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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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im Dunkeln zu sehen vermochten.
    Er würde sterben, Sathi einen verhaßten Bund eingehen und Killorn in Kürze die Heimat von Fremden sein.
    Endlich mußte es ihm gelungen sein, seine Verfolger abzuschütteln, denn als er durch die Hügel gestreift war, fand er keine Spur mehr von den Kriegern, die nach ihm gesucht hatten. Und so hatte er den Weg nach der Stadt eingeschlagen, um ein hoffnungsloses Vorhaben durchzuführen.
    Es galt, eine Frau und eine Waffe in der innersten Befestigung eines Feindes zu finden, dessen Sprache er nicht einmal kannte. Wahrhaftig, selbst die Götter mußten darüber lachen!
    Leute strömten aus und ein. Niemand achtete auf ihn. Aber in der langen Einfahrt war es pechschwarz, und nur ein Ganasthi vermochte seinen Weg zu finden. Blind tappte Kery sich voran, prallte gegen Menschen und betete, daß kein Blick seine Verkleidung durchdringen möge. Als er das Freie erreichte, zitterte er. Er ging im Schatten der Häuser weiter und fühlte den kalten Wind auf den Wangen. Doch wohin sollte er sich wenden? Wohin?
    Er entschloß sich für die Stadtmitte, denn die meisten Herrscher zogen es vor, dort ihren Sitz aufzuschlagen.
    Die Ganasthi waren ein schweigsames Volk. Bis auf das Geräusch des Schnees unter den Sohlen der Vorübergehenden war kaum ein Laut zu vernehmen. Menschenmassen strömten gespenstisch über große Marktplätze, kauften und verkauften mit knappen Gesten oder kurzen Worten. Eine Stadt von Geistern. Kery fühlte sich ebenfalls als Geist, der ohne Hoffnung auf die Zitadelle des Höllenfürsten zueilte. Endlich fand er den gesuchten Ort. Er zog sich in den Schatten eines Hauses zurück, betrachtete das Gebäude und wog seine Chancen ab.
    Eine hohe Mauer umgab den Palast, von dem er das Dach sehen konnte. In der Nähe erspähte er eine kleine Pforte, die nur von einem Posten bewacht wurde.
    Jetzt! Bei allen Göttern, jetzt!
    Einen Augenblick lang verließ ihn der Mut, und er verharrte zitternd und leckte sich die trockenen Lippen. Es war nicht Todesfurcht, die ihn gepackt hatte. Aber er dachte an die Aufgabe, die vor ihm lag, an ihre Schwierigkeit, und was ein Versagen für Folgen haben würde. Und sein pochendes Herz schien den Brustkorb sprengen zu wollen. Worauf konnte er überhaupt hoffen? Was für Pläne hatte er? Nach einer wilden Flucht hatte er Ganasth erreicht, und dabei hatte er kaum eine Schlafzeit lang vorausgedacht. Doch jetzt – jetzt mußte er eine Entscheidung treffen, und er vermochte es nicht. Mit einem Knurren trat Kery auf die Straße.
    Niemand war zu sehen, denn der Verkehr hatte sich in diesem Stadtteil verringert. Doch jeden Augenblick mochte jemand um eine der Biegungen der gewundenen Straße treten und ihn beobachten. Es galt rasch zu handeln.
    Er trat auf den Wächter zu, der ihm einen Blick zuwarf, in dem kaum Verdacht lag. Was sollte er im Herzen von Ganasth schon fürchten?
    Kery zog sein Schwert und sprang vor. Der Wächter schrie auf und fällte die Pike. Kery hieb den Schaft zur Seite und gelangte an den Feind heran. Sein Schwert zuckte vor und durchbohrte den Hals des anderen. Mit einem Gurgeln taumelte der Posten und brach klirrend zusammen. Jetzt rasch!
    Kery nahm den Helm des Mannes und setzte ihn sich auf. Seine langen Locken waren hell genug, um bei flüchtiger Betrachtung als die eines Ganasthi zu gelten, und das Visier verdeckte seine Augen. Er warf die Parka ab und zog die blutbefleckte Tunika und den Umhang an. Dann ergriff er die Pike und trat durch die Pforte.
    Jemand schrie auf, und auf den Gartenwegen vor ihm wurde das Geräusch rennender Füße hörbar. Man war aufmerksam geworden. Wild blickte Kery sich im bleichen Gestrüpp um, das unter dem Mondlicht wuchs. Er kroch zwischen die fleischigen Wedel des größten Busches und verbarg sich darin. Wachen kamen den Pfad entlang gerannt. Das Mondlicht blickte wie kaltes Silber auf den Spitzen ihrer Speere. Auf dem Bauch kroch Kery durch die Gewächse dem schwarzen Palast zu. Dort angekommen, blieb er liegen und betrachtete das Ziel seines nächsten Angriffs. Das Gebäude war langgestreckt, etwa vier Stockwerke hoch und aus poliertem schwarzen Marmor gebaut. Zwei Wächter waren in Sicht, die aufmerksam in der Nähe einer Tür standen. Die anderen mußten der Ursache des Lärms nachgegangen sein. Zwei …
    Kery erhob sich und raste über die freie Strecke auf die beiden zu. Der bekannte Helm und die Tunika mochten sie einen Augenblick lang verwirren.
    »Vashtang! « schrie der eine.
    Die

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