsse. »Kehrt zur Straße zurück«, teilte er ihm mit, »und reitet etwa eine gute Meile weiter. Dann führt ein Weg zur Rechten nach Winstone. Überquert den Fluß an der Furt, und wenn Ihr das waldige Gelände auf der anderen Seite hinter Euch habt, seht Ihr die Burg vor Euch liegen. Das Dorf Greenhamsted liegt oberhalb, auf dem Bergkamm dahinter«, fuhr er fort. »Seht Euch vor und kommt heil zurück.«
    »Das hoffe ich mit Gottes Hilfe zu tun«, sagte Cadfael, dankte ihm und wandte sein Pferd, um zur Straße zurückzukehren.
    Es gibt mehr als eine Möglichkeit, in eine Burg zu gelangen, überlegte er, während er durch Winstone ritt. Die einfachste von allen ist für einen einzelnen Mann, der weder über eine Streitmacht noch andere Zwangsmittel gebietet, vor das Tor zu reiten und um Einlaß zu bitten.
    Jeder kann sehen, daß ich waffenlos bin, der Tag neigt sich einem kalten Abend zu, und Gastfreundschaft ist eine heilige Pflicht. Insbesondere obliegt es dem Adel, Geistliehen und bedürftigen Laienbrüdern Obdach und Mahlzeit zu gewähren. Wollen wir also einmal sehen, wie weit Philip FitzRoberts Adel reicht.
    Er spann den Gedanken weiter: Wer mit dem Burgherrn sprechen möchte, sollte einfach darum bitten. Am besten dürfte man dabei mit der Wahrheit fahren. Er hält zwei Männer fest - das ist inzwischen so gut wie sicher! -, die von ihm nichts Gutes zu erwarten haben. Du willst, daß sie unverletzt freigelassen werden und hast gute Gründe vorzutragen, warum er sein Vorhaben noch einmal überdenken sollte. Nichts könnte einfacher sein.
    Warum die Dinge durch Weitschweifigkeit unnötig erschweren?
    Hinter Winstone führte die Straße fast genau nach Westen und wurde allmählich zu einem bloßen Karrenweg, der allerdings häufig benutzt zu werden schien und sich in gutem Zustand befand. Er führte aus dem hier und da von kleinen Baumgruppen und Heidekraut bedeckten offenen Gelände nahezu übergangslos in einen dichten Forst und senkte sich unter den Bäumen in scharfen Windungen in ein tiefes Tal. Weiter unten hörte Cadfael Wasser fließen; es war kein breiter Strom, sondern das eilige Gemurmel eines Flüßchens in einem steinigen Bett. Auf einem schmalen Grashang stand er dann an dessen Ufer, von wo eine noch schmalere Kieszunge ins Wasser führte.
    Dort verlief offenbar die Furt. Auf der anderen Seite stieg der Weg fast ebenso steil wieder an, wie er abgefallen war.
    Ein umgestürzter morscher Baumriese verbarg alles, was Cadfael erwarten mochte, vor seinem Blick.
    Er durchritt den Fluß an dieser Furt und begann, sich aus dem Tal emporzuarbeiten. Unvermittelt geriet er auf gerodetes Gelände, auf dem nicht einmal Büsche standen.
    Vor und über ihm erhob sich auf einer vorspringenden ebenen Felsfläche etwa eine halbe Meile entfernt die Burg La Musarderie.
    Er hatte mit seiner Vermutung recht gehabt: Vier Generationen im Besitz ein und derselben Adelsfamilie hatten genügt, die mit Bruchsteinen aus der Umgebung erbaute Anlage zu erweitern und zu befestigen. Längst waren die fünfundsiebzig Jahre zuvor eilends errichteten Palisaden verschwunden, die dazu gedient hatten, das Besitztum vorläufig zu sichern. Was jetzt vor Cadfael aufragte, war eine von einer Ringmauer mit hoher Brustwehr umschlossene trutzige Festung. Das

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