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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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rasch erzählt ist. Ich wurde gefangen, und als Bürger von Ganasth war es die Pflicht Jonans, seinen Prinzen zu befreien. Ganz abgesehen davon, daß ich seine Rolle kannte und die Marter vielleicht meine Zunge gelöst hätte. Meine Befreiung hätte auch durchgeführt werden können, ohne Aufsehen zu erregen, doch gab es da noch weitere Gesichtspunkte. Zunächst das Bündnis mit den Barbaren und besonders diese äußerst gefährliche Waffe, die sie in ihrem Besitz hatten. Wir konnten es nicht wagen, sie gegen uns gerichtet zu sehen. Wir mußten sie einfach in unsere Hände bekommen. Außerdem ist Jonan begierig, dich zu heiraten, Sathi, und ich muß gestehen, die Idee ist gut. Mit dir als Geisel wird Ryvan leichter zu behandeln sein. Später kannst du als nominelle Herrscherin der Stadt, als Vasall von Ganasth zurückkehren, was unsere Eroberung bedeutend erleichtern dürfte. Ein Kinderspiel wird es dennoch nicht werden, weil die Dämmerungsleute wohl keine große Freude daran haben werden, in die dunklen Länder geschafft zu werden, um uns Platz zu schaffen.«
    Sathi begann leise zu weinen. Kery strich ihr über das Haar und schwieg.
    Mongku setzte sich auf und langte nach dem Stück Fleisch, das ihm der Soldat reichte. »Und so ließen mich Jonan und einige Vertraute aus dem Gefängnis, und wir gingen dir auf das Dach des Palastes nach, nachdem man dich auf dem Weg dorthin beobachtet hatte. Wir lauschten eine Weile eurem Gespräch und erfuhren auf diese Weise, daß wir das Glück hatten, auch die Teufelspfeife aus dem Norden in unseren Besitz bekommen zu können. Daher überwältigten wir dich. Jonan war für deinen Tod, Freund Kery, ich wies jedoch darauf hin, daß du lebend für uns von größerem Wert seist. So wird zum Beispiel Sathi viel eher auf unsere Vorschläge eingehen, denn Drohungen gegen dich werden sie wohl mehr bewegen als solche gegen sie selbst, denke ich.«
    »Du erbärmlicher Hund«, sagte Kery tonlos.
    Mongku hob die Schultern. »Ich bin gar nicht so schlecht, aber Krieg ist Krieg, und ich habe das Volk von Ganasth zu lange hungern gesehen, um für einen Haufen Dämmerungsleute viel Zuneigung aufzubringen. Jedenfalls schlüpften wir ungesehen aus der Stadt. Jonan konnte nicht zurückbleiben, denn wenn sowohl die Königin wie auch ich verschwänden, für die er beide verantwortlich war, wäre es für viele klar, wen sie dafür anzuklagen hätten. Außerdem ist Sathis zukünftiger Gemahl zu wertvoll, um in einer Schlacht zu fallen. Und ich selbst möchte meinem Vater, dem König, gern berichten, welche Fortschritte unsere Eroberung gemacht hat. Unser Ziel ist also Ganasth.«
    Ein langes Schweigen entstand, während das Feuer zuckte und prasselte und hoch oben die Sterne funkelten. Endlich richtete sich Sathi auf und sprach mit leiser, aber harter Stimme: »Jonan, ich schwöre, du stirbst, wenn du mich heiratest. Das verspreche ich dir.«
    Der General gab keine Antwort. Er starrte brütend in die Dunkelheit.
    Sathi schmiegte sich wieder an Kerys Seite und schlief bald ein.
     
    *
     
    Weiter und weiter. Nun hatten sie die Dämmerzone ganz hinter sich gelassen. Nacht war eingefallen, und sie ritten immer noch ostwärts. Sie waren zäh, diese Ganasthi; sie hielten nur zum Schlafen, schlangen rasch Nahrung in sich hinein, wechselten die Reittiere und ließen die Meilen rasch hinter sich. Es wurde wenig gesprochen. Während der Rastzeiten waren sie zu müde und während des Rittes zu sehr in Eile. Mit Sathi konnte Kery nur kurze Blicke tauschen, ihr die Hand drücken und einige wenige Worte mit ihr wechseln, während die Ganasthi mit glühenden Augen zusahen. Sie ist ein tapferes Mädchen, dachte Kery. Der grausame Ritt nahm sie sehr her, doch äußerte sie keinen Laut der Klage. Sie war immer noch Königin von Ryvan!
    Und Ryvan selbst – wie konnte es in der Verzweiflung über seinen Verlust ausharren? Kery hielt es für möglich, daß der Rote Bram die Herrschaft ergriffen und die Einwohner zu Kampfesmut angestachelt hatte, doch eine lange Belagerung konnten sie nicht ertragen.
    Was aber lag vor ihm, vor Sathi und der erbeuteten Waffe der Götter?
    Noch nie hatte er sich in einem so grimmigen Land befunden. Es war dunkel, ewig dunkel. Nacht, Kälte und die frostig glitzernden Sterne lagen über dem Land, Schatten und Schnee, und ein heulender Wind fraß sich durch Pelz und Fleisch und nagte an den Knochen. Der Mond wurde hier voller als im Dämmerungsgürtel. Seine kühlen, weißen Strahlen ergossen

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