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Bruder Cadfaels Buße

Bruder Cadfaels Buße

Titel: Bruder Cadfaels Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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erwiderte Cadfael, »und beklage mich weder über das eine noch das andere.«
    »Ich erinnere mich, davon bereits in Coventry aus dem Munde von Menschen gehört zu haben, die Euch kannten. Damals gehörte ich noch nicht zu ihnen«, sagte Philip und zog den Umhang enger um sich. »Auch ich muß Zwiesprache mit Gott halten«, erklärte er und betrat an Cadfael vorbei die Kapelle. »Kommt nach der Messe zu mir.«
    »Diesmal wollen wir uns nicht hinter einer verschlossenen Tür verschanzen, sondern uns mit allen in den Rittersaal begeben«, sagte Philip und nahm Cadfael am Arm, als sie die Burgkapelle nach der Messe verließen. »Nein, Ihr braucht nichts zu sagen, Ihr habt das Eure getan. Ich habe über alles nachgedacht, was im Hinblick auf Brien de Soulis und Yves Hugonin an den Tag gekommen ist. Wenn auch die eine Sache noch nicht erwiesen ist, Schuld hin oder her, so schreit die andere doch zu laut zum Himmel, als daß man darüber hinweggehen könnte. Brien de Soulis anzuklagen, ist es zu spät, zumindest hienieden. Also mag er in Frieden ruhen, so er das kann. Aber Hugonin wage ich nicht länger zu beschuldigen, dazu ist der Zweifel zu groß.
    Kommt und seht mit an, wie ich ihm die Freiheit gebe, damit er reiten kann, wohin auch immer es ihn gelüstet.«
    Im Rittersaal hatte man die auf Böcken ruhenden Tische und die Bänke beiseite geräumt, so daß der große Raum leer war. Das hell auflodernde Feuer in seiner Mitte wurde fleißig geschürt, denn der Winter begann sich mit beißenden Nachtfrösten zu melden. Trotz des Schutzes, den das tief eingeschnittene Flußtal bot, fanden die Winde ihren Weg an jedem Fensterladen vorbei und durch jede Mauerritze. Philips Hauptleute waren dort versammelt und wandten sich dem Burgherrn zu, als er eintrat. Eine Gruppe Reisiger stand in gewissem Abstand herüber, bereit seine Befehle entgegenzunehmen.
    An den Wachhabenden gewandt gebot er: »Hol mir Hugonin aus dem Verlies. Nimm den Schmied mit, damit er ihm die Ketten löst. Man hat mich überzeugt, daß ich ihm den Tod von Brien de Soulis aller Wahrscheinlichkeit nach zu Unrecht vorwerfe. Zumindest ist der Zweifel in mir hinreichend stark, dem Mann die Freiheit zu schenken und ihn jeden Vergehens gegen mich loszusprechen.
    Geh und bring ihn her.«
    Unverzüglich machte sich der Angesprochene daran, den Auftrag auszuführen. Es hatte nichts mit Furcht zu tun, daß die Männer, die Philip dienten, seine Anordnungen umgehend befolgten. Wer ihn fürchtete, hätte die Burg verlassen und anderswo Dienst genommen.
    »Ihr habt mir noch keine Gelegenheit gegeben, Euch meinen Dank zu erweisen«, flüsterte Cadfael in Philips Ohr.
    »Dazu gibt es keinen Grund. Wenn Ihr mir die Wahrheit gesagt habt, tue ich nur, was recht und billig ist. Es kommt vor, daß ich mich übereile, aber es gehört nicht zu meinen Schwächen, mich bewußt gegen die Wahrheit zu stellen.« An einige der Männer gewandt, die nahe der Tür standen, fuhr er fort: »Sorgt dafür, daß sein Pferd gesattelt und seine Satteltasche gut gefüllt wird. Nein, wartet damit etwas. Es kann noch eine Weile dauern, bis er reisefertig ist. Schließlich müssen wir dafür sorgen, daß sich unsere Gäste sehen lassen können, wenn sie davonreiten und nicht mit leerem Magen aufbrechen.«
    Sie verstanden den Wink und gingen, Wasser heiß zu machen und in einen freien Raum zu bringen. Auch die Satteltasche trugen sie dorthin, die man Yves' Pferd abgenommen hatte, als er gefangen hergebracht worden war.
    So dauerte es über eine halbe Stunde, bis der Jüngling in den Rittersaal und vor den Mann gebracht wurde, der ihn festgesetzt hatte. Als er Bruder Cadfael neben Philip stehen sah, fuhr er mit ungläubigem Staunen zurück.
    »Hier ist jemand, der mir gesagt hat, daß ich Euch Unrecht getan habe«, sprach ihn Philip ohne Umschweife an. »Da auch ich inzwischen dieser Ansicht zuneige, gebe ich Euch die Freiheit. Ihr könnt gehen, wohin Ihr wollt, geltet fürderhin nicht mehr als mein Feind und habt von mir nichts zu befürchten.«
    Verständnislos sah Yves von einem zum anderen.
    Offensichtlich konnte er noch nicht fassen, daß man ihn so unversehens aus seinem Verlies ans Licht des Tages gebracht hatte. Es waren kaum Spuren der kurzen Gefangenschaft an ihm zu erkennen, man sah nur eine schmale bläuliche Linie dort, wo die stählernen Fesseln die Haut seiner Handgelenke abgeschürft hatten. Entweder war er an einem trockenen und sauberen Ort untergebracht gewesen, oder er hatte sich

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