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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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die Männer werden hart in ihrem Bemühen, der hartnäckigen Erde Leben abzuringen. Doch wir haben Platz, den Himmel und die Freiheit. Da gibt es kleine Hütten und große Hallen, Jagden, die Spiele und die Gesänge um lodernde Feuer, und … ja …« Seine Stimme verlor sich.
    »Du ließest eine Frau zurück, nicht wahr?« fragte sie sanft.
    Er nickte. »Morna von Dagh mit ihren sonnenfarbenen Flechten und der anmutigen Gestalt und dem Lachen, das wie Regen klang, der auf durstigen Boden fällt. Wir waren sehr verliebt.«
    »Doch sie kam nicht mit?«
    »Nein. Das wünschten so viele, daß die Unverheirateten losen mußten, und sie verlor. Ich konnte nicht zurückbleiben, denn ich war der Erbe der Broina, und die Götterpfeife sollte einmal mein sein.« Er lachte bitter. »Ihr seht, was es mir eingebracht hat!«
    »Aber selbst so … Konntest du sie nicht vor der Abreise heiraten?«
    »Nein. Eine solche überstürzte Heirat ist gegen das Clangesetz, und Morna wollte es nicht brechen.« Kery zuckte die Schultern. »So wanderten wir aus der Heimat, und seither habe ich sie nicht gesehen. Aber sie wird auf mich warten. Wir werden warten, bis … bis …« Er hatte seine Hand halb erhoben, aber als er wieder zu den Feuern der Belagerer sah, fiel sie kraftlos in seinen Schoß zurück.
    »Und du würdest nicht bleiben?« Sathis Stimme klang so leise, daß er sich ganz nahe zu ihr beugen mußte, um sie zu verstehen. »Selbst wenn Ryvan seine Feinde zurückschlüge, wenn tapfere Männer benötigt würden und die höchsten Ehren Ryvans erringen könnten, würdest du auch dann nicht bleiben?«
    Einige Augenblicke lang saß Kery reglos und zog sich ganz in sein Inneres zurück. Er war ein wenig mit der Art der Frauen vertraut. Auf der staubigen Wanderung hatte es genug gegeben – kurze Begegnungen und verblassende Erinnerungen. In seiner Seele war nur Platz für das glänzende Bild eines unvergessenen Mädchens. Es war offensichtlich, was diese Frau, eine junge, schöne Königin, sagen wollte, und normalerweise hätte er nicht gezögert. Besonders, da die Leute von Killorn unter Fremden waren, die ihnen nicht trauten, und sie jeden Freund brauchten, den sie finden konnten. Und die Broina waren von einem koboldhaften Clan und ließen sich niemals von Skrupeln plagen. Aber er mochte Sathi. Sie war tapfer, großzügig, weise und so rührend jung. Sie hatte so wenig Gelegenheit gehabt, in der Einsamkeit des Herrscheramts die harten Tatsachen des Lebens kennenzulernen, und nur ein Schurke würde sie verletzen.
    Sie seufzte leise und rückte ein wenig von ihm ab. Kery glaubte zu bemerken, wie sie sich versteifte. Man weist das Angebot einer Königin nicht zurück.
    »Sathi«, sagte er, »um Euretwillen könnte vielleicht selbst ein Mann von Killorn seine Heimat vergessen.«
    Sie wandte sich ihm halb zu, zögernd und ihrer und seiner nicht sicher. Er nahm sie in die Arme und küßte sie.
    »Kery, Kery«, flüsterte sie, und ihre Lippen näherten sich wieder den seinen.
    Er fühlte mehr die Schritte, als daß er sie hörte, und wandte sich mit der tierhaften Wachsamkeit des Barbaren um. Jonan stand da und beobachtete sie.
    »Verzeiht«, sagte der General heiser. Er beherrschte sich mühsam. Dann plötzlich: »Eure Majestät! Dieser Wilde beleidigt Euch!«
    Sathi hob stolz ihr dunkles Haupt. »Dies ist der Prinzgemahl des Ryvanischen Reiches«, sagte sie hochmütig. »Benimm dich entsprechend. Du kannst gehen.«
    Jonan knurrte und hob einen Arm. Kery sah Bewaffnete hinter den hohen, blühenden Hecken hervortreten, und sein Schwert flog förmlich aus der Scheide.
    »Wachen!« schrie Sathi.
    Die Männer kamen heran. Kerys Klinge dröhnte gegen einen Schild. Von beiden Seiten drangen sie auf ihn ein. Lanzenschafte trafen seinen ungeschützten Kopf …
    Er fiel in tobende Schwärze, während sie nochmals auf ihn einschlugen. Er fiel und wirbelte in einen Abgrund der Nacht. Verschwommen, ehe ihn die endgültige Finsternis überwältigte, sah er den weißen Bart und das maskengleiche Gesicht des Prinzen aus Ganasth.
     
    *
     
    Ein langer und anstrengender Ritt lag hinter ihnen, als sie anhielten, und Kery fiel fast von dem Pferd, auf das sie ihn gebunden hatten.
    »Ich habe mir gedacht, daß du bald aufwachst«, sagte der Mann von Ganasth. Er hatte eine leise Stimme und sprach ganz gut die aluardische Sprache. »Es tut mir leid. Dies ist nicht die Art, einen tapferen Mann zu behandeln. Da …« Er schenkte ein Glas Wein ein und reichte es

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